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Dessauer, Ernst Nathan

Ernst Nathan Dessauer wurde am 20. Januar 1882 in Tübingen geboren. Seine Eltern waren der Optiker Adolf Dessauer und dessen Ehefrau Lenchen geborene Halle. Beide waren israelitischer Religion. [1001] Laut Adressbüchern der Stadt Tübingen wohnten Adolf Dessauer und seine Familie zunächst im zweiten Stock der Neckargasse 2, die zeitweilig noch Neckarstraße hieß. 1902 ist als Anschrift das Parterre der Uhlandstraße 4 angegeben, wo Adolf Dessauer auch ein „optisches Warengeschäft“ betrieb. [1002] Ernst Dessauers Vater Adolf war seit 1. Juli 1903 im ersten Stock der Uhlandstraße 16 in Tübingen gemeldet. Die Wohnung wird als Eigentum genannt. [1003] Der Grabstein von Ernst Dessauers Eltern Adolf und Lenchen Dessauer ist auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim erhalten. [1004]

Ernst Dessauer hielt sich 1922 in Hamburg auf. Dort beantragte er einen Reisepass. Als Stand gab er „Seemann“ an, als Ziel: „zur Seefahrt“. [1005] Er war ledig. [1006] Die Kartei der Mitglieder der Jüdischen Gemeinden Hamburg vom 10. Oktober 1928 enthält eine Karteikarte für Ernst Dessauer. In der Steuerkartei des Jüdischen Religionsverbandes Hamburg wird als Eintritts­datum der 30. Oktober 1934 angegeben. [1007]

Als Berufsbezeichnungen werden Buchhalter, Kaufmann, in der Rückerstattungsakte aus der Nachkriegszeit Buchhändler genannt. [1005] [1007] [1008] Für Ernst Dessauer sind mehrere Wohnadressen in Hamburg belegt: 1928 die Sophienstraße 25, Hinterhaus 2, wo Dessauer Untermieter war. [1005] [1006] Ab dem 20. November 1940 ist die Wagnerstraße 1 in Hamburg-Bahrenfeld genannt. [1007] Als der Nachlass von Ernst Dessauers Vater Adolf 1940 aufgelöst wurde, gingen von den etwa 20.000 Reichsmark 7,5 Prozent an Ernst Dessauer, jeweils etwa 20 Prozent an seine Geschwister Anna Erlanger und Julie Berger sowie etwa 50 Prozent an das „Gemeinschaftsauswandererguthaben“ von Hermann und Lucie Levi. [1008]

Abrechnungen von Kosten des „Gefängnis und Zuchthaus“ Fuhlsbüttel belegen, dass Ernst Dessauer am 26. September 1941 als Häftling der Geheimen Staatspolizei Hamburg dort eingeliefert und am 16. Oktober 1941 nach Stadthaus überstellt wurde. [1009] [1010] Das Stadthaus an der Ecke von Stadthausbrücke und Neuer Wall, heute die „Stadthöfe“, war bis Juli 1943 Sitz des Hamburger Polizeipräsidiums. In den Kellern gab es Arrestzellen. [1011]

Die Gestapo Hamburg ließ Ernst Dessauer am 25. Oktober 1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportieren. [1012] Das Ghetto Litzmannstadt befand sich im Gebiet der heutigen Stadt Łódź in Polen. Ein blauer Stempel auf der Karte für Ernst Dessauer in der Steuerkartei des Jüdischen Religionsverbandes Hamburg nennt den 25. Oktober 1941 als Datum des Ausscheidens, „Aussiedelg.“ [1007] An diesem 25. Oktober 1941 verließ ein erster Deportationszug aus Hamburg den „Hannoverschen Bahnhof“ der Stadt. Der Transport traf am Folgetag, dem 26. Oktober 1941 in Litzmannstadt ein. Die Deportationsliste umfasst die Namen von 1034 Personen. [1013] In einer Liste verstorbener Juden des Ghettos Litzmannstadt wird als Todesdatum Ernst Nathan Dessauers der 12. Januar 1942 genannt. [1014] Das Finanzamt Hamburg beschlagnahmte das Vermögen von Ernst Dessauer am 20. Januar 1942. [1008]

KrATÜ P1-10

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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