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Dessauer, Amalie

geborene Rosenfeld

Amalie Rosenfeld wurde am 28. Februar 1868 in Mühringen, heute Landkreis Freudenstadt, geboren. Aus dem Familienbuch der israelitischen Gemeinde Mühringen geht hervor, dass ihre Eltern David Rosenfeld und dessen Ehefrau Jette geborene Levi waren. [0801] [0802] David Rosenfeld wird als Kleiderhändler in Mühringen, heute einem Ortsteil der Stadt Horb im Landkreis Freudenstadt, bezeichnet. [0803] Amalie Rosenfeld heiratete am 12. Mai 1890 in Tübingen Jakob Dessauer. Beide waren israelitischer Religion. Jakob Dessauer war am 20. Dezember 1853 in Wankheim, heute einem Ortsteil der Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, geboren worden. Jakob Dessauer wird im Heiratsbuch als Optiker bezeichnet. [0804]

Der Tübinger Meldekartei zufolge wohnte die Familie von Amalie und Jakob Dessauer seit dem 1. Juli 1903 im Parterre der Uhlandstraße 16. [0805] Jakob Dessauer starb am 17. August 1905 in der Chirurgischen Klinik in Tübingen. [0806] Der Grabstein von Jakob Dessauer ist auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim erhalten. [0807]

Amalie und Jakob Dessauer hatten vier Kinder, die alle in Tübingen geboren wurden: Lothar (geb. 1894), Paul David (geb. 1896), Klara (geb. 1901) und Irma (geb. 1903). [0803] Die Tochter Irma starb am 11. Januar 1914, sie war im Kohlenkeller der Tübinger Chronik ermordet aufgefunden worden. [0803] [0808] Der Grabstein von Irma Dessauer ist auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim erhalten. [0809] Die Tübinger Chronik berichtete in zwölf Artikeln über die Tat und den Prozess dazu. Der Täter Karl Meier, der als Hausdiener bei der Tübinger Chronik arbeitete, wurde wegen Mordes, Sittlichkeits- und Notzuchtverbrechens zum Tode verurteilt und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. [0810]

Amalie Dessauer wohnte nach dem Tod ihres Mannes weiter in Tübingen in der Uhlandstraße 16. Vom 31. August 1928 bis 23. Mai 1935 war sie dann in einer Wohnung im zweiten Stock der Poststraße 4 als Mieterin gemeldet. Anschließend zog sie nach Stuttgart in die Wagenburgstraße 26. [0805] Dort befand sich damals ein jüdisches Altersheim. [0811] In einer Mitteilung der Meldebehörde Stuttgart-Ost an die Finanzverwaltung wird bescheinigt, dass Amalie Dessauer am 22. Dezember 1941 aus der Wagenburgstraße 26 nach Eschenau verzogen sei. Laut Einkommensteuererklärung für das Jahr 1941 wohnte sie im jüdischen Altersheim Eschenau. [0812] Eschenau ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Obersulm im Landkreis Heilbronn.

Im Schloss Eschenau wurden seit Dezember 1941 mindestens 110 ältere Juden hauptsächlich aus Stuttgart meist zwangsweise in dem als Altersheim eingerichteten Schloss untergebracht. Zwölf von ihnen starben hier und wurden auf dem jüdischen Friedhof in Affaltrach, heute einem Ortsteil der Gemeinde Obersulm im Landkreis Heilbronn, bestattet. [0811] [0813] Zu ihnen gehörte Amalie Dessauer, die am 12. Januar 1942 in Eschenau, in der Schlossstraße 1 starb. Als Todesursache wurde Lungenentzündung eingetragen. Eine Krankenpflegerin hatte den Todesfall angezeigt. [0814]

KrATÜ P1-08

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

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