In der Krise wird mehr geraucht und Alkohol getrunken

Die Corona-Krise und der Lockdown führen offenbar dazu, dass die Menschen ihren Süchten stärker nachgeben. Daten der Gesellschaft für Konsumforschung zeigten, dass schon in den ersten Wochen des Lockdowns der Absatz von alkoholischen Getränken um rund sechs Prozent gestiegen ist. Das konnte aber auch auf Hamsterkäufe zurückzuführen sein. Deswegen führten das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und das Klinikum Nürnberg eine Online-Studie durch, in der 3200 Menschen befragt wurden. 37 Prozent der Befragten gaben an, während des Lockdowns mehr als vorher zu trinken. Auch bei den RaucherInnen sieht es ähnlich aus: Über 40 Prozent rauchten mehr als zuvor. „Stress durch Kontaktbeschränkungen, die unsichtbare Bedrohungslage, Kurzarbeit, geschlossene Schulen und Kindergärten – bei vielen Menschen lagen die Nerven blank“, so erklären die Autoren der Studie dieses gesteigerte Suchtverhalten.

Es zeigte sich außerdem, dass vor allem Befragte mit geringerer Schulbildung und höherem subjektivem Stressempfinden in der Zeit des Shutdowns vermehrt zu Alkohol und Tabak gegriffen haben. „Das lässt befürchten, dass gerade in dieser Gruppe die Gefahr sehr groß ist, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Falk Kiefer, der die Studie leitete. Daher sei es wichtig, über die Risiken und möglichen Langzeitfolgen eines vermehrten Alkohol- und Tabakkonsums aufzuklären und medizinische und soziale Hilfsangebote aufzubauen. Gerade die Kombination von vermehrtem Alkoholkonsum und erhöhtem Stress könne zu einem erhöhten Aggressionspotenzial führen. Damit steige auch das Risiko für das Auftreten von häuslicher Gewalt, meint Kiefer. Die Studie ist publiziert in:

Deutsches Ärzteblatt 2020; 117(25): A-1251 / B-1060.

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Foto: Claudia Hautumm/ Pixelio

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