Gegen Hitze und Kälte: Architektur im Vorderen Orient

Von Youssef Kanjou

In der Steinzeit bewohnte der Mensch Höhlen und entdeckte das Feuer. Er nutzte es, um Wärme zu erzeugen, die ihm half, im Winter die Kälte zu reduzieren. Viele tausend Jahre später waren die Menschen in der Lage, die Höhlen aufzugeben und die ersten Dörfer in der Nähe von Flüssen zu bauen. Sie konnten nun Häuser bauen, die sie vor hohen oder niedrigen Temperaturen schützten und sich so an die natürlichen Bedingungen anpassen. Beispiele dafür fanden wir bei archäologischen Ausgrabungen im Nordwesten Syriens in Tel Al-Qaramel, wo wir verschiedene Kamine freilegten und Räume mit Wänden, die mit Bautechniken wie der Mischung von Stein oder Holz zusammen mit Ton errichtet wurden. Zu dieser Zeit legte man auch Kieselsteine ins Feuer und die heißen Steine dann in Wasser, um es zu erwärmen.

Durch Klimaerwärmung entstand ein Bedarf an anspruchsvolleren Häusern, die die Auswirkungen des Hitzeanstiegs mildern konnten. Die Menschen in Mesopotamien haben entdeckt, dass in diesem Fall Gebäude aus Lehm helfen konnten. Eine einfache Technik mit Wänden aus Lehm und einer Decke aus Holz mit Ton ist ideal für Wärmedämmung: Sie hält warm im Winter und kühl im Sommer. Sie eignete sich sehr gut für die gemäßigten Temperaturen, die im Nahen Osten herrschten. Das erste Beispiel dafür waren die bienenstockförmigen Häuser, die in der Wissenschaft Tholos (griechisch: Rundbau) genannt werden.

Im zweiten Jahrtausend v. Chr. können wir sehen, dass die Wände von Palästen und Tempeln aus bis zu drei Meter dickem Lehm bestehen, während die gewöhnlichen Häuser mit doppelten Wänden von einer Dicke bis zu 80 cm gebaut wurden. Die Wände sind mit einer Reihe von Fenstern durchsetzt, die den Durchgang von Luft ermöglichen. Dies ist eine Anpassung an die Natur. Die Gestaltung der Häuser berücksichtigt die Hitze der Sonne, indem das Haus einem zentralen Innenhof hat und von Zimmern und Korridoren umgeben ist. Die Wände sind innen mit weißem Gips gestrichen.

Es gab mehrere Möglichkeiten, Trinkwasser zu kühlen. Zum Beispiel durch die Verwendung von Bodentanks, in denen Regenwasser gesammelt wurde, um das Wasser im Sommer kühl zu halten. Die Verwendung von speziellen Keramikgefäßen, um den Inhalt zu kühlen, breitete sich ebenfalls aus. Diese Gefäße haben kleine Löcher, durch die Wassertropfen an die Außenoberfläche gelangen und durch Verdunstungskälte alles kühlen.

Es ist sehr interessant festzustellen, dass diese Techniken bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weitergeführt wurden und in einigen Gebieten immer noch angewendet werden, vor allem in ländlichen Gegenden fernab der Stadt, wo es keinen elektrischen Strom gibt.

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Foto:Altes Haus von Qaramel (9000 v. Chr.). tünews INTERNATIONAL; Youssef Kanjou, 07.07.2020

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