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Bloch, Lina

geborene Liebmann

Lina Liebmann wurde am 16. Oktober 1876 in Wankheim, heute einem Ortsteil der Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, geboren. Im Standesamtsbuch war zunächst der 17. Oktober als Geburtstag eingetragen gewesen, die Hebamme hatte das Datum jedoch auf den 16. Oktober korrigieren lassen. Lina Liebmanns Eltern waren Heinrich Liebmann und dessen Ehefrau Karoline geborene Löwenthal. Beide waren israelitischer Religion und wohnten in der Kirchgasse Nr. 100 in Wankheim. Heinrich Liebmann wird als Handelsmann bezeichnet. [0401] Lina Liebmanns Eltern lebten seit 1879 im Parterre des Gebäudes Hechinger Straße 9 in Tübingen. Die Wohnung wurde als Eigentum bezeichnet. [0402] Lina Blochs Eltern Heinrich (1843-1927) und Karoline Liebmann (1849-1922) sind auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim begraben. [0403] [0404]

Lina Liebmann heiratete am 13. November 1901 in Tübingen Salomon Bloch. Salomon Bloch war am 10. Juli 1870 in Randegg, heute einem Ortsteil der Gemeinde Gottmadingen im Landkreis Konstanz, geboren worden. Er war der Sohn des Handelsmanns Emanuel Salomon Bloch und dessen Ehefrau Regine geborene Frank. Beide waren israelitischer Religion und wohnten in Randegg. Salomon Bloch wird im Heiratsregister als Pferdehändler bezeichnet. [0405] 1911 eröffnete Salomon Bloch gemeinsam mit seinem Bruder Abraham eine Pferdehandlung, die er ab 1937 alleine führte. Laut Lagerbuch besaß er vor 1938 28 landwirtschaftliche Grundstücke in Randegg und Singen. [0406] Lina Bloch zog 1901 nach Randegg. [0407] Sie und ihr Mann Salomon lebten dort im Haus 108. [0407] [0408] Lina und Salomon Bloch hatten vier Kinder, die alle in Randegg geboren wurden: Fritz (23. Juli 1903), Greta (1. Oktober 1904), Else (18. März 1910) und Gertrud (10. Dezember 1913). Fritz und Else wanderten am 7. Juni 1938 in die USA aus. Gertrud meldete sich vom 1. Juni 1939 bis 19. September 1939 nach Stuttgart ab. [0409] [0410]

Auf der Meldekarte der Gemeinde Randegg vermerkte der Ratsschreiber: „Am 22. Oktober 1940 wurden sämtliche in diesen Karteikarten verzeichneten Juden soweit diese noch ihren Wohnsitz in Randegg hatten nach Frankreich abtransportiert, Handgepäck durfte 50 Kilo mitgenommen werden und pro Person RM 100.“ [0409] Die Namen von Lina und Salomon Bloch sowie ihrer Tochter Gertrud stehen mit den Nummern 2581 bis 2583 in einem Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden „ausgewiesenen“ Juden. [0411] Viele dieser Juden wurden zunächst in das „Camp de Gurs“ in Frankreich deportiert. Der Ort Gurs befindet sich heute im französischen Département Pyrénées-Atlantiques. Aus Unterlagen des Camp de Gurs geht hervor, dass Lina Bloch, ihr Mann Salomon und ihre Tochter Gertrud am 25. Oktober 1940 mit einem Transport aus Deutschland dort eingeliefert wurden. [0410] [0412] [0413]

Lina Blochs Mann Salomon beantragte Ende 1940 die Überstellung seiner Familie in das Camp Les Milles. [0410] Dieses Lager befand sich im Gebiet der heutigen Stadt Aix-en-Provence im französischen Département Bouches-du-Rhône. Von diesem Lager aus wollte Salomon Bloch die Emigration seiner Familie in die Vereinigten Staaten beschleunigen. Als Zielort der Emigration ist in Klammern Chicago genannt, wo sich die Kinder von Salomon und Lina Bloch Fritz Bloch, Greta Miller geborene Bloch und Else Ehrenhaus geborene Bloch damals aufhielten. [0410]

Lina Bloch lässt sich meist gemeinsam mit ihrem Ehemann Salomon in mehreren weiteren Lagern im heutigen Frankreich nachweisen, so im Camp de Noé (ab 20./21.2.1941) [0414] [0415] im heutigen Département Haute-Garonne, im Camp de Masseube [0410] [0414] [0415] im heutigen Département Gers sowie in Marseille (ab 5.12.1941). [0416] Belege gibt es sodann für das Camp de Milles und das Camp de Rivesaltes, heute Département Pyrénées-Orientales (11.9.1942-3.10.1942). [0416] Lina und Salomon Bloch mussten am 3. Juli 1943 wieder in das Lager Gurs. Es folgten das Camp de Nexon (3.10.1943) im heutigen Département Haute-Vienne [0416] und das Camp de Noé. [0410] [0414] [0415] 0416 Es schlossen sich Inhaftierungen in Vernet im heutigen Département Ariège (1.4.1944) und in Toulouse, zuletzt in Drancy (23.5.1944) an. [0416]

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Drancy im französischen Département Seine-Saint-Denis unterhielt die deutsche Besatzungsverwaltung ein Gefangenenlager, von dem aus sie die meisten Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager deportieren ließ. Die Namen von Lina und Salomon Bloch stehen auf der „Abschubliste“ Nummer 75 aus dem Lager Drancy vom 30. Mai 1944. [0417] Zielort des Transports war das KZ Auschwitz, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Oświęcim in der polnischen Woiwodschaft Kleinpolen lag. Von 997 Nummern auf der Deportations-Liste ist Lina Bloch unter Nummer 112, ihr Mann Salomon unter Nummer 119 aufgeführt. [0417] Das Amtsgericht II Singen legte am 4. August 1950 als Todestag des Salomon Bloch und der Lina Bloch geborenen Liebmann zunächst den 22. Oktober 1940 fest, dann auf den 31. Mai 1944. [0405] Die Tochter Gertrud Bloch war bereits am 16. September 1942 von Drancy aus ins KZ Auschwitz deportiert worden. [0418] Das Amtsgericht Singen legte Gertrud Blochs Todestag am 4. August 1950 auf den 17. September 1942 fest. [0419]

KrATÜ P1-04

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

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