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Wolf, Karl

Karl Wolf wurde am 18. Februar 1905 in Tübingen in der Frauenklinik geboren. Seine Mutter war Rosa Wolf. Sie war israelitischer Religion und wohnte in Augsburg. [5501] Rosa Wolf war am 4. März 1875 in Kriegshaber, heute einem Stadtteil von Augsburg in Bayern, geboren worden. Sie war heimatberechtigt in Pfersee, heute einem Stadtteil von Augsburg. [5502] [5501] Ihre Eltern waren der am 28. Juli 1876 in Kriegshaber verstorbene Kleiderhändler Josef Wolf und dessen dritte Ehefrau Regina geborene Levi. Im Meldebogen ihres Vaters wird Rosa Wolf als Arbeiterin bezeichnet. [5503] Zum Zeitpunkt der Entbindung in Tübingen war Rosa Wolf nicht verheiratet. Durch Urteil des Amtsgerichts Augsburg vom 26. September 1905 musste Johann Demeter die Vaterschaft von Karl Wolf anerkennen. Johann Demeter wohnte in Augsburg in der Wohnsiedlung „Fuggerei“ und wird als Schreinermeister bezeichnet. [5504]

Zum Vormund von Karl Wolf war am 20. Juli 1905 Josef Wolf, Kleiderhändler in Kriegshaber, bestellt worden. [5505] Josef Wolf war Rosa Wolfs Bruder. [5503] Am 1. Juli 1909 teilte Josef Wolf dem Königlichen Amtsgericht Augsburg auf Anfrage mit, dass sein Mündel Karl Wolf bei seiner Mutter in der Oberen Schloßermauerstraße 615 wohne und in die Kinderschule gehe. [5506]

Rosa Wolf heiratete am 28. Januar 1911 Wilhelm Erhard Max Karl Bruckner in Augsburg. Im Heiratsregister wird sie als „Eingeherin“ bezeichnet. Wilhelm Bruckner war am 23. Februar 1874 in der Stadt Hof im heutigen bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken geboren worden und protestantischer Religion. Zur Zeit der Eheschließung wohnte er in Augsburg in der Straße C 313. Er wird als Fabrikspengler bezeichnet. Seine Eltern waren der Spengler Johann Martin Albrecht Bruckner und dessen Ehefrau Margareta Katharina geborene Spitzbarth. [5507]

Karl Wolf war ab dem 2. Februar 1911 bei seinem Stiefvater Wilhelm Bruckner in Augsburg in der Straße C 313 gemeldet. [5508] Seit dem sechsten Lebensjahr war Karl Wolf aufgrund schwerer Hornhautnarben erblindet. Er wurde von der Schulpflicht befreit. [5509] Ab dem 18. September 1911 wohnte er in der Blinden­anstalt Augsburg. [5510] [5508] Karl Wolf wohnte ab dem 17. September 1923 erneut bei seinen Eltern in der Kriegshaberstraße 16. Nach seinem Meldebogen war er ledig und israelitischer Religion. Er wird als Korb­macher bezeichnet [5508] und arbeitete in der bayerischen Blindengenossenschaft in Augsburg. [5511] Karl Wolf zog innerhalb Augsburgs mehrmals um. Nach dem letzten Meldebogeneintrag wohnte er ab dem 5. September 1931 unter der Adresse G 248. [5508]

Karl Wolfs letzte bekannte Adresse ist die Parkstraße 22 in Berlin-Weißensee. Diese Adresse steht auf einer Karteikarte des American Jewish Joint Distribution Committee aus der Nachkriegszeit. Karl Wolf ist durch das Geburtsdatum und den Geburtsort identifizierbar. [5512] Dem Berliner Adressbuch von 1940 zufolge befand sich in der Parkstraße 22 in Weißensee eine Israelitische Taubstummenanstalt. [5513] Dorthin war der Verein Jüdische Blindenanstalt aus der Wrangelstraße 6-7 in Steglitz, einem Teil des heutigen Berliner Stadtbezirks Steglitz-Zehlendorf, im November 1941 verlegt worden. Die Blinden- und Taubstummenanstalt in der Parkstraße 22 wurde im Herbst 1942 aufgelöst, die verbliebenen Bewohner wurden deportiert. [5514] Das American Jewish Joint Distribution Committee hielt auf Karl Wolfs Karteikarte fest: „37/21189 Heim 23. Os trsp. 29.11.42“. [5512] Der Eintrag weist daraufhin, dass Karl Wolf von diesem Heim aus deportiert wurde.

Karl Wolfs Name steht mit der laufenden Nummer 912 auf der Transportliste des 23. Deportationstransports von Berlin ins KZ Auschwitz, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag. Karl Wolf ist anhand seines Geburtsortes und seines Geburtsdatums identifizierbar. Sein Nachname wurde als „Wolff“ geschrieben. Seine Adresse lautete Weißensee, Parkstraße 22. [5515] Der Transport verließ den Güterbahnhof in der Putlitzstraße in Berlin-Moabit am 29. November 1942 und traf zwei Tage später im KZ Auschwitz-Birkenau ein. Mit diesem Transport wurden 988 Personen deportiert. Die meisten wurden sofort nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. [5516]

KrATÜ P1-55

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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