Gibt’s im Kreis Tübingen Erdbeben? Ja!

Von Michael Seifert

Was viele nicht wissen: zwischen Tübingen und Balingen leben wir in einem Gebiet, in dem immer wieder die Erde bebt. Zuletzt ereignete sich am Sonntagabend, dem 21. März um 18.38 Uhr ein Erdbeben der Stärke 3,6. In der Region Tübingen/Reutlingen war ein Knall wie von einer Explosion zu hören und eine kurze Erschütterung zu spüren. Der Bürgermeister einer Gemeinde am Rand der Schwäbischen Alb, dort wo das Zentrum war, sagte: „Es war, als ob ein Auto in mein Haus gefahren wäre.“

Erst im Dezember 2020 hatte es nachts ein ähnlich starkes Beben gegeben, das aber viele verschlafen haben. Im Vergleich zu Regionen, in denen es zu gefährlichen Erdbeben kommt, wie Italien, den Balkanländern, der Türkei oder dem Iran, haben die Erdbeben bei uns meist nur geringe Auswirkungen. Das Stärkste der vergangenen 100 Jahre fand am 3. September 1978 morgens um 6 Uhr mit einer Stärke von 5,7 statt. Die Menschen wurden in Tübingen durch einen lauten Knall und dumpfes Rumpeln aus dem Schlaf gerissen und im Bett hin und her geschüttelt. Möbel wackelten und Gläser klirrten. Manche liefen im Pyjama auf die Straße. Man konnte dieses Erdbeben 400 Kilometer weit spüren. In den Orten auf der Schwäbischen Alb wurden hunderte von Häusern beschädigt. Der Schaden insgesamt soll rund 140 Millionen Euro betragen haben.

Wie sollte man sich bei einem Erdbeben verhalten? Dr. Stefan Stange, Leiter des Landeserdbebendienstes im Regierungspräsidium Freiburg, sagte dazu in einem Zeitungsinterview: „Wichtig ist bei stärkeren Beben: Wenn man im Haus ist, nicht schnell auf die Straße laufen, wegen möglicherweise herunterfallender Dachziegel. Die Bausubstanz ist inzwischen so sicher, dass Häuser nicht einfach so einstürzen. Man kann aber Gegenstände an den Kopf bekommen. Deshalb: am besten schnell unter den Tisch.“ Und man sollte nicht die Polizei anrufen, damit man die Notrufleitung nicht blockiert. Man kann sich schnell aktuell im Internet informieren unter:  https://erdbeben.led-bw.de/

Erdbeben mit einer Stärke unter 3 spürt man meistens nicht, sie werden nur mit Geräten gemessen. Bei leichten Erdbeben um Stärke 4 bewegen sich Zimmergegenstände, laute Geräusche der Erdstöße sind zu hören, Schäden sind aber noch unwahrscheinlich. Ab Stärke 5 können Gebäude beschädigt werden, zu Zerstörungen von Häusern mit hoher Gefahr für die Menschen kommt es ab Stärke 6.

Es gibt zwei mögliche Ursachen für die Erdbeben in unserer Region: Der Hohenzollerngraben, der in einer Tiefe von ein bis zwei Kilometern unter der Erde von Hechingen 30 km tief unter die Schwäbische Alb reicht, ist eine instabile Zone. Er hat sich vor 15 Millionen Jahren bei der Auffaltung der Alpen gebildet. Nach neueren Erkenntnissen der Geologen liegen die Ursachen aber eher tiefer, in einer Störungszone bei Albstadt, 5 bis 10 Kilometer unter der Erde. Beide Zonen sind so eng beieinander, dass sie auch zusammenwirken könnten.

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Die Burg Hohenzollern ragt über dem Zollerngraben auf, wo es Erdbeben geben kann. Bei dem großen Beben von 1978 wurde auch sie beschädigt. Foto: tünews INTERNATIONAL / Michael Seifert.

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