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Marx, Blanda

geborene Schwarz

Blanda Schwarz wurde am 8. Dezember 1878 in Rexingen, heute einem Ortsteil der Stadt Horb am Neckar im Landkreis Freudenstadt, geboren. Ihre Eltern waren Hermann Schwarz und dessen Frau Ernestine geborene Löwengardt. Bei beiden steht in den Standes­amtsbüchern: „mosaischer Religion“. Hermann Schwarz wird als Handelsmann bezeichnet. [3001] Blanda Schwarz heiratete am 26. November 1902 in Rexingen Liebmann Marx. Liebmann Marx war am 16. Februar 1870 in Baisingen, heute einem Ortsteil von Rottenburg am Neckar im Landkreis Tübingen, geboren worden und wohnte dort. Seine Eltern waren Veit Marx und dessen Ehefrau Rebekka geborene Levi. Liebmann Marx wird als Handels­mann, Blanda Schwarz als Haustochter bezeichnet. [3002] Blanda und Liebmann Marx hatten zwei Söhne, den am 10. Juli 1903 geborenen Viktor und den am 26. November 1904 geborenen Egon. Beide Söhne wurden in Baisingen geboren. Aus der Melde­karte der Stadt Tübingen von Blanda Marx geht hervor, dass sie am 20. August 1906 nach Tübingen zog, in den ersten Stock der Herren­bergerstraße 46. [3003]

Liebmann Marx ist in den Tübinger Adressbüchern der Jahre 1908 bis 1919 unter dieser Adresse eingetragen. Dort betrieb er, zeitweise gemeinsam mit seinem Bruder Max Marx eine Viehhandlung. Liebmann Marx starb am 10. September 1923 in seiner Wohnung in Tübingen. Sein Grabstein ist auf dem Jüdischen Friedhof in Wankheim erhalten. [3004] Blanda Marx ist weiterhin unter derselben Adresse nachgewiesen, 1930 im zweiten Stock desselben Hauses. 1928 wurde zusätzlich ihr Sohn Egon, Kaufmann, unter derselben Adresse eingetragen. 1932 erscheint auch ihr Sohn Viktor unter dieser Wohnadresse. [3005] Die Brüder Viktor und Egon Marx betrieben in der Herrenbergerstraße 46 ab dem 1. Juni 1928 einen Handel mit Aussteuerartikeln. [3006]

Blanda Marx Sohn Egon hatte sich politisch engagiert, unter anderem wohl im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, einem Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik. [3007] Er floh 1933 aus Deutschland. Im Februar 1934 zog er nach Héricourt im heutigen Département Haute-Saône in Frankreich. [3008] Aus der Tübinger Meldekarte von Blanda Marx geht hervor, dass sie selbst am 2. Februar 1934 von Tübingen aus ebenfalls nach Héricourt in Frankreich wegzog. [3003] Ihr Sohn Egon Marx berichtete in einem Brief an die Tübinger Autorin Lilli Zapf aus der Nachkriegszeit, dass seine Mutter Blanda am 3. Februar 1934 zu ihm nach Héricourt gekommen sei. [3009] Sie wohnte bei ihrem Sohn in der Grande-Rue 28. [3010] Als letzter Wohnsitz in Héricourt wird Faubourg Besancon Nr. 16 genannt. [3011] Anfang 1939 nahmen Blanda Marx und ihr Sohn Egon ihre Enkelin Ruth Marx bei sich auf, die bis Juni 1941 blieb. In dieser Zeit wurden die Namen von Blanda Marx mit Nr. 294 und Ruth Marx mit Nr. 295 in einem Verzeichnis jüdischer Bewohner Héricourts aufgeführt. [3012] Während der Sohn Egon Marx Héricourt verließ und sich zunächst der Fremdenlegion und später dem französischen Widerstand in der Résistance anschloss, blieb seine Mutter Blanda in der Stadt. [3008]

Blanda Marx unterzeichnete am 1. Juni 1942, dass ihr Judensterne ausgehändigt worden seien. [3013] Bei einer Massenverhaftung am 9. Oktober 1942 wurde Blanda Marx festgenommen und in das Polizeigefängnis nach Lure im heutigen Département Haute-Saône in Frankreich gebracht. In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober wurde sie von dort mit anderen „ausländischen“ Jüdinnen und Juden aus Héricourt mit einer Polizeieskorte in das Lager Drancy im heutigen Département Seine-Saint-Denis in Frankreich überstellt. Dort hatte die deutsche Besatzungsverwaltung ein Gefangenenlager eingerichtet, von dem aus sie die meisten Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager deportieren ließ. Der Name von Blanda Marx steht auf der Deportationsliste des Transports Nr. 42, der Drancy am 6. November 1942 verließ. [3014] [3015]

Als der Transport am 8. November 1942 das KZ Auschwitz-Birkenau, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag, erreichte, wurden 145 Männer und 82 Frauen zur Arbeit selektiert. Die übrigen Deportierten wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. [3016] Egon Marx hatte nach Kriegsende nach dem Verbleib seiner Mutter recherchiert und zog das Fazit: „wo natuerlich keine Spur mehr zu finden war“. [3009] Das Landesamt für die Wiedergutmachung Tübingen ging 1957 in Anbetracht des Alters von Blanda Marx „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ davon aus, „dass die Verfolgte nicht länger als bis zum 7.12.1942 gelebt hat“. [3010]

KrATÜ P1-30

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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