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Spier, Julius

Julius Berthold Spier wurde am 12. Dezember 1925 in der Tübinger Frauenklinik geboren. Im Geburtenbuch ist der Vorname Julius als Rufname unterstrichen. Seine Eltern waren der Lehrer Gustav Spier und dessen Ehefrau Herta geborene Bloch. Zum Zeitpunkt der Geburt lebte die Familie in Haigerloch, heute Zollernalbkreis. Der Standesbeamte hat weder die Religionszugehörigkeit noch die genaue Adresse der Eltern eingetragen. [4201] [4202] Zu der Familie geben die „Judenkartei“ der Stadt Haigerloch und das Haigerlocher Familienbuch nähere Auskunft. Als die Karte der „Judenkartei“ für Gustav Spier am 17. September 1930 angelegt wurde, wurde er als Lehrer und Beamter bezeichnet. Auf der Karte ist auch eine Schwester von Julius Spier namens Ruth genannt. [4203] Ruth Spier war am 27. Juli 1921 in Geisa, heute Wartburgkreis, geboren worden. [4204] Eltern und Kinder waren israelitischer Religion und wohnten in Haigerloch, „Haag 270“. [4203]

Julius Spier zog am 1. November 1939 in die Adresse „Rissener Land 127“ in Altona-Blankenese, heute einem Stadtteil von Hamburg. In der Haigerlocher „Judenkartei“ sind als weitere Wohnorte 1940 bis 1941 nacheinander genannt: Haigerloch, „vorübergehend“ Berlin und „Landwerk Steckelsdorf Ausbau Rathenow“, heute Landkreis Havelland. Aus „Landwerk“ kommend meldete sich Julius Spier am 21. November 1941 in Haigerloch an. Am 27. November 1941 wurden er und sein Vater von Haigerloch „evakuiert“. [4203]

In einem „Nachtrag zu Haigerloch“ im „Verzeichnis der aus dem Landkreis Hechingen am 27.11.1941 evakuierten Juden“, sind unter den laufenden Nummern 112 bis 114 die Namen von Gustav, Herta und Julius Spier eingetragen. Bei Julius Spier fallen die Angaben zum Geburtsdatum auf. Dieses wurde zuerst maschinenschriftlich mit 12. Dezember 1885 angegeben, dann handschriftlich auf 1925 korrigiert. [4205] Auf einer ähnlichen Liste aus der Nachkriegszeit wurden die drei Familienmitglieder mit denselben Nummern aufgenommen. Hier wurde das Geburtsdatum von Julius Spier mit „12.12.85“ angegeben. [4206]

Auf einer anderen nach 1945 aufgestellten Liste wurde der Name Julius Spier mit laufender Nr. 1888 verzeichnet. Sein Geburtsdatum und -ort wurden mit 12. Dezember 1925, Tübingen, angegeben. Laut dieser Liste wurden Julius, Gustav und Herta Spier am 1. Dezember 1941 nach Riga in Lettland deportiert. [4207] Die Hechinger Juden waren zunächst in ein Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg gebracht worden. Der Deportationszug ging am 1. Dezember 1941 vom Nordbahnhof in Stuttgart ab. Er kam am 4. Dezember im Bahnhof Skirotava bei Riga an. Die Deportierten mussten in das KZ Gut Jungfernhof. [4208]

Von den Haigerlochern, die am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert worden waren, überlebte Selma Weil. Sie war bis August 1944 im KZ „Gut Jungfernhof“ eingesperrt und überlebte auch weitere KZs. [4209] Sie sagte nach Kriegsende zum Schicksal von Julius Spier aus. Nach ihrer Aussage soll die SS im Mai 1943 Julius Spier im KZ erschossen haben, in dem sie beide sich damals aufhielten. [4210] Julius Spiers Schwester Ruth Spier emigrierte 1939 nach England. [4203] [4204] Von dort aus ließ sie nach dem Kriegsende ihre Familienangehörigen durch den Internationalen Suchdienst suchen. [4210] [4211]

KrATÜ P1-42

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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