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Bloch, Ilse

geborene Löwenstein

Ilse Löwenstein wurde am 4. Januar 1914 in Tübingen geboren. Ihr Vater war der Viehhändler Max Löwenstein aus Rexingen, heute einem Ortsteil der Stadt Horb am Neckar im Landkreis Freudenstadt. Ihre Mutter Sofie war eine geborene Liebmann aus Wankheim, heute Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen. Ilse Löwensteins Eltern waren israelitischer Religion. Die Familie von Max Löwenstein lebte 1914 in der Herrenbergerstraße 2 in Tübingen. [0301] Ab dem 22. April 1925 waren sie in der Hechinger Straße 9 gemeldet. [0302] Das Tübinger Einwohnermeldeamt führte ab 1925 eine eigene Karteikarte für Ilse Löwenstein, die mit zwei Unterbrechungen in der Hechinger Straße 9 in Tübingen gemeldet blieb. Zum 24. September 1933 hatte sich Ilse Löwenstein in die Schweiz abgemeldet. [0303] Sie war nach Angaben ihrer Schwester Elfriede Cohen geborene Löwenstein aus der Nachkriegszeit in Basel, wo sie noch 1935 arbeitete. [0304] [0305] Ilse Löwenstein kehrte am 19. September 1937 nach Tübingen zurück. Vom 15. März 1938 bis zum 16. Juli 1938 war Ilse Löwenstein vorübergehend nach Stuttgart abgemeldet. [0303] Aus einem Briefwechsel der Jahre 1939 bis 1941 und aus der Entschädigungsakte der überlebenden Schwester Elfriede geht hervor, dass Ilse Löwenstein an Lungen­tuberkulose litt. [0304] [0305]

Ilse Löwensteins Name steht mit der laufenden Nummer 993 auf einer „Transportliste der evakuierten Juden des Kreises Tübingen“, die der Tübinger Kriminalobersekretär Wendnagel unterzeichnete. Sie wird darin als „led[ige] Schreibgehilfin“ bezeichnet. [0306] Ein „Transportführer“ sollte die beiden auf der Liste verbleibenden Frauen Sofie Berlitzheimer aus Rottenburg und Ilse Löwenstein aus Tübingen am 28. November 1941 mit dem Personenzug bis 10:14 Uhr zum Hauptbahnhof Stuttgart bringen. Er hatte dann die Stassenbahnlinie 10 bis zur Haltestelle Killesberg zu benützen und beide Frauen in dem dortigen Sammellager „einzuliefern“. Ilse Löwenstein sollte ebenso wie Sofie Berlitzheimer dem Transport am 1. Dezember 1941 von Stuttgart nach Riga in Lettland, zugeführt werden. Die Tübinger Meldekarte belegt, dass Ilse Löwenstein von dieser Deportation ausgenommen blieb und sich am 15. Dezember 1941 von Tübingen aus in die Hospitalstraße 36 nach Stuttgart abmeldete. [0303]

Am 18. Mai 1942 heiratete Ilse Löwenstein in Stuttgart Oskar Eugen Bloch. Im Stuttgarter Heiratsbuch werden Ilse und Oskar Bloch als israelitisch bezeichnet. Oskar Bloch war der Sohn des verstorbenen Salomon Bloch aus Gailingen, heute Landkreis Konstanz, und der Lina, geborene Eisig aus Stuttgart. Oskar Bloch war am 14. April 1892 in Stuttgart geboren worden und wird als kaufmännischer Angestellter bezeichnet. Ilse Löwenstein wohnte damals in der Kernerstraße 11 in Stuttgart und wird als Sekretärin bezeichnet. [0307] Als letzte Wohnadresse des Ehepaars vor der Deportation ist die Hospitalstraße 34 angegeben. [0308]

Unter den Adressen Hospitalstraße 34, 36 und 36A sind 1942 die Israelitische Religionsgemeinde und mehrere ihrer Einrichtungen verzeichnet. [0309] Bei der Einweihung der wiedererrichteten Synagoge in Stuttgart 1952 wurde unter anderem Oskar und Ilse Blochs gedacht, „die hier, an dieser Stelle … für unsere jüdische Gemeinschaft ihre Pflicht erfüllt haben.“ Die Genannten hatten demnach für die Jüdische Gemeinde gearbeitet. [0310]

Ilse Blochs Name und der ihres Mannes Oskar stehen mit den laufenden Nummern 1 und 2 auf der Deportationsliste des Transports XIII/3 von Stuttgart ins Ghetto Theresienstadt, heute in Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice. [0308] Dieser verließ den Stuttgarter Nordbahnhof am 17. Juni 1943 und erreichte Theresienstadt am 18. Juni 1943. [0311] Dort lebte Ilse Bloch in der Badgasse 16. Diese Anschrift steht als Absenderadresse auf einer Postkarte, die sie am 27. September 1943 nach Dußlingen, heute Landkreis Tübingen, schickte. [0312]

Am 23. Oktober 1944 wurde Ilse Bloch laut einer Karteikarte der Ghettoverwaltung mit der Nummer 316 von Theresienstadt aus in dem mit Et bezeichneten Transport gemeinsam mit ihrer Mutter (Et, Nr. 484) ins KZ Auschwitz weiterdeportiert. [0313] [0314] Das KZ Auschwitz lag überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen. Ilse Blochs Mann Oskar war bereits am 16. Oktober 1944 in dem mit Er bezeichneten Transport, laufende Nummer 1065, ins KZ Auschwitz deportiert worden. [0315] Die meisten Deportierten der Transporte vom Ghetto Theresienstadt ins KZ Auschwitz-Birkenau wurden unmittelbar nach der Ankunft des Zuges in den Gaskammern ermordet. Das Amtsgericht Stuttgart stellte in seinem Beschluss vom 28. November 1951 für Ilse Bloch den 23. Oktober 1944 als Todestag fest. [0316]

KrATÜ P1-03

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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