Damaskus: die Heimat von Rosen, Iris und Jasmin

Von Oula Mahfouz
Wenn vom alten Damaszener Haus die Rede ist, entsteht sofort ein Bild eines Ortes, der von dem Duft von Blumen, besonders Jasmin, Iris und Damaszener Rosen, erfüllt ist.
Der Ursprung der Damaszener Rose ist umstritten, doch verbreitete sie sich von Damaskus aus in alle Welt und bekam von dieser Stadt ihren Namen. Dichter und Schriftsteller haben sie besungen, und sie wurde in Legenden erwähnt.
Zunächst verbreitete sie sich in Europa. Zeichnungen der Rose finden sich immer noch auf den Fliesen der Alhambra in Granada in Andalusien. Abd al-Rahman al-Dakhil brachte sie aus Damaskus. Er brachte auch Oliven, Palmen, Baumwolle, Granatäpfel, Feigen, Narzissen, Tulpen, Damaszener-Jasmin und viele andere Pflanzen mit. Pilger und Händler führten sie im Maghreb, in der Türkei und im Iran ein.
Schon bald wurde die Damaszener Rose in vielen Ländern Europas gezüchtet, auch in Andalusien. Später entwickelte sich daraus eine Industrie im Königreich Kastilien, aus der die kastilische Rose (Galicien) hervorging, eine Weiterentwicklung der Damaszener Rose. Sie ist das, was wir heute als französische Rose kennen. Die Muslime in Andalusien bauten ab dem 9. Jahrhundert eine große Produktion für das Öl der ursprünglichen Damaszener Rose auf. Für viele andalusische Süßspeisen wird Rosenwasser verwendet. Der Duft des Rosenwassers wurde zum offiziellen diplomatischen Duft der königlichen Räte. Die rote Damaszener Rose wurde zum politischen Symbol von Sevilla und Granada und zu einem wesentlichen Design-Element der Flamenco-Kleidung.
Der Brauch, Wasser mit Rosenwasser zu trinken, erreichte Damaskus im 16. Jahrhundert erneut mit den jüdischen und muslimischen Geflüchteten aus Granada. Die Juden aus Granada ließen sich im Ostteil der Altstadt von Damaskus nieder. Die Frauen in Damaskus begannen, Kleider mit Mustern der Damaszener Rose zu tragen. Diese Designs basierten auf den Mustern der aus Granada geflüchteten Frauen. Die Ankunft dieser Geflüchteten beeinflusste alle Aspekte des Lebens in Damaskus. Sie wurden zur Hauptquelle für Mode, Essen und soziale Bräuche. In Spanien verbreitete sich die kastilische Rose auf Kosten der einheimischen Damaszener Rose, als die christlichen Königreiche expandierten.
Der Wissenschaftler und Arzt Ibn Sina (Avicenna) gilt als der erste, der zu Beginn des elften Jahrhunderts die aromatischen und destillierten Vorteile dieser Pflanze entdeckte. Er beschrieb sie als „eine Quelle natürlicher Heil-, Ernährungs- und Kosmetikprodukte“. Natürliches Rosenwasser ist wohltuend für die Haut, lindert Koliken, wirkt schmerzstillend und beruhigt das Verdauungssystem. Rosenblüten sind ein natürliches Heilmittel gegen Erkältungen, Grippe, und Halsschmerzen. Sie werden auch zur Herstellung von Sirup und Marmelade verwendet.
Die Rose ist ein mehrjähriger Strauch, der sehr tolerant gegenüber Umweltbedingungen ist. Damaszener Rosenfelder waren in und um Damaskus verstreut. Nachdem hundert Tausende von Zivilisten aufgrund des Krieges aus mehreren syrischen Städten in die nördlichen Regionen, einschließlich Idlib, vertrieben wurden, kamen mit ihnen auch neue Pflanzen, darunter die Damaszener Rose. Die Erntezeit in Syrien liegt zwischen Mai und Juni. Es dauert etwa fünf Jahre, bis die Pflanzen einen wirtschaftlichen Ertrag abwerfen.
Es ist bemerkenswert, dass die Damaszener Rosenwasser- und -ölindustrie derzeit in Ländern wie der Türkei, Marokko, Bulgarien und dem Iran verbreitet ist. In der Stadt Ghamsar im Iran wird Rosenwasser nur für die Reinigung der Heiligen Kaaba hergestellt. Es ist nicht auf dem freien Markt erhältlich.
Eine weitere Pflanze, die es nur in Damaskus gibt, ist die Damaszener Iris. Diese wächst ausschließlich am Berg Qasioun und gilt als die Art mit dem höchsten Aussterberisiko. Die syrische Regierung interessiert sich nicht dafür. Das vollständige Aussterben der Iris wird nur dadurch verhindert, dass sich ihr Lebensraums in einem Militärgebiet befinden. Zivilisten können deshalb das Gebiet nicht betreten. Zudem sind die Hänge, an denen die Überreste der Iris wachsen, so steil, dass sie schwer erreichbar sind und nicht bebaut werden können.
Auch Jasmin wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem der Symbole von Damaskus. Diese Blume ist eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Deshalb hat sie für Syrer einen hohen moralischen Wert. Jasmin hat sich in den Obstgärten in Ghouta, auf den Balkonen der Häuser und in der Nähe der Mauern alter Gebäude ausgebreitet. Diese Pflanze bleibt eines der Hauptmerkmale des Damaszener Hauses – und ihr Duft weht überall hin.

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Anbau von Damaszener Rosen im Umland von Damaskus. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Maison Abdulwahid.

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