Eine 2000 Jahre alte Münze aus Damaskus erzählt Geschichte

Von Stefan Krmnicek

Aus antiken Münzen kann man durch ihre vielfältigen Münzbilder und Beschriftungen viel Neues über die reiche Geschichte Syriens lernen. Diese Münze ist in den Jahren 121 bis 120 v. Chr. in Damaskus in Silber geprägt worden. Sie ist 16,29 g schwer.

Die Vorderseite zeigt im Profil die Köpfe der Königin Kleopatra Thea und ihres Sohnes Antiochos VIII., die zu dieser Zeit gemeinsam in Syrien herrschten. Die Königin ist mit prächtigem Ohrschmuck, einem Schleier, Diadem und Haarband geschmückt, ihr Sohn trägt eine Binde, das Symbol der Königswürde, im Haar. Durch das Bild auf der Vorderseite wissen wir über das Aussehen der Beiden Bescheid. So trug Antiochus wegen seiner charakteristischen Nase, die man auch auf der Münze gut erkennen kann, den Spitznamen „Hakennase“. Auch die Art, wie die beiden Porträts dargestellt sind, ist sehr aufschlussreich. So gibt uns die Komposition darüber Auskunft, dass die im Vordergrund – also an prominenter Stelle – abgebildete Königin Kleopatra Thea die mit ihrem Sohn gemeinsam geführte Herrschaft dominierte. Nicht einmal die Gemahlin des jungen Königs, die aus Ägypten stammende ptolemäische Prinzessin Tryphaina, war auf den Münzen abgebildet, sondern die übermächtige Mutter. Nach dem Tod seiner Mutter war die Freigiebigkeit und Gastfreundschaft des Königs Antiochos VIII legendär: Angeblich soll er Tag für Tag viele Gäste bewirtet haben und den Gästen von den Speisen des Mahls noch zusätzlich Honigkuchen, mit goldenen Bändern geschmückte Kränze und Weihrauch – also kostbare Geschenke – mit heimgegeben haben. Zu jener Zeit war Syrien das Kernland des Seleukidenreiches, welches bis zur Eroberung durch die Römer im ersten Jahrhundert v. Chr. einer der zentralen politischen Akteure im östlichen Mittelmeerraum war.

Die Rückseite der Münze ist ebenfalls sehr informativ. Wir sehen den antiken Göttervater Zeus nach links auf einem Thron sitzen. In seiner erhobenen Rechten hält er eine kleine geflügelte Figur. Dabei handelt es sich um Nike, die Göttin des Sieges. Nach ihr sind übrigens auch die namensgleichen Sportschuhe benannt. In der linken Hand hält Zeus ein Szepter als Zeichen seiner Herrschaft als höchster aller antiken griechischen Götter. Wenn man auf die Münze blickt und den Kopf um 90 Grad nach rechts dreht, lässt sich eine mehrzeilige Schrift in griechischen Buchstaben erkennen. Sie lautet übersetzt: „Das ist eine Münze der Königin Kleopatra Thea und des Königs Antiochos.“ Ganz links außen neben der Legende, unter dem Thron und unterhalb der Linie, auf der Zeus sitzt, sind sogenannte Monogramme abgebildet. Das sind verschiedene, teilweise auch miteinander verbundene Buchstaben, die Zeichen aus der Verwaltung der Münzstätte sind – ganz so, wie wir heute auf unseren modernen Geldscheinen Seriennummern und Prüfziffern vorfinden. Münzen waren also auch vor über 2000 Jahren ein strengstens geregeltes und geprüftes Zahlungsmittel.

Wer mehr Interesse an solchen spannenden Geschichten hat, kann antike Münzen aus Syrien, dem Irak und sogar aus Afghanistan im Museum Alte Kulturen der Universität Tübingen auf Schloss Hohentübingen bewundern. In Zeiten von Corona gibt es ein Digitales Münzkabinett des Instituts für Klassische Archäologie virtuell zu besichtigen unter MK-TUE | Start (uni-tuebingen.de. Unsere Münze ist unter https://www.ikmk.uni-tuebingen.de/object?id=ID3174 zu sehen.

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Foto: Stefan Krmnicek, Univ. Tübingen. Tetradrachme der Kleopatra Thea und ihres Sohnes Antiochos VIII. aus Damaskus, Tüb. Inv. II 1482/36a

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