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Dahl, Werner

Werner Dahl wurde am 2. Mai 1919 in der Tübinger Frauenklinik geboren. Seine Eltern waren Hugo Dahl und dessen Ehefrau Marta (Martha) geborene Weil. Beide waren israelitischer Religion. Der Vater wird im Geburtsregister als Kaufmann bezeichnet. [0701] Bis zum 5. März 1924 lebte Werner Dahl mit seiner Familie in der Nauklerstraße 31 in Tübingen. [0702] Anschließend zog die Familie nach Wuppertal, dort war sie zunächst in der Katernberger Straße 2 und ab dem 27. August 1932 in der Bayreuther Straße 63 gemeldet. [0703] Werner Dahl absolvierte eine Schulausbildung bis zum Einjährigen (mittlere Reife) und machte von 1935 bis 1938 eine Lehrzeit als Setzer und Drucker im Staatsverlag Barmen. Im Anschluss daran besuchte er die Abteilung Buch­druckerei in der Kunstgewerbeschule Barmen. Diese Schule musste er nach kurzer Zeit wegen seiner jüdischen Abstammung verlassen. [0704]

Im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Werner Dahl am 11. November 1938 verhaftet. Am 16. November 1938 übergab ihn die Polizei als „Schutzhaftgefangenen“ dem „Untersuchungs- und Gerichtsgefängnis“ Wuppertal. [0705] Vom 17. November bis 26. November 1938 war Werner Dahl zusammen mit seinem Vater Hugo im KZ Dachau auf dem Gebiet der heutigen bayerischen Stadt Dachau inhaftiert. Dort bekam er die Häftlingsnummer 29700. [0706] [0707]

Werner Dahl meldete sich am 3. Januar 1939 bei der Stadt Wuppertal nach London in Großbritannien ab. Direkt unter diesem Eintrag auf der Einwohnermeldekarte steht „Rückgemeldet“. [0708] Ab dem 25. Januar 1939 ist Werner Dahl in verschiedenen Lagern in Belgien nachweisbar: Bis zum 14. März 1940 war er im Flüchtlingslager Merksplas, heute Provinz Antwerpen in Flandern. Anschließend kam er bis zum 25. März 1940 nach Hal (flämisch Halle), heute Provinz Flämisch-Brabant. [0709] Dort begann er eine landwirtschaftliche Ausbildung. [0710] Anschließend lässt sich ein kurzer Aufenthalt im Lager Marneffe, heute ein Ortsteil der Gemeinde Burdinne, Provinz Lüttich, belegen, [0711] von wo aus Werner Dahl am 8. Mai 1940 nach Hal zurückkehrte. [0712]

Beim Einmarsch deutscher Truppen in Belgien am 10. Mai 1940 wurde Werner Dahl in Brüssel verhaftet und nach Frankreich deportiert. [0713] Zunächst war er im Militärlager le Vigeant Bordeaux, heute Département Vienne in der französischen Region Nouvelle-Aquitaine, interniert. [0714] Von dort aus wurde er in ein Lager in Saint-Cyprien, heute Département Pyrénées-Orientales in der französischen Region Languedoc-Roussillon, gebracht. Seine dortige Internierung ist auf einer Karteikarte dokumentiert, die das Datum 2. August 1940 trägt. [0713] Das mit dem Deutschen Reich kooperierende Vichy-Regime in Frankreich ließ Arbeitseinheiten ausländischer Arbeiter, sogenannte „Groupes de travailleurs étrangères“, aufstellen. Auf einer Namensliste der „Groupe Departemental 536“ vom 20. Januar 1942 taucht der Name Dahl auf, allerdings mit dem abweichenden Vornamen „Bernard“. Dieser arbeitete in Allez-et-Cazeneuve im Département Lot-et-Garonne und ist als Bauer („cultivateur“) bezeichnet. [0715] Die Identität mit Werner Dahl ist wahrscheinlich, weil in einem Dokument der Gendarmerie Nationale vom 13. Juli 1943 von Werner Dahl, geboren am 2. Mai 1919 in Tübingen als Mitglied der „Groupe Departemental 536“ die Rede ist. [0716] Werner Dahls Name findet sich auf einer Liste von Juden, die bei einer Razzia in der von der deutschen Wehrmacht nicht besetzten Zone Frankreichs am 26. August 1942 nicht verhaftet wurden. [0715] [0717]

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das belgische Gesundheits- und Familienministerium die Schicksale aller Juden, die am 10. Mai 1940 in Belgien gelebt hatten, auflisten. In dieser Liste ist der Name Werner Dahl mit dem Vermerk 7.9.1942 Drancy zu finden. [0718] Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Drancy im französischen Département Seine-Saint-Denis unterhielt die deutsche Besatzungsverwaltung ein Gefangenenlager, von dem aus sie die meisten Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager deportieren ließ. Auf der Abschubliste Nr. 29 des Transports, der Drancy am 7. September 1929 verließ, findet sich auf Seite 4, unter der Überschrift „Camp des Milles“ mit der Nummer 89 der Name Werner Dahl mit dem Geburtsdatum „2.5.1921“ und dem Geburtsort „Pulingen“. [0719]

Als Ziel des Transportes ist das KZ Auschwitz, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag, genannt. In Kenntnis des abweichenden Geburtsjahres und Geburtsortes bestätigte das Sonderstandesamt Arolsen das Transportdatum 7. September 1942 für Werner Dahl nach Auschwitz. Ohne nähere Belege gab Arolsen zusätzlich an: „Gestorben auf dem Todesmarsch in Gross-Rosen“. [0720]

In einer Liste, die das Französische Verteidigungsministerium im Journal Officiel der Republik Frankreich vom 3. Januar 2019 veröffentlichte, wurde Werner Dahl offiziell als bei der Deportation verstorben erklärt. Als Todesdatum ist der 12. September 1942 angegeben, als Todesort Auschwitz. [0721] Im Département Lot-et-Garonne wurde Werner Dahl noch am 13. Juli 1943 in Abwesenheit der Prozess gemacht, weil er im September 1942 ohne Ausweispapiere angetroffen worden sei. [0716]

KrATÜ P1-07

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

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