Weniger ist mehr!
Ein breites bürgerschaftliches Engagement rettete das Haus in der Mitte des Dorfes, in dem sich heute die Kulturtankstelle Börstingen befindet. Das Ausstellungskonzept entwickelten 12 Studentinnen der Empirischen Kulturwissenschaften in einem Projektseminar unter Leitung von Professor Eckart Frahm. Entschieden haben sie sich für ein minimalistisches Konzept, wenige, repräsentative Alltagsgegenstände sind einzeln auf Sockel montiert. Auf einem steht zum Beispiel ein Sauerwasserschlegel – ein Tonkrug in dem sprudelndes Wasser abgefüllt und dann vom Bahnhof Eyach bis Tübingen und Stuttgart versandt wurde.
Aber woher stammt das sprudelnde Wasser – die Erklärung für dieses seltsame Phänomen kann man in der Kulturtankstelle Börstingen finden.? Im Neckartal zwischen Sulzau und Börstingen fanden sich lange Zeit immer wieder kleine tote Tiere in Vertiefungen und Gräben und auch Menschen torkelten in dieser Gegend immer wieder wie betrunken über die Wiesen
Im Landkreis Tübingen gibt es nur wenige Rohstoffe, die wirtschaftlich genutzt werden können.
Eine Ausnahme stellen die zahlreichen Kohlesäurequellen im Neckar- und Eyachtal, dem sogenannten „Schwäbischen Sauerland“ dar. Sie sind die Nachwirkungen, quasi ein „Nachröcheln“, des Albvulkanismus, der vor etwa 15 Millionen Jahren die Vulkane der Alb entstehen ließ. Bei Bad Niedernau, Obernau und Bad Imnau stößt das in Gesteinsspalten aufgedrungene CO2 auf eine wasserführende Gesteinsschicht, so dass das Wasser mit CO2 angereichert wird, wodurch das so genannte „Sauerwasser“ entsteht. In Börstingen wurde früher die Kohlensäure direkt industriell gefördert – für etwa 100 Jahre war die Kohlensäureindustrie dort einer der größten Arbeitgeber.
Aber es ist nicht ganz ungefährlich, wenn das Kohlendioxid aus der Erde strömt ohne sich mit Wasser zu verbinden – denn wenn Tiere oder Menschen zu viel davon einatmen, können sie die Besinnung verlieren.
Solche grundlegenden Informtionen finden die Besucher in den Schubladen der Objektsockel, so dass sich die Besucher die Informationen aktiv aneignen können. Dank eines dort liegenden CD-Players kann man sich sogar persönliche Erinnerungen der Dorfbewohner/innen anhören.
Im Dorfmuseum gilt also der Grundsatz: ein weniger an Ausstellungsstücken bietet ein mehr an Informationen!
Die Kulturtankstelle ist ein lebendiger Treffpunkt für die Börstinger, aber auch eine gute Möglichkeit für alle (Fahrrad)-Touristen, sich sonntags im Neckar-Erlebnis-Tal zu stärken.
Autorin: Elke Thran
Homepage: https://www.dorfmuseum-kulturtankstelle.de
Adresse: Dorfmuseum Kulturtankstelle,Heimat und Kultur in Börstingen e.V.
Horber Straße 2,72181 Starzach-Börstingen
Öffnungszeiten: Ostermontag bis Ende Oktober jeden Sonntag von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr mit Bewirtung. Ausnahme: Pfingstsonntag geschlossen, stattdessen Pfingstmontag geöffnet.
Es gibt leckeren Kuchen sowie kalte und warme Getränke.
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