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Mayer, Wilhelmine (Mina)

geborene Weil

Wilhelmine Weil wurde am 24. August 1877 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren der Bankier Friedrich Weil und dessen Frau Sofie geborene Mayer. Beide waren israelitischer Religion. [3301] Wilhelmine Weil heiratete am 1. April 1899 in Tübingen Josef Mayer. Mayer wird als Kaufmann bezeichnet. Er war am 6. Juli 1866 in Mainz geboren worden. Seine Eltern waren der Kaufmann Moses (II.) und Karoline Mayer geborene Lazar. Im Heiratsbuch ist „Wilhelmine (Mina) Weil“ eingetragen, sie unterschrieb mit der Kurzform „Mina“ Mayer. [3302] Die Wohnadresse des Ehepaars in Mainz war der Fisch­thorplatz 20. Wilhelmine Mayers Mann Josef starb am 7. Dezember 1901 in Mainz. [3303]

Wilhelmine Mayer kam spätestens 1925 zurück nach Tübingen und hielt sich bei ihrer Mutter Sofie Weil auf. Sie ist in den Tübinger Adressbüchern von 1925 bis 1934 unter derselben Adresse wir ihre Mutter nachweisbar [3304], im ersten Stock der Grabenstraße 1 und ab dem 15. September 1930 im zweiten Stock des Gebäudes Nauklerstraße 31. [3305] In den Adressbüchern ist die Tochter als „Mina Mayer-Weil, Bankierswitwe“, bezeichnet. [3306] Nach dem Tod von Friedrich Weil hatte dessen Sohn und Wilhelmines Bruder Karl Weil das Bankgeschäft des Vaters weitergeführt. Er unterstützte seine Mutter Sofie finanziell. [3307] Das Amtsgericht Stuttgart I ließ Karl Weil am 11. Oktober 1935 „wegen dringenden Verdachts eines Devisenvergehens“ verhaften, seine Bank musste am 30. Oktober 1935 schließen. [3308] Das Landgericht Stuttgart verurteilte Karl Weil am 5. Mai 1936 „wegen betrügerischen Bankerotts“ unter anderem zu einer „Gesamtzuchthausstrafe von drei Jahren, drei Monaten, abzüglich sechs Monaten Untersuchungshaft“ und zu Geldstrafen. [3309]

Etwa einen Monat nach der Verhaftung von Karl Weil, am 16. November 1935, verließen seine Mutter Sofie Weil und mit ihr wohl auch ihre Tochter Wilhelmine Tübingen und meldeten sich nach Mainz ab. Bei Sofie Weil ist die Rheinstraße 79 in Mainz als Zieladresse angegeben. [3305] Das dortige Haus war im Besitz von Sofie Weil. [3307] In Mainz gehörten beide Frauen der Jüdischen Kultusvereinigung an, als Wilhelmine Mayers Wohnadresse wird im August 1941 die Breidenbacherstrasse 25 genannt. [3310] Im Februar 1942 ist Wilhelmine (Mina) Mayer die Bemerkung „Beinleiden“ zugeordnet, ihrer Mutter Sofie die Bemerkung „fast erblindet“. Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt im ersten Stock des Gebäudes Rheinstraße 79, wo sie ein Zimmer, eine Küche und ein Bad zur Verfügung hatten. [3311] In einer am 14. September 1942 aufgestellten Liste der jüdischen Personen in Mainz, die älter als 90 Jahre waren, ist Wilhelmine Weils Mutter, Sofie genannt, als Adresse ist ihr die Gonsenheimerstraße 11 zugeordnet. [3312] In der Gonsenheimerstraße 11 in Mainz befand sich ein israelitisches Altersheim. [3313] In einer Anmerkung der Liste hieß es: „Die Weil ist mit ihrer Tochter für Theresienstadt eingeteilt.“ [3312]

Am 27. September 1942 stellte die Staatspolizeileitstelle Darmstadt ein Namensverzeichnis „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt“ auf. Gemeint war das Ghetto Theresienstadt im Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice. Darin sind Wilhelmine (Minna) Mayer geborene Weil mit der laufenden Nummer 662 und ihre Mutter Sofie Weil geborene Mayer mit der laufenden Nummer 804 genannt. Bei der Adresse ist die Gonsenheimerstraße 11 angegeben. [3314] Der Transportzug Da 520 fuhr am 27. September 1942 von Darmstadt ab und kam am Folgetag, dem 28. September 1942 im Bahnhof Bauschowitz, heute Bohušovice nad Ohří im tschechischen Kreis Litoměřice, an. Er bestand aus Personenwagen der Dritten Klasse. Die jüdische „Selbstverwaltung“ des Ghettos Theresienstadt listete 1287 Ankommende auf und registrierte den Transport unter der Nummer XVII/1. [3315]

Aus dem Ghetto Theresienstadt ist die Todesfallanzeige für Wilhelmine (Minna) Mayer überliefert. Als letzter Wohnort in Mainz wird darauf die Breidenbachstraße 25 genannt. Ihr war als Wohnort in Theresienstadt das Gebäude L 524 zugewiesen. Sie starb am 7. Dezember 1942 im Gebäude L 514. Als Todesursache werden Herzschwäche und Darmkatarrh genannt. [3316] Das weist auf die Infektionskrankheit Ruhr hin, die damals im Ghetto grassierte. Eine Karteikarte der Ghettoverwaltung bestätigt die Kremierung der Leiche von „Mayerova Minna“. [3317] Das Sonderstandesamt Arolsen übermittelte den Todestag 7. Dezember 1942 nach Kriegsende unter der Nummer 171/1980 an das Standesamt Tübingen. [3301]

KrATÜ P1-33

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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