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Hirsch, Paula

Paula Therese Hirsch wurde am 16. Juli 1897 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Gustav Hirsch und dessen Ehefrau Emma geborene Lindauer (Landauer). Beide waren israelitischer Religion. [1901] Laut Unterlagen des Einwohnermeldeamts Tübingen lebte Paula Hirsch seit ihrer Geburt in der Kronenstraße 6 in Tübingen. Am 28. April 1924 meldete sie sich für etwa einen Monat nach Stuttgart ab. Paula Hirsch war seit dem 1. Juni 1924 wieder in Tübingen im zweiten Stock der Adresse Holzmarkt 1 gemeldet. Der Tübinger „Wohnungsgeber“ (Vermieter) Hirsch [1902] dürfte der Kaufmann Leopold Hirsch gewesen sein, der laut Adressbuch von 1925 im Gebäude Am Holzmarkt 1 in der zweiten Etage wohnte. [1903]

Am 7. Juni 1924 gebar Paula Hirsch in der Badischen Landeshebammenlehranstalt in Karlsruhe einen Sohn namens Erich Siegfried. Nach dem Geburtenregister der Stadt Karlsruhe war Paula Hirsch zu diesem Zeitpunkt ohne Beruf und unverheiratet. [1904] Der zeitliche Verlauf lässt darauf schließen, dass sie sich nur zur Entbindung in Karlsruhe aufhielt, sie blieb weiterhin in Tübingen gemeldet. [1905] Nach ihren eigenen Angaben hielt sich Paula Hirsch von September 1933 bis Ostern 1934 bei ihrem Schwager Ludwig Bauer in der Wiederholdstraße 10 in Stuttgart auf. [1906] Beim Tübinger Meldeamt meldete sie sich am 15. Mai 1934 von Tübingen nach Heidelberg ab. [1902] Dort lebte sie nach ihren eigenen Angaben in der Klingenteichstraße 2 bei „Hauptl[ehrer]“ Müller. [1906] Samuel Müller war seit 1901 städtischer Lehrer in Heidelberg gewesen und soll nach einem Artikel in der Jüdischen Schulzeitung zu seinem 70. Geburtstag als „wohl zur Zeit der bekannteste jüdische Lehrer Deutschlands“ gegolten haben. [1907]

Am 19. Oktober 1934 meldete sich Paula Hirsch in Oppenweiler, heute Rems-Murr-Kreis, an. Sie war laut Auskunft der Gemeinde Oppenweiler von 1966 „Heim­insassin im Evang[elischen] Landheim für Frauen und Mädchen in Reichenberg“. [1908] [1902] Nach ihren eigenen Angaben vom August 1940 war sie dort „bis Heute“ geblieben. [1906] Unter der Adresse „Reichenberg“ war sie auch bei ihrer Deportation im November 1941 registriert. [1909] Paula Hirschs Sohn Erich war während seiner Schulzeit in dem jüdischen Waisenhaus Wilhelmspflege in Esslingen [1910] und machte im August 1940 in Hamburg-Rissen eine Lehre als Gärtner. [1906] Vor seiner Deportation soll Erich Hirsch „einige Wochen“ mit seiner Mutter Paula „auf dem Reichenberg“ „als Gast“ gelebt haben. [1911]

Die Staatspolizeileitstelle Stuttgart informierte die Landräte in Württemberg und Hohenzollern in einem Brief vom 18. November 1941 über die „im Rahmen der gesamteuropäischen Entjudung“ anstehende „Abschiebung von Juden in das Reichskommissariat Ostland“ per Eisenbahn. [1912] Am 19. November verschickte die „Jüdische Kultusvereinigung Württemberg e.V.“ ein vorgedrucktes Schreiben „Betr. Evakuierung“, das in einer Fassung auch an Paula Hirsch in Reichenberg und ihren Sohn Erich adressiert war. Paula Hirsch und ihr Sohn sollten sich für ihre „Evakuierung“ ab dem 26. November 1941 in ihrer aktuellen Unterkunft (in Reichenberg) bereithalten. Paula Hirsch wurde die Transportnummer 903 zugeteilt, ihrem Sohn die Nummer 904. [1913]

Am 24. November 1941 verfügte die Staatspolizeileitstelle Stuttgart den Einzug des Vermögens von Paula Hirsch. Paula Hirsch wurde nach einer Mitteilung des Finanzamts Backnang am 26. November 1941 in das „Auffanglager“ Stuttgart eingeliefert. [1909] Dieses „Auffanglager“ war auf dem Stuttgarter Killesberg eingerichtet. Anne Hahn, die damals wohl auf dem Reichenberg arbeitete, habe Paula Hirsch und ihren Sohn mit dem Landjäger von Oppenweiler zum Bahnhof gebracht. [1911] Das Bürgermeisteramt Oppenweiler bezog sich bei einer Auskunft von 1966 auf eine Karteikarte des dortigen Einwohnermeldeamts, als es den 28. November 1941 als Datum für „nach unbekannt verzogen“ nannte. Auf der Karteikarte soll zusätzlich der Vermerk „evakuiert“ eingetragen gewesen sein. [1908]

Von Stuttgart aus fuhr der Deportationstransport mit der Nummer Da 33 am 1. Dezember 1941 nach Riga in Lettland. [1914] Mit diesem Transport wurden 1000 Jüdinnen und Juden aus Württemberg und Hohenzollern deportiert. [1912] Am 4. Dezember 1941 kam der Transport am Bahnhof Skirotava bei Riga an. Die Deportierten mussten in das KZ „Gut Jungfernhof“. Wie viele andere aus diesem Transport, wurden vermutlich auch Paula Hirsch und ihr Sohn am 26. März 1942 im Wald Biķernieki bei Riga erschossen. [1914]

KrATÜ P1-19

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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