Unwort des Jahres

Jährlich bestimmt eine Jury aus SprachwissenschaftlerInnen und Medienschaffenden das „Unwort des Jahres“. Ein Unwort ist laut der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ ein öffentlich gebrauchtes, unangemessenes Wort, das gegen Prinzipien der Humanität und Demokratie verstößt oder bewusst irreführend oder beschönigend verwendet wird. Somit gibt das Unwort des Jahres Einblick in aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten und kritisiert die darin verwendete Sprache. Für das Jahr 2020 waren es sogar zwei Begriffe: „Corona-Diktatur“ und „Rückführpatenschaft“.

Der Begriff „Corona-Diktatur“ wurde während der Corona-Pandemie vorwiegend von der „Querdenker“-Bewegung gebraucht. Ihre Anhänger behaupten durch die Verwendung des Begriffs, dass regierungspolitische Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie diktatorisch seien. Damit verharmlosen sie echte Diktaturen und sorgen zudem für Unmut in der Bevölkerung.

„Rückführungspatenschaften“ sind laut der EU-Kommission ein neuer Mechanismus der Migrationspolitik: Hierbei sollen EU-Staaten, die niemanden aufnehmen wollen, die Abschiebung von MigrantInnen übernehmen, deren Asylantrag in anderen Mitgliedsländern zuvor abgelehnt wurde. Allerdings steht der Begriff der „Patenschaft“ normalerweise für Verantwortungsübernahme und Unterstützung von Hilfsbedürftigen. Der Begriff stellt Abschiebungen somit in einen positiven Kontext und beschönigt dadurch die ausweglose Lage vieler MigrantInnen auf zynische Weise. Deshalb wurde der Begriff zum Unwort erklärt.

Eine Übersicht über die Unwörter vergangener Jahre gibt es hier: http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=112

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Impressionen zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie: Foto: tünews INTERNATIONAL; Martin Klaus

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