Hilfe holen, wenn alles sinnlos erscheint

Von Oula Mahfouz und Feras Trayfi

“Depression ist kein Zeichen von Schwäche, sie ist ein Zeichen dafür, dass man versucht, lange Zeit stark zu bleiben.”

Sigmund Freud

 

Spüren Sie eine ständige Traurigkeit, die Sie nicht loswerden können? Ist Ihr ständiger Begleiter Weinen? Hat alles, was Sie geliebt haben und Ihnen Glück und Freude gemacht hat, keinen Sinn mehr? Sie schlafen zu viel oder Sie können nicht schlafen, obwohl sie es sich so sehr wünschen? Sie haben keine Energie oder Lust mehr, sich mit jemandem zu treffen und zu sprechen? Essen ist das Letzte, worüber Sie nachdenken – und wenn Sie essen, macht es keinen Unterschied, ob das Essen salzig oder fad ist? Sie wollen nicht mehr körperlich oder geistig aktiv sein? Es ist schwer für Sie, sich zu konzentrieren, und Sie haben das Gefühl, dass Sie Ihr Gedächtnis verlieren? Schließlich haben Sie einen Punkt erreicht, wo Sie Stimmen im Inneren nicht mehr kontrollieren können, die Ihnen sagen, dass Sie all diesen Schmerz loswerden können, wenn Sie Ihr Leben beenden?

Wenn Sie diese Symptome oder einige von ihnen mehr als zwei Wochen haben, ignorieren Sie diese nicht und bitten Sie um Hilfe. Sie leiden womöglich an einer Depression, einer Krankheit, die sich schnell in der Welt ausbreitet. Sie betrifft nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 320 Millionen Menschen. Die Erkrankung kann zum Suizid führen. Jedes Jahr bringen sich fast 800.000 Menschen um. Depression ist die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen.

Hilfe gibt es beim „Arbeitskreis Leben“ in Tübingen. Für Erwachsene unter der Telefonnummer: 07071 / 19298 oder per E-Mail: akl-tuebingen@ak-leben.de, für junge Menschen bis 21 Jahre als Online-Jugendberatung unter der Telefonnummer 07071 / 254281 oder via E-Mail: info@youth-life-line.de

 

Ein Team von tünews INTERNATIONAL sprach mit der syrischen Ärztin Hazar Al Barazi.

 

tünews: Frau Al Barazi, was ist Depression?

Al Barazi: Depression ist eine Krankheit, die die Seele und den Körper und die Art und Weise beeinflusst, wie Sie denken und handeln. Die wahre Ursache der Depression ist noch nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass diese durch mehrere Faktoren verursacht wird, zum Beispiel:

Biologische Faktoren: Neurotransmitter sind stimmungsbezogen und spielen bei Depressionen eine Rolle. Dies wirkt sich auch auf das hormonelle Ungleichgewicht aus.

Genetische Faktoren: Menschen mit Verwandten, die Depression oder physische Krankheiten haben, sind anfälliger.

Soziales Umfeld: starker psychischer Druck, psychische Belastungen und schlechte Kindheitserfahrungen gehören zu den wichtigsten Ursachen für Depressionen. Diese seelischen Faktoren sind aber oft nicht ausreichend für die Entwicklung der Krankheit. Eine Depression hat auch genetische und organische Auslöser.

 

tünews: Welche Arten von Depressionen gibt es?

Al Barazi: Depression ist entweder eine primäre Krankheit oder wird durch eine andere körperliche Erkrankung wie eine Schilddrüsenerkrankung verursacht. Oder sie hängt mit einer anderen körperlichen Erkrankung wie Krebs zusammen. Oder sie ist Folge von Nebenwirkungen der Behandlung mit Cortison-Medikamenten. Darüber hinaus gibt es mehrere Arten von Depressionen wie zum Beispiel saisonale wetterbedingte Depression, postpartale Depression der Mutter nach einer Geburt, Depression bei Kindern, bipolare Depression, psychotische Depression und posttraumatischen Stress.

Wenn sie nicht richtig behandelt werden, können Depressionen mehrmals auftreten und sogar zu einer chronischen Krankheit werden.

 

tünews: Welche Gruppen sind von Depressionen bedroht?

Al Barazi: Frauen sind in der Regel verdoppelt von Depressionen betroffen, zum Beispiel in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Diese führen bei den Frauen zu Hormonveränderungen.

 

tünews: Wie werden Depressionen behandelt?

Al Barazi: Es gibt zwei Hauptwege zur Behandlung von Depressionen, nämlich Psychotherapie und medikamentöse Therapie. Es wird empfohlen, beide Methoden gleichzeitig anzuwenden, da die medikamentöse Therapie eine Ergänzung zur Verhaltens- und psychologischen Therapie ist.

tünews: Frau Al Barazi, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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Impressionen zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie: Foto: tünews INTERNATIONAL; Roula AL Sagheer, 13.05.2020

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