Karl May und seine Weltsicht

Abenteuer
Karl May und seine Weltsicht
Von Sameer Ibrahim

Märchen und Sagen wurden im 19. Jahrhundert in den Häusern der sächsischen Stadt Ernstthal viele erzählt. Gleichzeitig litten die Menschen an Armut und Elend, und ihre Kinder starben oft kurz nach der Geburt wegen der schlechten Hygiene oder an Unterernährung. Unter diesen Umständen kam Karl May am 25. Januar des Jahres 1842 in Ernstthal zur Welt.
Die Familie May war, wie die benachbarten Familien und die restlichen Bewohner der Stadt, arm und unglücklich. Die Familie bestand aus den Eltern sowie 14 Kindern, von denen neun sehr früh starben. Glücklicherweise überlebte Karl. Karls Großmutter erzählte ihm abends Legenden und Mythen und er lauschte mit Eifer dem, was seine alte Großmutter vortrug. Karl wuchs heran, wurde ein junger Mann und erhielt die Möglichkeit zu studieren. Danach bekam er eine Lehrerlaubnis, arbeitete aber nicht in seinem Lehrerberuf – davon konnte er nicht leben –, sondern stahl Pelzmäntel oder ergaunerte sich sonstwie seinen Lebensunterhalt.
Die Polizei suchte ihn und verbreitete sein Bild. Nachdem man ihn festnahm, sagte er: „Ich bin nicht Karl May. Mein Name ist Albin Wadenbach. Ich komme von der Insel Martinique und habe meinen Reisepass verloren.“ Nach mehreren Wochen der Überprüfung seiner Informationen wurde festgestellt, dass er doch Karl May war. Er saß mehrmals für eine lange Zeit im Gefängnis, insgesamt fast acht Jahre für mehrere Diebstähle. Er las viele Bücher und Schriften im Gefängnis und nachdem er im Jahre 1874 entlassen wurde, gab er sich den Titel Doktor Karl May und sagte den Leuten, dass er einen Ehrendoktortitel der Universität Chicago in Amerika verliehen bekommen hätte. So schrieb er „geschrieben von Dr. Karl May“ auf das Buch „Das Mädchen aus Eimeo“ – den Namen des wirklichen Autors Friedrich Gerstäcker hatte unterschlagen.
Im Alter von 32 Jahren schrieb May tatsächlich eigene Erzählungen und Abenteuergeschichten und behauptete diese Abenteuer und Reisen selbst erlebt zu haben. Er hatte bis dahin jedoch sein ganzes Leben in seinem Geburtsort verbracht und nie die von ihm beschriebenen Länder und Stätten bereist. Er beschrieb auch die dort lebenden Menschen mit teilweise falschen Eigenschaften, ohne sie je kennengelernt zu haben.
Seine Bücher wurden bekannter und seine berühmtesten Werke sind die Orient-Erzählungen „Durch die Wüste“, „Von Bagdad nach Stambul“ und die Winnetou-Indianergeschichten. Diese Erzählungen waren für die Deutschen ein Fenster in den Nahen Osten und zu den Indianern Nordamerikas. Seine Bücher begeisterten viele aufeinanderfolgende Generationen und hatten großen Einfluss auf die Herzen und Köpfe ihrer Leser. Sein Werk umfasst 70 Bücher, von denen 200 Millionen Exemplare weltweit verkauft wurden. Sie wurden in mehr als 33 Sprachen übersetzt und in Theatern und als Comedy-Serien oder Kinofilme aufgeführt. Seine Werke brachten ihm großen Reichtum ein, so konnte er sich ein großes Haus in der Stadt Radebeul in Sachsen kaufen.
In den Jahren um 1900 begab sich Karl May tatsächlich zum ersten Mal auf Weltreise. Er besuchte viele der Stätten vor allem im Orient, die er in seinen Büchern beschrieben hatte, ohne bislang jemals dort gewesen zu sein. Über ein Jahr dauerte diese Reise. In Sumatra hatte er zwei Nervenzusammenbrüche und so wäre er fast in eine Klinik für Geisteskrankheiten eingewiesen worden, wie seine Frau, die ihn auf dieser Reise begleitete, erzählte. Im Anschluss an diese Reise verfasste May seine Autobiografie, in der er jedoch nur positive Erlebnisse erwähnte.
Im März 1912 reiste Karl May nach Wien und folgte der Einladung des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik, um eine Rede für den Pazifismus mit dem Titel „Empor ins Reiche der Edelmenschen“ zu halten. Zu dieser Zeit war May ein Vertreter des Pazifismus. Eine Woche nach seiner Wien-Reise starb May in seinem Wohnort am 30. März 1912 im Alter von 70 Jahren. Der Name Karl May ging als einer der meistübersetzten deutschen Schriftsteller in die Literaturgeschichte ein.

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