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Erlanger, Anna Therese

geborene Dessauer

Anna Therese Dessauer wurde am 29. Mai 1883 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren der Optiker Adolf Dessauer und dessen Ehefrau Lenchen geborene Halle. Beide Eltern waren israelitischer Religion. Gleichzeitig ist vermerkt, dass es sich um eine Zwillingsgeburt handelte. Ihre Zwillingsschwester hieß Julie Babette (verheiratete Berger). [1201] Laut Adressbüchern der Stadt Tübingen wohnten Adolf Dessauer und seine Familie im zweiten Stock der Neckargasse 2, die zeitweilig noch Neckarstraße hieß. 1902 ist als Anschrift das Parterre der Uhlandstraße 4 angegeben, wo Adolf Dessauer auch ein „optisches Warengeschäft“ betrieb. [1202] Seit 1. Juli 1903 war Anna Dessauers Vater Adolf im 1. Stock der Uhlandstraße 16 in Tübingen gemeldet. Die Wohnung wird als Eigentum bezeichnet. [1203]

Anna Therese Dessauer heiratete am 20. Februar 1906 Hugo Erlanger. Beide waren israelitischer Religion. Hugo Erlanger war am 11. Oktober 1879 in Buchau, heute Bad Buchau im Landkreis Biberach, geboren worden. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte er in Pfarrkirchen, heute Landkreis Rottal-Inn in Bayern. Seine Eltern waren der Kaufmann Adolf Erlanger und dessen Ehefrau Louise geborene Neuburger. [1204] Anna und Hugo Erlanger hatten ein Kind, den Sohn Fritz Max Erlanger, der am 31. Januar 1913 in Pfarrkirchen geboren wurde. [1205] Am 20. April 1925 verließen Anna Therese und Hugo Erlanger getrennt voneinander Pfarrkirchen. Sie zogen in ihre jeweiligen Geburtsorte. [1206] Anna Erlanger meldete sich am 19. April in Tübingen an, im zweiten Stock des elterlichen Hauses in der Uhlandstraße 16. [1207]

Anna Erlangers Mutter Lenchen Dessauer starb am 21. September 1928. Ihr Vater Adolf Dessauer starb am 30. November 1939. Die Grabsteine von Anna Dessauers Eltern Adolf und Lenchen Dessauer sind auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim erhalten. [1208] Anna Erlanger meldete sich vom 1. Februar 1940 bis 24. Oktober 1941 bei Max Löwenstein im Parterre der Hechingerstraße 9 an. Von Tübingen zog sie am 24. Oktober 1941 nach Haigerloch, heute Zollernalbkreis, ihre Adresse dort lautete Haag 253. [1207]

Laut Auskunft der Stadt Fürth an die Tübinger Autorin Lilli Zapf vom 6. Dezember 1971 zog Anna Therese Erlanger von Haigerloch nach Fürth, Bayern, in das „Spital“ in der Theaterstraße 36. [1209] Dort befand sich ein israelitisches Krankenhaus. Laut Schreiben der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth vom 27. August 1942 war Anna (Anne) Erlanger „längere Zeit“ im Krankenhaus als Patientin untergebracht. [1210] Ende August 1942 musste sie mit der Bezirksstelle Bayern der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland einen „Heimeinkaufvertrag“ für Theresienstadt abschließen. Anna Erlanger bezahlte 7.800 Reichsmark. Die Aufsichtsbehörde hatte den Vertrag für Personen, „die für eine Gemeinschaftsunterbringung bestimmt werden“, angeordnet. [1211]

Laut Schreiben der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth war Anna Erlanger zum „Transport nach Theresienstadt ab Nürnberg eingeteilt“. [1210] Das Ghetto Theresienstadt befand sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice. Anna Erlangers Name findet sich in einem alphabetischen „Verzeichnis“ zum „I. Nürnberger Transport II/25“ mit der laufenden Nummer 557. Die Liste wurde am 11. September 1942 aufgestellt. Das eingetragene Geburtsdatum belegt Anna Erlangers Identität. [1212] Der Transport hatte Nürnberg am 10. September 1942 verlassen und kam am folgenden Tag im Ghetto Theresienstadt an. [1213] Im Ghetto Theresienstadt ist Anna Erlanger im Zimmer 143 des Blocks Ea III/B nachweisbar. In diesem Gebäude starb sie am 30. September 1942 an Gebärmutterkrebs. [1214]

KrATÜ P1-12

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

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