Nah dran, aber mit Blick aufs Ganze

Porträt

Nah dran, aber mit Blick aufs Ganze

Von Ute Kaiser

 

Den Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Baden-Württemberg hat Kathrin Haas nicht bereut. Ihre Arbeit beim Landratsamt Tübingen entspricht dem, was die Sozialarbeiterin mit Masterabschluss in Sozialmanagement beruflich tun möchte. Die 33-Jährige leitet seit September 2017 das Sachgebiet „Fachdienst für Geflüchtete“ und ein Team von 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – von den Integrationsmanagern bis zur Flüchtlingsbeauftragten.

Die Aufgaben sind so vielfältig wie die Lebenslagen der Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind: Schwerpunkt ist aber das Integrationsmanagement (siehe „Aufgaben des Integrationsmanagements“). In diesem Bereich arbeiten die meisten Beschäftigten. Ein Team hat sich auf die Integration in den Arbeitsmarkt spezialisiert. Aber auch wer über eine Rückkehr ins Herkunftsland nachdenkt, bekommt Antwort auf alle Fragen.

Geboren und aufgewachsen ist Kathrin Haas in Sonthofen. Zum Studium zog sie vom Oberallgäu an den Rhein. Dort studierte sie zunächst Jura, weil sie „in die Entwicklungshilfe gehen“ wollte. Ein Jahr lang arbeitete sie in verschiedenen Entwicklungshilfeprojekten und -institutionen mit – und entdeckte die Soziale Arbeit für sich. Deshalb wechselte Haas an die Technische Hochschule Köln, machte den Bachelor in Sozialer Arbeit und schloss dann ein Masterstudium an.

Damals war sie ziemlich „wissenschaftlich unterwegs“, so Haas. Sie evaluierte zum Beispiel Arbeitsförderprogramme. Ihre Erfahrungen kommen ihr als Sachgebietsleiterin zugute. „Es hilft, Kommunen oder der Politik Daten zu liefern.“ Die dienen als Basis für Entscheidungen. Aber Haas sammelte auch praktische Erfahrungen in der sozialen Arbeit in einem Kölner Stadtteil mit hoher Arbeitslosigkeit. Sie und das Team waren nah dran am Leben der Klienten und an ihren Problemen.

Nach zehn Jahren im Westen Deutschlands zog es Haas wieder in den Süden der Republik. Ihr Ziel, dort eine Arbeit zu finden, bei der sie „überregional tätig sein, etwas koordinieren und etwas bewegen“ kann. Das hat sie erreicht. Die Arbeit bleibt auch nach mehr als einem Jahr spannend: „nicht so weit von den Menschen weg und dennoch mit dem Blick aufs Ganze“. Nur die Themen haben sich im Lauf der Zeit geändert. Es geht den Geflüchteten mittlerweile weniger um die Sicherung ihrer Grundbedürfnisse, so Haas’ Erfahrung. Sie beschäftigen sich eher mit der Anerkennung von Schul- oder Berufsabschlüssen, mit Praktika und der Suche nach Jobs und festen Arbeitsplätzen.

Eine sichere Stelle haben die meisten Beschäftigten in Haas’ Sachgebiet nicht. Ein Teil der Arbeitsverhältnisse endet am 31. März nächsten Jahres, ein anderer Teil Ende 2020. Der 2017 auf 24 Monate geschlossene Integrationspakt läuft aus. „Wir brauchen ein Signal vom Land“, sagt die Sachgebietsleiterin – entweder eine Verlängerung oder ein Anschlussprojekt. Denn: „Integration ist keine Sache von zwei Jahren.“ Weder für Geflüchtete noch für Integrationsmanager.

 

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