„Klimaterroristen“ und „Sozialtourismus“ sind Unwörter des Jahres 2022

Ein Wort kann verleumdend oder diskriminierend sein. Ein solches Wort wird als Unwort bezeichnet. Eine Jury wählt jedes Jahr die Unwörter des vergangenen Jahres. Für das Jahr 2022 setzte die Jury den Begriff „Klimaterroristen“ auf Platz eins. Damit würden Aktivisten für mehr Klimaschutz „kriminalisiert und diffamiert“, heißt es in der Begründung. Durch die Gleichsetzung mit Terrorismus würden „gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt“.
Auf Platz zwei kam der Begriff „Sozialtourismus“. CDU-Chef Friedrich Merz hatte ihn abwertend im Zusammenhang mit Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchteten, verwendet – sich nach heftiger Kritik aber entschuldigt. Der Begriff unterstellt, dass die Geflüchteten nur kommen, um vom deutschen Sozialsystem zu profitieren. Das Wort diskriminiere sie und verschleiere ihr „prinzipielles Recht“, Schutz zu suchen, kritisierte die Jury.
Der Begriff „defensive Architektur“ landete auf dem dritten Platz. Er beschreibt eine „menschenverachtende Bauweise“, so die Jury. Diese Architektur soll verhindern, dass zum Beispiel Obdachlose sich länger an öffentlichen Orten aufhalten wie auf Parkbänken oder an Bushaltestellen. Die Jury kritisierte den Begriff „defensive Architektur“ als irreführend und beschönigend.
Die unabhängige Jury aus SprachwissenschaftlerInnen, einer Journalistin und einem Mitglied aus dem Kultur- oder Medienbereich wählt die Unwörter aus. Sie hatte diesmal knapp 1500 Vorschläge aus der Bevölkerung bekommen. Ein Ziel der sprachkritischen Aktion ist seit 1991, für diskriminierende, irreführende oder gegen die Menschenwürde verstoßenden Sprachgebrauch und Formulierungen zu sensibilisieren. Dafür werden aus Sicht der Jury unangemessene Begriffe ausgewählt – wie zum Beispiel 2021 das Unwort des Jahres: „Pushback“.
Weitere Infos unter: https://www.unwortdesjahres.net/wp-content/uploads/2023/01/Pressemitteilung_Unwort_2022_Januar_2023_Version_final.pdf

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Unwort des Jahres 2023. Foto: tünews INTERNATIONAL / Martin Klaus.

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