Die Haftpflichtversicherung für ein Auto kann ganz schön teuer sein. Vor allem FahranfängerInnen zahlen oft hohe Beiträge. Da klingen Angebote der Versicherungen verlockend, die einen deutlich günstigeren Tarif versprechen, wenn Autofahrer eine App installieren, die alle Fahrdaten erfasst. Können sie damit beweisen, besonders vorsichtig zu fahren, beträgt der Rabatt oft bis zu 30 Prozent. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) rät jedoch, ein solches Angebot gut zu prüfen, denn es kann auch Nachteile mit sich bringen. Wer etwa viel im Berufsverkehr unterwegs ist, oft an Unfallschwerpunkten vorbeikommt oder selbst gerne (zu) schnell fährt, wird kaum in den Genuss einer Ermäßigung kommen. In Einzelfällen könnte es sogar teurer werden, heißt es auf der Homepage der BaFin. (BaFin | Telematik-Tarife)
Schlechte Noten für Nachtfahrten
Der Fachbegriff für diese Art von Versicherung heißt Telematiktarife. Sie heißen je nach Versicherungsgesellschaft verschieden, funktionieren aber im Prinzip alle gleich. Über technische Einrichtungen wie einen Sensor im Auto und eine App auf dem Smartphone wird das Fahrverhalten erfasst. An die Versicherungsgesellschaft wird also weitergeleitet, wie zügig jemand unterwegs ist, wie schnell er oder sie beschleunigt und wie häufig man bremst. All das fließt in eine Bewertung ein. Einbezogen werden auch Dinge wie häufige Fahrten bei Dunkelheit – sie gelten als riskant – oder tagsüber auf der Autobahn, was als ziemlich sicher eingestuft wird. Wer vorsichtig fährt und Risiken vermeidet, bekommt eine gute Bewertung und erhält im nächsten Jahr einen Rabatt auf die Versicherungssumme. Aus Sicht des ADAC sind Telematiktarife vor allem für junge FahrerInnen interessant, die im System der Schadensfreiheitsstufen meist viel Geld bezahlen müssen.
Viele Daten erfasst
Die BaFin räumt ein, dass die Tarife Vorteile haben, weil sie dazu anhalten, möglichst umsichtig zu fahren. Aber sie nennt eben auch Nachteile, darunter einen ganz banalen: „Telematik-Apps verbrauchen Datenvolumen“. Die Verbraucherzentrale mahnt: „Ein Telematik-Tarif bedeutet aber, dass die Versicherung Ihr Verhalten genau aufzeichnet. Und: Sie werden mehr zahlen müssen, wenn Ihr Fahrverhalten der Versicherung nicht gefällt.“ Die VerbraucherschützerInnen weisen aber auch noch auf ein anderen Problem hin: „Ist ein Unfall passiert oder wirft Ihnen jemand vor, zu schnell gefahren zu sein, wecken die erfassten Daten Begehrlichkeiten: Versicherungen, Polizei und Unfallgegner könnten an den Speicher Ihres GPS-Geräts wollen. Wenn sich dessen Daten nicht mit Ihrer eigenen Wahrnehmung decken, drohen Probleme. Wollen Sie kleinere Unfälle nicht der Versicherung melden, weiß die unter Umständen dennoch darüber Bescheid“, heißt es auf der Homepage (Verbraucherzentrale | Telematik-Versicherungen). Schwierig kann es auch werden, wenn ein Auto von mehreren Personen mit unterschiedlichem Fahrstil gefahren wird. Wer einen solchen Tarif abschießt, gibt außerdem viele Daten preis: Es wird auch festgehalten, wohin jemand fährt, wo er übernachtet und wann er oder sie nach Hause kommt.
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Autoverkehr auf den Straßen Tübingens. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Mostafa Elyasian.
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