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Wochenmark, Bella

geborene Freudenthal

Bella Freudenthal wurde am 14. Januar 1887 in Gotha geboren. Ihre Eltern waren Carl Rusel Freudenthal und Lina geborene Hellmann. Sie wohnten in Gotha in der Kleine Erfurterstraße 1 und waren „mosaischer“ Religion. Der Vater wird als Viehhändler bezeichnet. [5301]

Am 14. August 1916 heiratete Bella Freudenthal Joseph Wochenmark in Erfurt. Beide waren „mosaischer“ Religion. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte Bella Wochenmark in Erfurt in der Scharnhorststraße 22 und war „ohne Beruf“. Dies war auch die Adresse ihrer Eltern. Joseph Wochenmark war am 17. Juni 1880 in Rozwadow, Galizien (heute wahrscheinlich ein Stadtteil von Stalowa Wola in der polnischen Woiwodschaft Karpatenvorland), geboren worden. [5302] In einem selbst verfassten Lebenslauf aus dem Jahr 1933 gab er an, er sei am 18. Juni 1880 geboren worden. [5303] Joseph Wochenmarks Eltern waren der Kaufmann Boruch Wochenmark und seine Ehefrau Scheindel geborene Leder. Sie wohnten zum Zeitpunkt der Eheschließung ihres Sohnes in Hannover. Joseph Wochenmark wohnte zum Zeitpunkt seiner Eheschließung in Freudental, heute Landkreis Ludwigsburg. Er wird als Lehrer bezeichnet. [5302] Laut dem Familienbuch hatten Bella und Joseph Wochenmark zwei Söhne: Alfred wurde am 30. Juni 1917 in Freudental und Arnold am 31. März 1921 in Crailsheim, heute Landkreis Schwäbisch Hall, geboren. [5304]

Laut Meldeunterlagen der Stadt Tübingen zog Bella Wochenmark zusammen mit ihrem Mann Joseph (Josef) sowie den Kindern Alfred und Arnold am 6. Oktober 1925 nach Tübingen, zunächst in die Uhlandstraße 16, dann ab dem 30. Oktober 1925 in die Wöhrdstraße 23. In der Einwohnermeldekartei wird Joseph Wochenmark als Religionslehrer und Prediger bezeichnet. [5305] Er hatte die Religionslehrerstelle bei der Tübinger israelitischen Gemeinde inne. [5306] Joseph Wochenmark meldete sich am 27. August 1934 „ohne Familie“ nach Gmünd ab. Mit Gmünd wurde das heutige Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis bezeichnet. „Bella mit Arnold“ meldeten sich am 29. September 1934 aus Tübingen ebenfalls nach Gmünd in die Uferstraße 32 ab. [5305] Dort zogen die Wochenmarks am 5. Oktober 1936 in die Königsturmstraße 29, am 23. Januar 1939 in die Königsturmstraße 18. [5307] Bereits 1933 war der Sohn Alfred von Tübingen aus in die Schweiz nach Basel gezogen. 1937 wanderte er in die USA aus. [5308] Der Sohn Arnold zog am 19. Juli 1937 nach Basel. [5307]

Bella und Joseph Wochenmark meldeten sich am 7. Januar 1940 von Gmünd aus nach Stuttgart um. Dort lassen sie sich in der Rosenbergstraße 119 (?) [5307], der Rosenbergstraße 103 (1941), in der Olgastraße 75 (1942) und in der Eberhardstraße 1 nachweisen. [5309] [5310] Bella Wochenmarks Mann Josef starb am 8. März 1943 im Bürgerhospital in Stuttgart. Als Todesursache wurde eingetragen: „Reaktive Depression, Bronchopneumonie“. [5310]

Im Rahmen des Entschädigungsverfahrens vernahm die Stuttgarter Polizei 1960 eine Zeugin, die im Haushalt von Bella und Joseph Wochenmark ausgeholfen hatte. „Ihre frühere 5-Zimmerwohnung“, so die Zeugin, hätten die Wochenmarks wegen „ihrer rassischen Abstammung und da Herr Dr. Wochenmark Rabbiner war“, räumen müssen. Als die Zeugin sie kennenlernte, wohnten sie „in einem größeren Zimmer in der Olgastraße“. Anschließend seien Wochenmarks „mit anderen Personen jüdischer Abstammung“ in das Gebäude Eberhardstraße 1 eingewiesen worden. Nachdem Bella und Joseph Wochenmark die Mitteilung über ihren bevorstehenden „Abtransport“ erhalten hätten, hätten sie „gemeinsam aus dem Leben scheiden“ wollen. Während Joseph Wochenmark im Bürgerhospital in Stuttgart verstorben sei, sei Bella Wochenmark „gesundgepflegt und wieder entlassen“ worden. Sie sei allerdings nicht mehr in die Eberhardstraße 1 eingewiesen, sondern „in der Nähe der Synagoge“ in Stuttgart bis zu „ihrem Abtransport nach Theresienstadt“ untergebracht worden. Bella Wochenmark habe die Zeugin noch gebeten, dem Sohn Arnold gegenüber nichts „von dem Selbstmord“ zu erwähnen, sondern, dass sein Vater an einer Krankheit verstorben sei. [5311]

Bella Wochenmarks Name steht mit der laufenden Nummer 13 auf der Namensliste zum Deportationstransport XIII/2 von Stuttgart ins Ghetto Theresienstadt im Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice. Bella Wochenmark ist anhand ihres Geburtsdatums und Geburtsortes identifizierbar. Sie wird als verwitwete Hilfsarbeiterin bezeichnet. Ihre letzte Adresse lautete Hospitalstraße 36 in Stuttgart. Der Transport fuhr am 16. April 1943 von Stuttgart ab und traf am folgenden Tag im Ghetto Theresienstadt ein. [5312] Aus einer Karteikarte der Ghettoverwaltung geht hervor, dass Bella Wochenmark in dem Transport mit der Bezeichnung Er und der laufenden Nummer 1342 weiterdeportiert wurde. Auf der Karteikarte ist sie anhand ihres Geburtsdatums und der Transport­nummer identifizierbar. [5313] Der Transport Er ging am 16. Oktober 1944 vom Ghetto Theresienstadt aus ins KZ Auschwitz, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag. Von den 1.500 Deportierten sind nur 136 Überlebende bekannt. [5314]

KrATÜ P1-53

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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