Rückkehr in ukrainische Frontstädte

Hannas Mutter kehrte Mitte Juni 2022 aus Tübingen nach Charkiw in der Ukraine zurück, in ein zerstörtes Haus. Auch viele ihrer Freunde sind gerade dabei, in die Stadt zurückzukehren, in der immer noch russische Raketen einschlagen. Etwa ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung ist nach der Eskalation des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 geflohen. Von den etwa 44 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern kamen über sieben Millionen in europäische Staaten außerhalb der Ukraine, weitere etwa sieben Millionen blieben innerhalb der Ukraine. Dies teilte die Flüchtlingsagentur der UN (UNHCR) in ihrem Update zur Situation der Ukraine Nr. 28 vom 2. September 2022 mit.
Das ukrainische Regionalbüro der Internationalen Organisation für Migration (IOM), einer anderen UN-Organisation, teilte tünews INTERNATIONAL auf Anfrage am 31. August mit, dass etwa sechs Millionen dieser Geflüchteten seit dem Beginn der russischen Angriffe am 24. Februar wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt sind. Von diesen seien die meisten aus ukrainischen Fluchtorten zurückgekehrt, etwa 15 Prozent aus dem Ausland, das wären etwa 900.000 Menschen. Diese Zahlen haben politische Bedeutung und sind umstritten. So behauptete der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk in einem „Talk“ mit der deutschen BILD-Zeitung „Die richtigen Fragen“ im Juni, dass mehr Geflüchtete in die Ukraine zurückkehren als nach Deutschland einreisen würden. Man solle sich hier Gedanken darüber machen, warum viele Ukrainer „keine Lust haben, hier zu blieben.“ Menschen aus der Ukraine, die tünews INTERNATIONAL befragte, drückten demgegenüber ihre Dankbarkeit aus.
Dass Hannas Mutter nach zwei Monaten Tübingen zurückgegangen ist, habe andere Gründe. In Charkiw habe die Mutter Angst, aber es sei ihre Heimat. Und dahin ging sie zurück, wie viele andere Menschen. Hanna berichtet von einem Kollegen ihrer Mutter, den sie nach ihrer Rückkehr traf. Der habe vor dem Arbeitsbeginn einen Magnolienbusch gekauft und ihn in seinem Garten gepflanzt. Und dies, obwohl russische Soldaten am selben Morgen in zwei Stadtbezirke schossen. Hanna: „Das ist Charakterstärke und die Fähigkeit, sich in jedem Fall am Leben zu freuen. Das ist Charkiw. Das ist Ukraine!“

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Kriegsgebiet in der Ukraine. Zerstörte Gebäude. Foto: tünews INTERNATIONAL / Yana Rudenko.

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