Klara Elisabeth Lammfromm wurde am 30. Juli 1869 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren Julius Lammfromm und dessen Ehefrau Pauline geborene Cahen. Julius Lammfromm wird als Privatier bezeichnet. [2201] Im Familienregister wird der Name der Mutter „Kahn“ geschrieben. [2202] Im Melderegister der Stadt Tübingen ist „Elisabeth“ als Rufname unterstrichen. In den Quellen erscheint als Vorname „Clara“, [2203] „Klara“ [2204] [2205], „Elisabeth“, [2206] sowie „Elisabethe“ [2207]
Elisabeth Lammfromms Vater Julius stammte aus der Stadt Buchau, heute Bad Buchau im Landkreis Biberach. [2202] Julius Lammfromm hatte 1846 bis 1849 an der Universität Tübingen Jura studiert und war anschließend Rechtsanwalt. [2208] Im jüdischen Familienregister Buchaus steht bei Julius Lammfromm: „wohnt in Tübingen“ und „getauft“. [2202] Elisabeth Lammfromm wurde am 14. August 1869 im Haus ihrer Eltern in Tübingen evangelisch getauft. [2201] Die nationalsozialistische Rassenideologie ermittelte aufgrund der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz von 1935 „Juden“ nicht nur nach unmittelbarer Religionszugehörigkeit, sondern auch anhand der Religionszugehörigkeit von Vorfahren. Die evangelisch getaufte Elisabeth Lammfromm galt deshalb ab 1935 als Angehörige der „jüdischen Rasse“. [2209] In biographischen Quellen wird Elisabeth Lammfromm zeitlebens als ledig bezeichnet. [2206] Aus dem Briefwechsel der Familie Lammfromm geht spätestens 1910 hervor, dass Elisabeth Lammfromm „augenleidend“ war und eine Operation bevorstand. [2210]
Die Tübinger Adressbücher nennen für 1870 die Wilhelmstraße 960 [2211] und ab 1877 die Uhlandstraße 4 als Wohnadressen von Elisabeth Lammfromms Vater Julius, [2212] der am 5. September 1890 starb. [2213] Am 27. November 1895 übergab das Standesamt Tübingen das Familienregister der Familie Lammfromm an das Standesamt Stuttgart. [2214]. Demnach zog die Mutter von Elisabeth Lammfromm, Pauline, nach Stuttgart. Sie war dem Stuttgarter Adressbuch von 1897 zufolge im Parterre der Friedrichsstraße 14 gemeldet. Dieselbe Adresse hatte ihr Sohn Hermann. [2215]. Hermann Lammfromm arbeitete 1895 als Rechtsanwalt und Notar in Stuttgart. [2216] Als Elisabeth Lammfromms Mutter Pauline am 22. September 1904 in Stuttgart starb, ermittelte das Nachlassgericht Stuttgart die Erben. Aus dem damaligen Erbschein geht hervor, dass Elisabeth Lammfromms Schwester Maria mit Dr. Knut Bohlin in Stockholm verheiratet war. Zum Zeitpunkt der Ausstellung des Erbscheins hielt sich Elisabeth Lammfromm in Stockholm auf. [2207]
Ab 1908 wird Elisabeth Lammfromm in Stuttgarter Adressbüchern genannt. Sie wohnte damals in der Danneckerstraße 33, 1909 in der Militärstraße 87, der heutigen Breitscheidstraße. Dort war sie zuletzt 1928 registriert. [2217] Ab 1929 lebte sie in der Bismarckstraße 6 in Stuttgart, in der Stiftung Frauenheim. [2218] Von Stuttgart zog Elisabeth Lammfromm am 3. März 1939 in die Hechinger Straße 21 in Tübingen. Am 2. Mai 1939 meldete sie sich von Tübingen aus in die Seestraße 114 [2203] in Stuttgart ab, unter welcher Adresse sie in den Stuttgarter Adressbüchern für die Jahre 1940 bis 1942 nachweisbar ist. [2219]
Elisabeth Lammfromm wohnte vom 28. Februar 1942 bis 1. September 1942 in einem jüdischen „Wohnheim“ in Dellmensingen, heute einem Stadtteil von Erbach im Alb-Donau-Kreis. [2204] [2205] In einem Bericht der Gemeinde Dellmensingen über den Zugang von Juden erscheint Elisabeth Lammfromm für den „6. März 1942 von Stuttgart“. Sie war „ohne Beruf“. [2220] Auf einer Liste der von Dellmensingen „zur Abwanderung kommenden Juden“, die 101 Namen umfasst, steht unter der laufenden Nummer 36 der Name von Elisabeth Lammfromm. [2221] In einer „Zusammenstellung für Mittwoch, den 19.8.42“ sind Ankunfts- und Abfahrtsdaten von Bahntransporten genannt, mit denen Menschen jüdischer Herkunft zum Sammellager auf dem Killesberg in Stuttgart deportiert wurden. Demnach gingen am 19. August 1942 von Dellmensingen aus zwei Transporte mit jeweils 50 Personen nach Stuttgart ab. [2222] Elisabeth Lammfromms Name steht mit der laufenden Nummer 255 auf der Liste für den Deportations-Transport XIII/1, [2206] der am 22. August 1942 vom Stuttgarter Nordbahnhof aus mit einem Personenzug dritter Klasse ins Ghetto Theresienstadt auf dem Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice abging. Der Transport kam am 23. August 1942 im Bahnhof Bauschowitz, dem heutigen Bohušovice nad Ohří im tschechischen Bezirk Litoměřice, an. [2223]
Aus der Zentralen Transportkartei der Ghettoverwaltung Theresienstadt ist eine Karteikarte für Elisabeth Lammfromm überliefert. Dieser nach stand ihr Name unter der laufenden Nummer 1870 auf der Liste des Transports mit der Bezeichnung Bq, der am 23. September 1942 vom Ghetto Theresienstadt [2224] aus in das Vernichtungslager Treblinka auf dem Gebiet der heutigen polnischen Landkreise Ostrów Mazowiecka und Sokołów Podlaski in der Woiwodschaft Masowien abging. [2225] Die meisten aus dem Transport Bq wurden unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. [2225]
KrATÜ P1-22
01 Das Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim
Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.
02 Geschichtlicher Überblick zum Jüdischen Friedhof Wankheim
1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.
03 Ergänzungen und Korrekturen
An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.