(auch Karl, Carl oder Karl Hugo)
Hugo Dahl wurde am 16. Januar 1887 in Hünshoven geboren. Hünshoven ist heute ein Stadtteil von Geilenkirchen im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Seine Eltern waren Cappel Dahl und dessen Frau Helene geborene Mayer. Beide waren israelitischer Religion. [0601] Hugo Dahl heiratete am 17. Juni 1916 in Tübingen Marta Weil. Beide waren israelitischer Religion. Im Heiratsbuch ist als Beruf des Ehemanns Kaufmann angegeben. Marta Weil war am 16. August 1892 in Ellwangen, heute Ostalbkreis, geboren worden, 1916 lebte sie in Tübingen. [0602] Ihre Eltern waren der Buchdruckereibesitzer Albert Weil und dessen Ehefrau Frida geborene Moos. Hugo und Marta Dahl hatten zwei Kinder, die in Tübingen geboren wurden: Margarete am 28. Mai 1917 [0603] und Werner am 2. Mai 1919. [0604]
Vom 5. Juni 1916 bis zum 2. August 1916 waren Hugo und Marta Dahl in Tübingen in der Steinlachstraße 11 (heute Fürststraße), vom 1. Oktober 1917 bis zum 5. März 1924 in der Nauklerstraße 31 gemeldet. Im Tübinger Melderegister ist der Familienvater als Karl Dahl bezeichnet, er ist über Geburtsdatum, Geburtsort und Name der Ehefrau als Hugo Dahl identifizierbar. [0605] Laut Gewerbesteuerunterlagen der Stadt Tübingen gab Hugo Dahl 1921 und 1922 den Süddeutschen Elektrizitätsanzeiger heraus. [0606] [0607] Aus einer Disziplinaruntersuchungsakte im Universitätsarchiv Tübingen geht hervor, dass ein Student am 20. Januar 1923 Hugo Dahl auf öffentlicher Straße vor dem Archäologischen Institut in Tübingen als „Jude“ oder „Saujude“ bezeichnet habe. [0608]
Am 5. März 1924 zog die Familie Dahl nach Wuppertal, dort war sie ab dem 14. März 1924 in der Katernberger Straße 2, ab dem 27. August 1932 in der Bayreuther Straße 63, ab dem 10. März 1939 in der Luisenstraße (vermutlich Nummer 128) und ab dem 1. Juli 1939 in der Barmerstraße 94 gemeldet. [0609] Von 1929 bis zum 9. November 1938 war Hugo Dahl als selbständiger Anzeigenwerber tätig. [0610] Seine Witwe sagte beim Entschädigungsverfahren 1956 aus, dass er für den Staatsverlag Wuppertal-Barmen gearbeitet habe. [0611] Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Hugo Dahl zusammen mit seinem Sohn Werner im KZ Dachau auf dem Gebiet der heutigen bayerischen Stadt Dachau in „Schutzhaft“ genommen. Dort erhielt er am 17. November 1938 die Häftlingsnummer 29699. [0612] Entlassen wurde er am 2. Dezember 1938. [0613]
Beim Entschädigungsverfahren sagte Marta Dahl 1958 aus, dass Hugo Dahl entweder am 18. Oktober 1939 oder am 7. oder 8. November 1939 nach Belgien floh. Dort sei er wegen illegalen Grenzübertritts verhaftet und zunächst ins Gefängnis in Forest, einer Gemeinde die heute zur Region Brüssel-Hauptstadt in Belgien gehört, gebracht worden. [0614] [0615] Laut Meldekartei aus dem belgischen „Fonds Registre des Juifs en Belgique“ kam Hugo Dahl am 13. November 1939 nach Belgien. [0616] Marta Dahl erinnerte sich 1956, dass ihr Mann von Forest ins Internierungslager Marneffe überstellt worden sei. [0614] Marneffe ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Burdinne in der belgischen Provinz Lüttich. Martha Dahl, die ihrem Mann gefolgt war, gab an, dass sie am 10. Mai 1940, dem Tag des Einmarsches deutscher Truppen in Belgien, mit ihrem Ehemann Hugo aus dem Internierungslager entlassen worden sei. Sie wären nach Frankreich geflohen. Von dort aus seien sie „von den Deutschen“ am 29. Mai 1940 nach Brüssel zurückgebracht worden. [0617]
Hugo Dahl meldete sich am 21. Dezember 1940 in Forest, rue du Zodiaque 23, an. [0616] Nach Aussage von Marta Dahl erhielt ihr Mann Hugo in Belgien keine Arbeitserlaubnis, weshalb er versuchte „schwarz zu hausieren“, er habe geringe Beträge eingenommen. Nur eine kurze Zeit sei er von einer belgischen Organisation unterstützt worden. [0611] Nachdem das Ehepaar Dahl die eigene Wohnung habe verlassen müssen [0617], hielt sich Hugo Dahl vom 20. August 1942 bis zum 13. November 1943 „illegal“ in Watermael-Boitsfort, 67 rue de L’Elan auf. [0614] Die Gemeinde gehört heute zur Region Brüssel-Hauptstadt in Belgien.
Hugo Dahl musste sich 1943 einer Kehlkopfoperation unterziehen. [0613] Im Aufnahmebuch des jüdischen Krankenhauses in Brüssel ist als seine Wohnadresse Chaussée d’Alsemberg Nr. 287 in Forest angegeben. Der Aufenthalt im Krankenhaus dauerte vom 9. November 1943 bis zum 6. März 1944. [0618] Nach Aussage seiner Ehefrau wurde Hugo Dahl nach der Operation „auf Veranlassung der Gestapo in das jüdische Altersheim“ gebracht. Dort habe er „unter Aufsicht der Gestapo“ gestanden. [0614] Hugo Dahl war vom 31. Mai bis zum 5. Juni 1944 zum zweiten Mal im jüdischen Krankenhaus. Seine Adresse im Aufnahmebuch lautet Rue Victor Rauter 4. [0618] Unter dieser Adresse befand sich in Anderlecht ein „home pour menages Juif“ (ein jüdisches Altenheim). [0619] Anderlecht gehört heute zur Region Brüssel-Hauptstadt. Hugo Dahl starb am 14. Juni 1944 in Anderlecht in der Rue Victor Rauter 4. [0620]
KrATÜ P1-06
01 Das Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim
Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.
02 Geschichtlicher Überblick zum Jüdischen Friedhof Wankheim
1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.
03 Ergänzungen und Korrekturen
An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.