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Weil, Rosalie

geborene Herrmann

Rosalie Herrmann wurde am 20. August 1871 in Stuttgart in der Marienstraße 3 geboren. Ihre Eltern waren Isak (Isac) Herrmann und dessen Ehefrau Mathilde geborene Amson. Der Vater wird als Kaufmann bezeichnet. [5001] Am 9. April 1896 heiratete Rosalie Herrmann in Stuttgart Sigmund Weil. Nach dem Heiratsregister waren beide israelitischer Religion. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte Rosalie Herrmann in Stuttgart in der Herzogstraße 7. Sigmund Weil war am 2. März 1863 in Ellwangen, heute Ostalbkreis, geboren worden. Er wird als Buchdruckereibesitzer bezeichnet. Seine Eltern waren der Buchdruckereibesitzer Leopold Weil und dessen Ehefrau Hanna geborene Neuburger. Sie wohnten, wie Sigmund, in Ellwangen. [5002]

Rosalie Weils Mann Sigmund und dessen Bruder Albert verlegten ab 1896 die „Jagstzeitung“ in Ellwangen. [5003] Am 1. Januar 1903 übernahmen sie die Zeitung „Tübinger Chronik“. [5004] Sigmund Weil zog am 26. Januar 1903 nach Tübingen um. [5005]

Rosalie Weil befand sich „seit Dez. 1902“ in Ellwangen „unter ständiger Obhut einer Pflegerin“. [5006] Am 26. März 1903 willigten die Eltern Isak und Mathilde Herrmann in die Unterbringung ihrer Tochter in der Psychiatrischen Klinik in Tübingen ein. [5007] Die Klinik nahm Rosalie Weil am 30. März 1903 auf. Auf dem Deckblatt der Krankenakte wird ihr Vorname als „Rosa“ und ihr „Stand oder Beruf“ als „Buchdruckereibesitzers Gattin“ bezeichnet. Ihr letzter Wohnort wurde als „Tübingen bzw. Ellwangen“ angegeben. Ihre Krankheit wird als „Hyster[ische] Paranoia (Psychopath[ische] Degeneration)“ bezeichnet. [5008] Am 24. Oktober 1903 wandte sich Rosalie Weil an das Amtsgericht Tübingen, dass ihr Ehegatte Sigmund Weil mit ihrer Dienstmagd „Ehebruch trieb“. Ihre, Rosalie Weils, Unterbringung in der Psychiatrischen Anstalt sei „rechtswidrig“. [5009] Am selben Tag schrieb sie an ihren Ehemann Sigmund Weil, sie habe ihren Aufenthalt in der Psychiatrie „dem Gatten Weil zu verdanken“. [5010] Die Psychiatrische Klinik Tübingen entließ Rosalie Weil am 13. November 1903 „ungeheilt“ in die Anstalt Schussenried im heutigen Bad Schussenried im Landkreis Biberach. [5008]

Die Königliche Heil- und Pflegeanstalt Schussenried nahm Rosalie (Rosa) Weil am 10. November 1903 auf. Laut Aufnahmebuch hatte das Aufnahmedekret die Nummer 12200. Im Aufnahmebuch ist als Krankheitsursache „mütterlicherseits Selbstmord“ und „Geistes­krankheit“ genannt, als Diagnose „Paranoia“. Die „Krankheitsdauer vor der Aufnahme“ wurde als „mehrere Jahre“ angegeben. [5011] Das Landgericht Tübingen schied die Ehe von Sigmund und Rosalie Weil am 11. Mai 1907. [5002]

Die Heilanstalt Schussenried gab in ihrem Aufnahmebuch an, dass Rosalie Weil am 9. Juli 1940 „versetzt“ worden sei. [5011] In der ‚Winnentaler Patienten­kartei‘ wird der Ausdruck „verlegt“ verwendet. [5012] In beiden Fällen ist gemeint, dass Rosalie Weil aus Schussenried wegtransportiert wurde. An diesem 9. Juli 1940 erfolgte ein Transport mit 75 Personen aus der Heilanstalt Schussenried in die Tötungs­anstalt Grafeneck im Gebiet der heutigen Gemeinde Gomadingen im Landkreis Reutlingen. Nach den Ermittlungen im Rahmen des Grafeneck-Prozesses, der 1949 in Tübingen stattfand, wurden in Grafeneck 10.654 Menschen aus Württemberg, Baden und weiteren Gebieten im Rahmen der sogenannten Euthanasiemorde vergast, ihre Leichen anschließend im Krematorium verbrannt. In den Gerichtsunterlagen ist der Transport vom 9. Juli 1940 als vierter aus Schussenried nach Grafeneck aufgelistet. [5013]

KrATÜ P1-50

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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