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Dreyfuß, Klara

geborene Pollak

Klara Pollak wurde am 17. Februar 1900 in Olnhausen, heute einem Ortsteil der Gemeinde Jagsthausen im Landkreis Heilbronn, geboren. Der Vorname in den Standesamtsbüchern ist „Klara“, er erscheint in den Quellen häufig als „Clara“. Ihre Eltern waren der Lehrer Leopold Pollak (Polak, Pollack) und dessen Ehefrau Paulina geborene Heidelberger. Die Eltern waren israelitischer Religion. [1101] Der Tübinger Meldekartei zufolge zog der „Lehrer und Vorsänger“ Leopold Pollak am 4. August 1914 nach Tübingen, in die Rümelinstraße 2, ab 1. November 1922 ist der Schleifmühleweg 5 als Wohnadresse belegt. Unter dem Datum 11. Juli 1923 steht auf der Meldekarte ihres Vaters „in Tübingen gestorben“. [1102]

Auf der Meldekarte der „Haustochter“ Klara Pollak ist eingetragen, dass sie am 4. November 1919 aus Rexingen, heute einem Ortsteil der Stadt Horb im Landkreis Freudenstadt, nach Tübingen zuzog und bis zum 1. Januar 1921 wie ihre Eltern in der Rümelinstraße 2 gemeldet war. Sie zog anschließend weg nach Tiefenort, heute einem Ortsteil der Stadt Bad Salzungen im Wartburgkreis in Thüringen. [1102] Laut Tübinger Meldekartei zog Klara Pollak 1928 „von Basel“ kommend wieder nach Tübingen. Sie wohnte vom 24. Oktober 1928 bis zum 18. August 1931 im dritten Stock der Keplerstraße 5, als Wohnungsgeber ist Pollak eingetragen. [1103] Den Adressbüchern der Stadt Tübingen zufolge war in diesem Zeitraum unter dieser Adresse Klara Pollaks Mutter Pauline Pollak gemeldet. [1104]

Klara Pollak heiratete am 13. August 1931 in Tübingen Wilhelm Dreyfuss (auch „Dreifuss“). Wilhelm Dreyfuss war am 25. November 1898 in Malsch, heute Landkreis Karlsruhe, geboren worden. Er wird als Kaufmann bezeichnet. [1105] Eine Tochter des Ehepaars sagte 1957 aus, dass er „in der Möbelbranche war“. [1106] Klara Pollak war ohne Beruf. [1105] Sie meldete sich unter dem neuen Namen Klara Dreyfuss nach Karlsruhe ab. [1103]

Im Stadtarchiv Karlsruhe ist die „Judenkennkarte“ für „Clara Sara Dreyfuss“ vom 9. Januar 1939 erhalten. Als Beruf ist Ehefrau angegeben. [1107] [1108] Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die am 5. Januar 1936 geborene Tochter Bertha und den am 15. Dezember 1937 geborenen Sohn Leopold. [1107] [1109] Damals wohnte die Familie im dritten Stock der Kaiserstraße 162. [1107] [1108] [1109]

Am 5. März 1940 beantragte Clara Dreyfuß beim Polizeipräsidium Karlsruhe die Ausstellung eines Reisepasses für sich und ihr Kind Berta „zum Zwecke der Auswanderung nach Nordamerika“. Die Auswanderer-
Beratungsstelle Karlsruhe bescheinigte aufgrund eines vorgelegten Nachweises, „dass sie in die Vereinigten Staaten von Nordamerika auswandern wird“. Sie könne „mit baldigem Abruf rechnen“. Die Staatspolizeileitstelle Karlsruhe hatte gegen diese Auswanderung „keine staatspolizeilichen Bedenken“. [1110]

Am 15. Januar 1941 notierte das Karlsruher Passamt: „Fr. Kl. D. ist am 22.10.40 evakuiert.“ [1110] Die Familie von Wilhelm und Klara Dreyfuß mit beiden Kindern wurde am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesen. [1109] Die Unterpräfektur des französischen Bezirks Oloron, heute Arrondissement Oloron-Sainte-Marie im französischen Département Pyrénées-Atlantiques, bescheinigte für das Wiedergutmachungsverfahren, dass Klara Dreyfuß vom 25. Oktober 1940 bis zum 10. März 1941 im „Camp de Gurs“ interniert gewesen sei. [1111] Gurs befindet sich heute im französischen Département Pyrénées-Atlantiques. Nach Auskunft der Präfektur des französischen Bezirks Pyrenees-Orientales in Perpignan war Klara Dreyfuß anschließend vom 11. März 1941 bis zum 14. September 1942 im Lager Rivesaltes auf dem Gebiet der heutigen gleichnamigen Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales interniert. [1112] Sie hatte die Häftlingsnummer 4911. [1113]

Von dort sei sie einem Transport in die besetzte Zone Frankreichs zugeteilt worden. [1112] Ihr Name findet sich auf der Liste des Deportations-Transports Nr. 5, der am 13. September 1942 von Rivesaltes nach Drancy abging. [1113] [1114] Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Drancy im französischen Département Seine-Saint-Denis unterhielt die deutsche Besatzungsverwaltung ein Gefangenenlager, von dem aus sie die meisten Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager deportieren ließ.

Am 16. September 1942 wurde Clara Dreyfuss von Drancy aus mit Transport Nr. 33 in das KZ Auschwitz, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag, deportiert. [1113] [1115] Der Transport umfasste 586 Männer und 407 Frauen. [1116] Bei Klara Dreyfuß ging die Entschädigungsbehörde in Anbetracht ihres Alters von 42 Jahren und der Tatsache, dass sie in das „Vernichtungslager Auschwitz verbracht wurde, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass sie den 30. September 1942 „nicht überlebt hat.“ [1117] Das Amtsgericht Karlsruhe erklärte Klara Dreyfuß auf den 31. Dezember 1945 für tot. [1117] Ihr Mann Wilhelm Dreyfuß war am 7. September 1942 von Drancy aus nach Auschwitz deportiert worden. [1118] Beiden Kindern verhalf die Kinderhilfsorganisation Œuvre de secours aux enfants (OSE) zur Flucht von Frankreich in die Schweiz. [1119] [1120] Sie stellten nach Kriegsende von New York in den USA aus Anträge auf Wiedergutmachung. [1106]

KrATÜ P1-11

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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