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Krämer, Julie

geborene Liebmann

Julie Liebmann wurde am 25. Oktober 1877 in Wankheim, heute Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, geboren. Ihre Eltern waren der Handelsmann Heinrich Liebmann und dessen Ehefrau Karoline geborene Löwenthal. Sie wohnten in der Kirchstraße 100 in Wankheim und waren israelitischer Religion. [2101] Für die Geburt Julie Liebmanns sind in anderen Quellen abweichende Geburtsdaten überliefert. Im Wankheimer Familienbuch für Heinrich Liebmann ist der 28. Oktober 1877 eingetragen [2102], in der Wiener Meldekartei und anderen Quellen der 15. Oktober 1877. [2103] [2104]

Im Juni 1879 zogen Julie Liebmanns Vater Heinrich und seine Familie nach Tübingen [2102] ins Parterre des Gebäudes Hechinger Straße 9. [2105] In Tübinger Adressbüchern werden Heinrich Liebmann und sein Bruder Max Liebmann als Viehhändler bezeichnet. [2106]

Julie Liebmann heiratete am 24. Dezember 1906 in Tübingen Salomon Krämer. Salomon Krämer war am 15. Mai 1861 in „Sa Ujhely“, heute wohl einem Ortsteil von Sátoraljaújhely, einer Stadt im ungarischen Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén, geboren worden und lebte in Wien. Er war israelitischer Religion. Seine Eltern waren der damals bereits verstorbene Kaufmann Samson Krämer und dessen Frau Rosa geborene Grünwald, sie wohnten in „Ujhely, Ungarn“. Im Heiratsregister wird Salomon Krämer als Kaufmann bezeichnet, Julie Liebmann war ohne Beruf. [2107] Julie Krämer zog nach Wien zu ihrem Mann. Dort war das Ehepaar im Zweiten Bezirk gemeldet, zunächst in der Krummbaumgasse 2/14, anschließend in der Oberen Donaustraße 43/26. [2104]

1938 mussten Salomon und Julie Krämer ihr Vermögen offenlegen. Nach ihren Angaben vom 27. Juni 1938 besaß Julie Krämer damals ein Drittel des Anwesens Hechinger Straße 9 in Tübingen mit drei Wohnungen sowie Stall, Garten, Scheune, Schuppen und Hofraum. Den Wert gab sie mit 48.000 Reichsmark an. Sie erklärte dazu: „Mein 1/3 Vermögensanteil am Haus hat mir mein Bruder Sigmund Liebman […] Memphis Tenn. USA zu meiner Unterstützung geschenkt, da ich sonst keinerlei Einkommen habe, mit Ausnahme das ich von Fall zu Fall von mein Wohnungszimmer in Untermiete vermiete“. Am 2. Dezember 1938 teilte Julie Krämer mit, dass das Anwesen Hechinger Straße 9 am 29. Juli 1938 an den Bäckermeister C. Lieb in Tübingen, Karlstraße, um 35.000 Reichsmark verkauft worden sei. [2103]

Am 28. Juli 1942 wurden Julie Krämer und ihr Mann Salomon mit dem Transport Nummer 34 von Wien in das Ghetto Theresienstadt, heute in Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice, deportiert. [2108] Der Transport traf dort einen Tag später ein. [2109] Julie Krämers Name wurde unter der laufenden Nummer 999, der ihres Mannes Salomon unter der Nummer 998 aufgelistet. Auf der Deportationsliste ist Salomon Krämer als „Soma Salomon“ aufgeführt. [2108] Laut Todesfallanzeige des Ghettos Theresienstadt für Salomon Krämer wohnten Julie Krämer und ihr Mann Salomon in Gebäude Nr. Q 309. Salomon Krämer starb am 4. August 1942 im Ghetto Theresienstadt im Gebäude L 317 „Zentral. Krankenstuben 7 11“ an „Herzmuskelerkrankung“ und „Herzschwäche“. [2110]

Aus dem Ghetto Theresienstadt ist eine Karteikarte aus der Zentralen Transportkartei erhalten. Aus dieser geht hervor, dass Julie Krämer am 15. Mai 1944 in dem Transport mit der Bezeichnung Dz von Theresienstadt aus weiter deportiert wurde. [2111] Auf der Transportliste erscheint Julie Krämers Name unter der laufenden Nummer 1579. Julie Krämer ist anhand ihres Geburtsdatums identifizierbar. [2112]

Der Transport mit 2403 Männern und Frauen kam am 16. Mai 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau an, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag. Die Menschen des Transports Dz erhielten bei ihrer Ankunft eine Häftlingsnummer eintätowiert. Sie wurden im „Familienlager B II b“ mit anderen Deportierten aus Theresienstadt eingesperrt. Ein Großteil der Deportierten aus diesem Transport wurde am 10. Juli 1944 in den Gaskammern ermordet. [2113]

KrATÜ P1-21

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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