< Marx, Ruth | tuenews
Logo Tunews Magazin

Marx, Ruth

Ruth Marx wurde am 12. Juli 1933 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Viktor Marx und dessen Ehefrau Marga geborene Rosenfeld. [3201] Viktor Marx war am 10. Juli 1903 in Baisingen, heute einem Stadtteil von Rottenburg am Neckar im Landkreis Tübingen, geboren worden. Marga Rosenfeld war am 13. Mai 1909 in Aub, heute Landkreis Würzburg, geboren worden. Beide hatten am 29. Januar 1932 in Aub geheiratet. [3202] Viktor Marx wird als Viehhändler bezeichnet. [3203]

Den Tübinger Meldeunterlagen für Viktor Marx zufolge lebte Ruth Marx bis zum 1. April 1934 mit ihren Eltern im Haus von (Ruth Marx Großmutter) Blanda Marx in der Herrenbergerstraße 46. Es folgten Wohnungen im ersten Stock der Österbergstraße 7 (bis 17. März 1937) und im Parterre der Brunsstraße 16 (bis 13. Oktober 1938). [3203] [3204]

Weil Ruth Marx Vater Viktor sein Gewerbe zum 30. September 1938 aufgeben musste und als Hilfsarbeiter in Stuttgart tätig war, nahm er sich dort alleine ein möbliertes Zimmer. [3205] Aus Tübingen meldete er sich am 13. Oktober 1938 nach Bad Cannstatt, dem heutigen Stuttgarter Stadtbezirk, ab. [3203] Anfang Oktober 1938 kam Ruth Marx zusammen mit ihrer Mutter Marga nach Aussagen ihrer Tante Gerda Wiesenfelder, geborene Rosenfeld, nach Aub zu ihren Großeltern, wo sie bleiben wollten, „bis sie auswandern konnten“. [3206] Die Familie löste die Tübinger Wohnung auf. [3205]

Ruth Marx Vater Viktor wurde nach der Reichspogromnacht (9./10. November 1938) am 15. November 1938 in Stuttgart inhaftiert und bis 4. Januar 1939 in „Schutzhaft“ eingesperrt. [3205] Ruth Marx und ihre Mutter Marga scheinen bei der Verhaftung um 6 Uhr früh in der Wohnung des Vaters anwesend gewesen zu sein. [3207] Ruth Marx Mutter Marga zog der Tübinger Meldekartei zufolge am 1. Januar 1939 offiziell nach Stuttgart, in die Seestraße 64. Ruth Marx wurde zum selben Datum nach Aub abgemeldet. [3204] Ruths Großeltern mütterlicherseits siedelten wohl kurz darauf nach Würzburg um. [3205] Ruth Marx kam vermutlich in diesem Zusammenhang Anfang 1939 zu ihrer Großmutter väterlicherseits Blanda Marx und ihrem Onkel Egon Marx nach Héricourt im heutigen Département Haute-Saône in Frankreich. [3208] [3205] Blanda Marx war dorthin am 2. Februar 1934 zu ihrem Sohn Egon emigriert. [3204] [3209] Ruths Großmutter wohnte bei ihrem Sohn in der Grande Rue 28. [3210] Als letzter Wohnsitz von Blanda Marx in Héricourt wird Faubourg Besancon Nr. 16 genannt. [3211] Der Name von Ruth Marx erscheint in einem undatierten „Registre de Déclaration des personnes juives“ der Stadt Héricourt mit der Nummer 295. [3212]

Im Juni 1941 holten die Eltern ihre Tochter Ruth Marx aus Frankreich zu sich in die Blumenstraße 2 in Stuttgart. [3205] [3206] [3208] Sie soll in Stuttgart „ganz kurze Zeit“ eine jüdische Schule besucht haben. [3213] Im Oktober 1941 musste die Familie zwangsweise nach Haigerloch, heute Zollernalbkreis, umsiedeln. [3214]

Der Name von Ruth Marx steht gemeinsam mit dem ihrer Eltern Viktor und Marga in einem „Verzeichnis der aus dem Landkreis Hechingen am 27.11.1941 evakuierten Juden“. Ruth Marx ist die Transportnummer 640 zugeordnet, unter den 133 aufgelisteten Personen hatte sie die laufende Nummer 55. [3214] Die Menschen dieses Transports wurden zunächst in ein Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg gebracht. Die Transportnummer 640 ist wohl diejenige der Deportationsliste für den Deportationszug, der am 1. Dezember 1941 mit etwa 1000 Menschen von Stuttgart abging. An diesem Tag wurden den Erinnerungen von Viktor Marx aus dem Jahr 1965 zufolge er, seine Tochter Ruth und seine Frau Marga in überfüllten Lastwagen zur Bahnstation gebracht und in den Zug verladen. [3207] Dieser kam am 4. Dezember 1942 im Bahnhof Skirotava bei Riga in Lettland an. Die Deportierten mussten in das KZ „Gut Jungfernhof“. [3215]

Viktor Marx berichtete in einem Brief von 1964 als Augenzeuge, dass seine Tochter Ruth und seine Frau Marga am 26. März 1942 mit anderen Frauen und Kindern aus dem KZ Jungfernhof unter Vortäuschung eines anderen Ziels abtransportiert worden seien. [3205] Ruth Marx gehört demnach zusammen mit ihrer Mutter Marga zu den Opfern der Massenerschießungen an diesem Tag im Wald Biķernieki bei Riga. [3215]

KrATÜ P1-32

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

TÜNEWS INTERNATIONAL

Related posts

Contact Us

Magazine Html