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Schäfer, Albert

Albert Schäfer wurde am 26. August 1878 in Hainsfarth geboren. Hainsfarth ist eine Gemeinde im heutigen Landkreis Donau-Ries. Albert Schäfers Eltern waren der Handelsmann Heinrich Schäfer und dessen Ehefrau Sali geborene Schönwalter. Beide waren israelitischer Religion. [4001] Albert Schäfer meldete sich von Nördlingen kommend vom 1. April bis 5. Juni 1903 in München an. [4002] Von München kommend meldete sich Albert Schäfer am 1. Oktober 1904 in der Domstraße 34 in Würzburg an. Von dort meldete er sich am 2. Dezember 1910 nach Tübingen ab. [4003]

Albert Schäfer heiratete am 19. Dezember 1910 in Tübingen Selma Seemann. Im Heiratsbuch wird er als Kaufmann bezeichnet. Selma Seemann war am 14. März 1887 in Aschbach geboren worden. [4004] Aschbach ist heute ein Gemeindeteil der Stadt Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte Selma Seemann in Kleinlangheim, heute Landkreis Kitzingen. Sie war laut Heiratsbuch israelitischer Religion und ohne Beruf. Ihre Eltern waren der zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits verstorbene Handelsmann Josef Seemann und dessen Ehefrau Emma geborene Fleischmann. [4004]

Albert Schäfer meldete sich mit seiner Familie zunächst in der Föhrbergstraße 6 in Tübingen und ab 1. März 1912 in der Herrenbergerstraße 34 an. Ab dem 16. April 1934 wohnte die Familie Schäfer in der damaligen Wilhelm-Murr-Straße 1, heute Neue Straße 1. [4005] Die Familie lebte in einer Siebenzimmer-Wohnung. [4006] Albert und Selma Schäfer hatten zwei Töchter, die in Tübingen geboren wurden: Herta (27. Oktober 1911) [4007] und Liselotte (22. Juni 1921). [4008]

Eine Schwester von Albert Schäfers Frau Selma geborene Seemann hieß Karoline. Karoline Seemann war mit Jakob Oppenheim verheiratet. [4009] Ihr Mann Jakob Oppenheim war 1905 nach Tübingen gekommen und hatte das dortige Damenkonfektions- und Aussteuergeschäft Eduard Degginger&Co übernommen, das seit dem 31. Januar 1906 als „Eduard Degginger Nachfolger“ firmierte. [4010] Dieses Geschäft behielt zunächst den Standort Neue Straße 16 bei. [4011] Am 8. Februar 1911 wurde die Firma Eduard Degginger Nachfolger in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt, Gesellschafter waren seitdem Jakob Oppenheim und Albert Schäfer. [4012] Im August 1912 kauften Jakob Oppenheim und Albert Schäfer das frühere Offizierskasino in der Neue Straße 1 von der Stadt Tübingen und verlegten das Geschäft dorthin. [4010] Nach Angaben von Albert Schäfers Tochter Herta war ihr Vater zur Hälfte Teilhaber. Dieses Geschäft „musste im Zug der Verfolgungsmassnahmen arisiert werden, nachdem der Umsatz schon durch die Boykottwirkung beträchtlich gelitten hatte.“ Nach Ermittlungen des Wiedergutmachungsamtes sanken die Reinerträge der Firma von 7723 Reichsmark 1933 auf 2520 Reichsmark 1934 und 610 Reichsmark 1935. [4006] Am 1. Oktober 1935 verpachteten die Inhaber das Geschäft an Karl (Carl) Haidt in Tübingen. [4010] [4012] Von da ab habe Albert Schäfer kein gewerbliches Einkommen mehr gehabt. [4006]

Albert Schäfer wurde nach Angaben seiner Tochter Herta am 9. November „im Zug des Pogroms“ – gemeint ist die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 – verhaftet. [4006] Im Zugangsbuch des KZs Dachau auf dem Gebiet der heutigen bayerischen Stadt Dachau ist mit der Häftlingsnummer 25327 und unter dem Zugangsdatum 12. November 1938 Albert Schäfer genannt. Im Feld „Art“ stehen die Kürzel „Sch.“ und „J.“ für „Schutzhäftling Jude“. [4013] Aus einer Schreibstubenkarte, die das KZ Dachau für Albert Schäfer anlegte, geht hervor, dass er am 29. November 1938 aus dem Lager entlassen wurde. [4014]

Diese Haftzeit soll ihn „körperlich und seelisch … stark geschwaecht“ haben. [4006] Albert Schäfers Neffe Dr. Heinz Oppenheim, der von 1934 bis 1936 als praktischer Arzt eine Praxis in der Neue Straße 1 betrieben hatte, bestätigte in der Nachkriegszeit, dass Albert Schäfer mit einer Broncho-Pneumonie von Dachau zurückgekommen sei, „von der er sich nie erholt hat“. [4015] Anfang 1939 verkauften Albert Schäfer und Jakob Oppenheim die Firma „Eduard Degginger Nachfolger“ an Karl Haidt. [4010] Albert Schäfer starb am 5. Mai 1941 um 14 Uhr in seiner Wohnung in der Wilhelm-Murr-Straße 1 (heute: Neue Straße 1) in Tübingen. Als Todesursache wurden Arteriosklerose, Bronchitis und Herzlähmung angegeben. [4016] Der Verstorbene wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Wankheim begraben. Dort ist sein Grabstein erhalten. [4017]

Albert Schäfers Ehefrau Selma Schäfer musste in den Deportationszug mit etwa 1000 Menschen, der am 1. Dezember 1941 vom Nordbahnhof Stuttgart abging. [4018] [4019] Der Transport kam am 4. Dezember 1941 im Bahnhof Skirotava bei Riga in Lettland an. Die Deportierten mussten in das KZ „Gut Jungfernhof“. [4020] Wie viele andere Frauen aus diesem Transport, wurde vermutlich auch Selma Schäfer am 26. März 1942 im Wald Biķernieki bei Riga erschossen. [4021]

KrATÜ P1-40

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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