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Weil, Sofie

geborene Mayer

Sofie (Sophia) Mayer wurde am 26. Juni 1852 in Mainz geboren. Ihre Eltern waren der Tuchhändler Moises Mayer der Zweite und dessen Ehefrau Theresia geborene Jacob. Beide wohnten in Mainz. [5201] Sofie Mayer heiratete am 27. Oktober 1875 Salomon Friedrich Weil. Salomon Weil war am 7. Februar 1847 in Hechingen, heute Zollernalbkreis, geboren worden. Er wird im Heiratsbuch als „Banquier“ bezeichnet und wohnte in Tübingen. Sofie Mayer wohnte damals in Mainz, sie war „ohne Gewerbe“. Die zweite Verkündigung der Heirat erfolgte in Wankheim, heute einem Ortsteil der Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, „wohin die israelitische Gemeinde Tübingen gehört“. [5202] Laut Meldeunterlagen und Adressbüchern der Stadt Tübingen zog Sofie Weil am 28. Februar 1876 in den ersten Stock des Gebäudes Grabenstraße 1 in Tübingen, wo sie weiterhin gemeldet blieb. [5203] [5204] Ihr Mann, der Bankdirektor Friedrich Weil, starb am 10. April 1923 im Alter von 76 Jahren in Tübingen. [5205] Nach dem Tod von Friedrich Weil führte dessen Sohn Karl Weil das Bankgeschäft des Vaters weiter. Er unterstützte seine Mutter Sofie finanziell. [5206]

Den Meldeunterlagen der Stadt Tübingen zufolge wohnte die „Bankdirektors Witwe“ Sofie Weil noch bis zum 15. September 1930 in der Grabenstraße 1. [5204] Zu ihr zog ihre zwischenzeitlich ebenfalls verwitwete Tochter Wilhelmine (Mina) Mayer geborene Weil. Sie ist in den Adressbüchern von 1925 bis 1934 unter derselben Adresse wir ihre Mutter nachweisbar. [5203] Ab dem 16. September 1930 wohnten vermutlich beide im zweiten Stock der Nauklerstraße 31 in Tübingen, wo Sofie Weil bis zum 16. November 1935 gemeldet blieb. [5204]

Das Amtsgericht Stuttgart ließ Sofie Weils Sohn Karl Weil am 10. Oktober 1935 wegen Verdachts eines Devisenverbrechens verhaften, das Landgericht Stuttgart verurteilte ihn im Jahr darauf unter anderem zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis. [5206] Etwa einen Monat nach der Verurteilung von Karl Weil, am 16. November 1935, zogen seine Mutter Sofie Weil und mit ihr ihre Tochter Wilhelmine Mayer nach Mainz. Bei Sofie Weil ist die Rheinstraße 79 als Zieladresse angegeben. [5204] In Mainz waren beide Frauen Mitglieder der Jüdischen Kultusvereinigung, die Mutter Sofie hatte als Adresse noch die Rheinstraße 79, die Tochter Wilhelmine die Breidenbacherstrasse 25. [5207] Sofie Mayer wurde in einer Liste vom 10. Februar 1942 als „fast erblindet“ bezeichnet, die Tochter Wilhelmine hatte ein „Beinleiden“. [5208] Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt im ersten Stock des Gebäudes Rheinstraße 79, wo sie ein Zimmer, eine Küche und ein Bad zur Verfügung hatten. [5208] Kurzzeitig wird als Adresse das Altersheim in der Breidenbacherstrasse 25 angegeben, zum Zeitpunkt der Deportation die Gonsenheimerstraße 11 [5209] [5210]. In der Gonsenheimerstraße 11 in Mainz befand sich ein israelitisches Krankenhaus und Altersheim. [5209] [5210] In einer Liste der jüdischen Personen in Mainz, die älter als 90 Jahre waren vom 14. September 1942 ist Sofie Weil genannt, als Adresse ist ihr die Gonsenheimerstraße 11 zugeordnet. Angemerkt wurde: „Die Weil ist mit ihrer Tochter für Theresienstadt eingeteilt.“ [5209] Das Ghetto Theresienstadt befand sich im Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice.

Sofie Weil geborene Mayer mit der laufenden Nummer 804 und ihre Tochter Wilhelmine (Minna) Mayer geborene Weil mit der laufenden Nummer 662 sind in einem Verzeichnis der Staatspolizeileitstelle in Darmstadt vom 27. September 1942 mit dem Titel „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt. Namentliches Verzeichnis“ genannt. [5210] Der Transportzug Da 520 fuhr am 27. September 1942 von Darmstadt ab und kam am Folgetag, dem 28. September 1942 im Bahnhof Bauschowitz, heute Bohušovice nad Ohří im tschechischen Kreis Litoměřice, an. Der „Ältestenrat“, die jüdische „Selbstverwaltung“ des Ghettos Theresienstadt, listete 1287 Ankommende auf. Der Transport wurde im Ghetto unter der Nummer XVII/1 registriert. [5211]

Aus dem Ghetto Theresienstadt ist die Todesfallanzeige für Sofie (Sophie) Mayer überliefert. Ihr war als Wohnort in Theresienstadt das Gebäude L 514 zugewiesen. Dort starb sie am 8. Dezember 1942. Als Todesursache wird „Enteritis-Darmkatarrh“ genannt. [5212] Das weist auf die Infektionskrankheit Ruhr hin, die damals im Lager grassierte. Im Geburtenbuch Mainz ist aufgrund von Angaben des Sonderstandesamts Arolsen als Sterbetag der Sofie Mayer der 8. Dezember 1942 und als Sterbeort Theresienstadt nachgetragen. [5201] Ihre Tochter Wilhelmine Mayer war einen Tag früher am selben Ort und an derselben Krankheit gestorben. [5213]

KrATÜ P1-52

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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