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Erlanger, Fritz Max

Fritz Max Erlanger wurde am 31. März 1913 in Pfarrkirchen, heute Landkreis Rottal-Inn in Bayern, geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Hugo Erlanger und dessen Ehefrau Anna Therese geborene Dessauer. Beide waren israelitischer Religion. [1301] Der Standesbeamte unterstrich Fritz als Rufnamen. Zum Zeitpunkt der Geburt lebte die Familie in Pfarrkirchen, Hausnummer 80. [1302]

Im Staatsarchiv Ludwigsburg ist ein handschriftlicher Lebenslauf von Fritz Erlanger überliefert. Diesen schrieb er am 23. November 1939, als er sich um eine Anstellung als Lehrer bewarb. Darin heißt es, dass ihn seine Eltern mit 11 Jahren an die Waisen- und Erziehungsanstalt Wilhelmspflege in Esslingen geschickt hätten, weil ihm in Pfarrkirchen keine jüdische Erziehung geboten werden konnte. 1927 habe er für ein Jahr das evangelische Lehrerseminar in Esslingen besucht und sei dann „mit den anderen jüdischen Seminaristen an das Lehrerseminar in Heilbronn“ gewechselt. Weiter schrieb Fritz Erlanger, dass er im Frühjahr 1933 die 1. Volksschulprüfung und im April das israelitische Vorsängerexamen bestanden habe. [1303] Bevor er seine erste Lehrerstelle antrat, hielt er sich ab dem 20. Februar 1933 bei seiner Mutter und seinem Großvater in Tübingen, Uhlandstraße 16, auf. [1304] [1305]

Laut Auskunft der Stadt Rottweil von 1971 war Fritz Erlanger vom 9. April bis zum 7. November 1933 in Rottweil, Kameralamtsgasse 6 bei der Israelitischen Gemeinde polizeilich gemeldet. [1306] In Rottweil arbeitete er als Religionslehrer und Vorsänger in Vertretung. [1303] Von Rottweil meldete sich Fritz Erlanger nach Esslingen ab. [1306] In seinem Lebenslauf schrieb Fritz Erlanger, dass er ab dem 7. November 1933 an der israelitischen Waisenanstalt Esslingen gearbeitet habe. [1303] Im Herbst 1936 sei er dann an die neu errichtete jüdische Volksschule nach Göppingen gewechselt. [1307] Dort war er zeitweise in der Ludwigstraße 30 gemeldet. [1308]

Im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Fritz Erlanger am 12. November 1938 im KZ Dachau auf dem Gebiet der heutigen bayerischen Stadt Dachau inhaftiert. Im Zugangsbuch des KZs ist sein Name mit der Häftlingsnummer 25098 aufgelistet. Die Abkürzung „SchJ“ kennzeichnet ihn als Schutzhäftling Jude. [1308] Auf einer überlieferten Häftlingskarteikarte heißt es, dass Fritz Erlanger am 5. Dezember 1938 entlassen wurde. [1309]

Am 14. Juli 1941 zog Fritz Erlanger von Göppingen, Frühlingstraße 29, nach Tübingen, in die Hechinger Straße 9, zum Wohnungsgeber Sara Erlanger. [1304] Es ist zu vermuten, dass damit seine Mutter Anna Erlanger gemeint ist, die seit dem 17. Dezember 1938 den Zwangszweitnamen Sara tragen musste. [1310] Am 7. August 1941 wurde Fritz Erlanger aus Tübingen nach Ahlem, heute einem Stadtteil von Hannover, abgemeldet. Seine dortige Anschrift lautete: Ahlem/Post Hannover-Limmes, Gartenbauanstalt. [1304]

Fritz Erlanger heiratete am 4. November 1941 in Ahlem die Arbeiterin Edeltraud Sara Lapidas, die wie er „mosaischer“ Religion war. Sara Lapidas war am 3. Dezember 1913 in der damaligen Kreisstadt Rößel, heute Reszel im Powiat Kętrzyński der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren geboren worden. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte das Ehepaar in Ahlem in der Wunstorferlandstraße 1. [1311]

Fritz und Edeltraud Erlanger wurden von Ahlem aus am 15. Dezember 1941 nach Riga in Lettland deportiert. Ihre Namen finden sich auf einer Transportliste unter der Überschrift „Jüdische Gartenbauschule in Ahlem Wunstorferstr. 1“. Fritz Erlangers Name steht in der Liste zu der laufenden Nummer 982, der seiner Ehefrau zu der Nummer 983. [1312] Die Gartenbauschule in Ahlem, in der Fritz Erlanger arbeitete, war vor dem Deportations-Transport in ein Sammellager umfunktioniert worden. Darin mussten sich 1001 Menschen jüdischer Herkunft für den Transport einfinden. Am 15. Dezember 1941 verließ der Zug Hannover und kam am 18. Dezember in Skirotava bei Riga an. [1313]

Auf einer „Einweiskarte“ des KZs Stutthof im Gebiet des heutigen Sztutowo im Landkreis Nowy Dwór Gdański der polnischen Woiwodschaft Pommern, findet sich der Name Fritz Erlanger. Identifizierbar ist Fritz Erlanger durch den Hinweis, man solle auch unter dem Namen von Edeltraut Erlanger, geboren am 13. Dezember 1913 in Rössel nachsehen. [1314] Die Karte für Edeltraut Erlanger ist ebenfalls erhalten. Auf ihr steht, dass sie von der Sicherheitspolizei Riga am 1. Oktober 1944 in Stutthof eingewiesen worden sei. [1315] Das Amtsgericht Riedlingen erklärte Fritz Max Erlanger am 16. November 1950 für tot. Als Todestag stellte es den 8. Mai 1945 fest. [1316]

KrATÜ P1-13

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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