Deutsch lernen: Lobna hat das C1-Niveau geschafft

An ihr erstes deutsches Wort kann sie sich noch gut erinnern. „Das war ‚tschüss‘“, sagt Lobna Alhindi. Einer der ehrenamtlichen Helfer aus dem Freundeskreis in Poltringen hat sich so von ihr verabschiedet. „Er hat mir erklärt, dass man in Deutschland nicht bye bye sagt“ erinnert sich die gebürtige Syrerin. „Und dass viele hierzulande ade sagen.“ Das war im Dezember 2015. Heute spricht Lobna, eine der Redakteurinnen von tuenews INTERNATIONAL fließend Deutsch. Im Sommer dieses Jahres hat sie ihren C1-Sprachkurs abgeschlossen. Das bedeutet, ihre Sprachkenntnisse sind so gut, dass sie sich mühelos verständigen kann, studieren könnte oder in vielen Berufen arbeiten. Festgelegt sind die Niveaus im „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen”. C1 steht dort für „fachkundige Sprachkenntnisse“. Auf gut Deutsch: „Sie können sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern“, wie es in der Beschreibung heißt. Dazu gehört auch, „implizite Bedeutungen“ zu verstehen.
Lobna, die inzwischen mit ihrer fünfköpfigen Familie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, mag es sehr, in Deutschland zu leben. „Hier hat alles seine Regeln“, sagt die gelernte Grundschullehrerin über ihre neue Heimat. Und auch, wenn das auf die deutsche Sprache nicht in jedem Fall zutrifft, versichert sie: „Ich liebe die deutsche Sprache“. Sie hat sich deshalb auch sehr um diese Sprache bemüht: Im Juni 2016 hat sie die Sprachkurse A1 und A 2 absolviert, nach einem halben Jahr hatte sie die B1-Prüfung in der Tasche . „Ich hatte die volle Punktzahl“. Es folgte B2, die Einbürgerung, und jetzt der Kurs „C1 für den Beruf“. Sie ist sehr ehrgeizig. Deswegen ist sie manchmal fast ein bisschen eifersüchtig auf ihren 14-jährigen Sohn, der akzentfrei Deutsch spricht. Das gilt auch für ihr Lieblingswort „natürlich“. „Er sagt das so wie die Deutschen es sagen“, sagt Lobna. Erst bei der zweiten Wiederholung fällt tatsächlich auf, dass bei ihr noch der Hauch eines fremdsprachlichen „R“ zu hören ist. Über ihren Sohn sagt sie: „Ich glaube, seine Muttersprache ist Deutsch.“ Auch wenn die Familie zuhause meist Arabisch spricht, hat Lobna schon festgestellt, dass Deutsch auch bei der Kindererziehung seine Vorteile hat: „Wenn ich den Zwillingen oder meinem älteren Sohn etwas auf Deutsch sage, machen sie das sofort.“ Auf Arabisch funktioniere das nicht immer.
Lobna hat keine Scheu vor komplizierten Sätzen. „Ich möchte einen Beruf finden, der es mir ermöglicht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen“, sagt sie. Sie gibt zu, dass es eine der Redewendungen ist, die sie im letzten Deutschkurs gelernt hat. „Aber ich verstehe den Satz und weiß, wie er aufgebaut ist.“ Sie erzählt, dass sie dort auch gelernt hat, wie man sich in einem Vorstellungsgespräch möglichst gut präsentiert und wie man mit Kunden und Teamkollegen umgeht. „Multikulti“ sei der Kurs gewesen, sagt sie. An dem Kurs, der sieben Monate lang viermal die Woche von 17 bis 20 Uhr stattfand, gab es drei Syrer, die anderen kamen aus der Ukraine und Rumänien. Lobna hat sehr genau hingehört, wenn es darum ging, Redewendungen für den Alltag zu lernen. „Ich hoffe, dass ich nicht störe“, war einer dieser Sätze. „Ich habe das sofort gesagt, als ich das nächste Mal bei unseren Nachbarn geklingelt habe“, erzählt sie.
Jetzt im Winter will sie sich wieder an die Bücher setzen, Grammatik wiederholen und sich in Youtube-Videos noch einige Feinheiten der deutschen Sprache erklären lassen. Außerdem möchte sie öfter deutsches Radio hören. „Ich lerne vom Hören“, sag sie. Wenn ihr im Gespräch ein Wort fehlt, schlägt sie es sofort nach und lässt sich bestätigen, dass sie es richtig ausspricht.
Ihr C1-Kurs hat ihr viel Sicherheit in der Sprache gegeben. „Es fällt mir jetzt nicht mehr schwer, irgendwo anzurufen. Ich verstehe alles und kann nachfragen.“ Unter einer Voraussetzung: Die Gesprächspartner reden nicht Schwäbisch mit ihr. „Denn Schwäbisch verstehe ich nicht“, sagt Lobna. Das wird sich wahrscheinlich auch noch ändern, denn Lobna will jetzt richtig ins Arbeitsleben einsteigen: Entweder in einem Büro oder noch eine Ausbildung zur Erzieherin anschließen. Auf jeden Fall will sie ihre Deutschkenntnisse einsetzen. „Ich bleibe nicht sprachlos“.

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Lobna Alhindi, Redakteurin und Übersetzerin bei tuenews INTERNATIONAL, hat das Sprachniveau C1 in Deutsch geschafft. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Hamza Alezo.

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