‎„Fast jeden Tag ein Femizid“: Immer mehr Gewalt gegen Frauen

Von Ute Kaiser
„Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt“: Das sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei einer Pressekonferenz. Und: Fast jeden Tag gebe es einen Femizid. Das bedeutet, dass eine Frau oder ein Mädchen getötet wird, nur weil sie weiblich ist. Außerdem werden jeden Tag mehr als 140 Frauen und Mädchen Opfer einer Sexualstraftat. Das sind aktuelle Ergebnisse des Bundeskriminalamts (BKA) zu „geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten“ im Jahr 2023.
938 Mädchen und Frauen waren im vergangenen Jahr Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten – 360 Mädchen und Frauen starben. 68,6 Prozent dieser Taten ordnet das Bundeskriminalamt dem Bereich häuslicher Gewalt zu. Bei der häuslichen Gewalt insgesamt verzeichnet das BKA mehr als 180.000 weibliche Opfer (plus 5,6 Prozent).
Die Sexualstraftaten haben um 6,2 Prozent zugenommen. 52.330 Frauen waren davon betroffen. 98,9 Prozent der Tatverdächtigen bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen waren Männer, so das BKA. Auch bei sexueller Belästigung oder sexuellem Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen waren weit mehr als 90 Prozent der Tatverdächtigen männlich. Insgesamt haben Opfer und Täter überwiegend die deutsche Staatsangehörigkeit, wie das BKA schreibt.
Mehr als 17.000 Frauen und Mädchen der bekannt gewordenen Fälle wurden 2023 Opfer digitaler Gewalt. Diese Taten haben um 25 Prozent zugenommen. Dazu gehört das Cyberstalking – also das Verfolgen und Überwachen mit digitalen Hilfsmitteln. Dazu gehört auch das Cybergrooming – also die gezielte Aufnahme sexueller Kontakte mit Minderjährigen im Internet.
Besonders hoch ist der Anstieg frauenfeindlicher Straftaten bei politisch motivierter Hasskriminalität um 56.3 Prozent auf 322 Taten. Dazu zählen Gewalt und Körperverletzungen.
591 Frauen und Mädchen waren von „Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ (zum Beispiel Zuhälterei und Prostitution) betroffen – eine Zunahme um 6,9 Prozent. Fast ein Drittel der Betroffenen war jünger als 21 Jahre.
Verschiedene Initiativen fordern die Politik in Berlin auf, ein Gesetz gegen Gewalt an Frauen schnell zu verabschieden. Ihre Begründung: „Ohne das Gewalthilfegesetz werden weiterhin Menschen sterben, werden weiterhin Menschenleben zerstört – weil ihnen der Schutz verwehrt wird, den sie so dringend brauchen!“ Hier sind weiterführende Informationen: https://innn.it/stopptgewaltgegenfrauen
Hier gibt es Hilfe für weibliche Opfer von Gewalt:
In Tübingen beim Verein „Frauen helfen Frauen“, Kontakt über die Homepage Frauen helfen Frauen Tübingen – siehe auch die tuenews-Meldung tun22111401
Im Landkreis Tübingen bei der Initiative „women without borders“ („Frauen ohne Grenzen“) speziell für geflüchtete Frauen – siehe Women Without Borders
Bundesweit für alle Nationalitäten das ganze Jahr über und rund um die Uhr unter der Telefonnummer 116 016 bei der Beratung „Gewalt gegen Frauen“ oder online unter der Adresse www.hilfetelefon.de
Speziell für Kinder und Jugendliche unter der Telefonnummer 116 111 Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr – siehe www.nummergegenkummer.de
Informationen und Unterstützung für von häuslicher Gewalt Betroffene bietet die App www.gewaltfrei-in-die-zukunft.de
Infos zum und der Bericht des Bundeskriminalamts finden sich unter BMI | Lagebild Gewalt gegen Frauen und BKA | Straftaten gegen Frauen

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Der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ auf dem Tübinger Marktplatz. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Ute Kaiser.

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