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Spiro, Elfriede

Elfriede Spiro wurde am 21. April 1894 in Dürkheim, heute Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz, geboren. Ihre Eltern waren der Lehrer Ludwig Spiro und dessen Ehefrau Jertha geborene Schweizer. Beide Elternteile waren zum Zeitpunkt der Geburt israelitischer Religion. [4401] Ludwig Spiro war am 30. Januar 1865 in Wankheim, heute Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, geboren worden [4402], er hatte in Tübingen Philosophie studiert. [4403] Elfriede Spiro wurde wie ihr Vater Ludwig und ihr Bruder Hans am 6. Januar 1902 in Stuttgart getauft. [4404] Die Mutter Jertha (Jerda) blieb israelitisch. [4405] [4406]

Die Familie von Ludwig Spiro, mit ihr Elfriede Spiro, zog 1906 nach Weinsberg, heute Landkreis Heilbronn. [4405] In Tübingen lässt sich „Oberpräzeptor“ (Oberlehrer) Dr. Ludwig Spiro von 1909 bis 1914 in der Garten­straße 65 nachweisen [4407] [4408], vom 12. November 1915 bis zum 17. August 1917 in der Reutlingerstraße 8. [4406] In Tübingen besuchte Elfreide Spiro wohl die Höhere Töchterschule. [4409]

Anschließend zog Ludwig Spiro mit seiner Familie nach Gmünd, heute Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis. [4406] Die Gmünder Meldebehörde erfasste den Aufenthalt bis zum 1. Oktober 1929 in der Remsstraße 5. [4405] [4410] Auf der Gmünder Meldekarte ist als Sterbedatum der Mutter Jertha Spiro der 3. September 1928 genannt. [4410] Elfriede Spiro war jeweils unter den Wohn­adressen der Eltern als Haushaltsangehörige mit gemeldet. [4405] [4406] [4410]

Elfriede Spiros Vater Ludwig zog dann als Witwer am 1. Oktober 1929 erneut nach Tübingen, in die damalige Hügelstraße 7 [4410], die heutige Ebertstraße 55. [4413] Elfriede Spiro blieb bei ihm als ledige Haustochter gemeldet. [4411] Elfriede Spiro und ihr Vater Ludwig blieben bis zum 2. September 1935 unter dieser Adresse gemeldet. [4411] [4412] Am 2. September 1935 zogen sie in die Christophstraße 1. [4411] [4412] Ludwig Spiro starb am 23. März 1941 in Tübingen an einer Krankheit [4402] und wurde auf dem Stadtfriedhof beerdigt. [4414]

Elfriede Spiro war vom 26. Mai 1941 bis 29. Januar 1942 in der Wilhelm-Murr-Straße 1 in Tübingen gemeldet [4411], heute Neue Straße 1. Vom 29. Januar 1942 bis zum 20. August 1942 war sie in der Hechinger Straße 9 gemeldet, dann notierte die Tübinger Meldebehörde: „nach unbekannt verzogen“. [4411] Auf einer undatierten „Transportliste der evakuierten Juden des Kreises Tübingen“, die vermutlich in Vorbereitung auf die Deportation von Stuttgart nach Riga in Lettland am 1. Dezember 1941 aufgestellt wurde, ist unter Nummer 994 der Name von Elfriede Spiro verzeichnet. Der Name ist durchgestrichen. Maschinenschriftlich wurde darunter hinzugefügt: „Letztere ist durch Krankheit ausgefallen und wurde fernmündlich mitgeteilt.“ [4415] Der Vorstand des Tübinger Polizeiamts meldete mehrfach, dass Elfriede Spiro nicht transportfähig sei, am 9. Juli 1942 sogar, dass sie „nur auf einer Tragbahre“ befördert werden könne. [4416] Elfriede Spiros Name steht dann auf der „Transportliste der abzuschiebenden Juden der Stadt Tübingen“ vom 20. August 1942 unter der Nummer 5. [4417] Nach einer eidesstattlichen Erklärung von Elfriede Spiros Schwägerin Klara Spiro, geborene Teckemeyer, im Rahmen des Todeserklärungsverfahrens 1951 sei Elfriede Spiro am 19. September 1942 „von der Gestapo in ihrer damaligen Wohnung in Tübingen, Hechingerstr. 9 abgeholt“ worden. [4418]

Der Name von Elfriede Spiro steht auf den Namenslisten des Transports XIII/1, der den Stuttgarter Nordbahnhof am 22. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt im Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice verließ und dort am 23. August 1942 anlangte. [4419] [4420] Eine spätere Karteikarte für Elfriede Spiro stammt aus der Transportkartei der Ghettoverwaltung Theresienstadt. Auf der Karteikarte ist zusätzlich eingetragen, dass Elfriede Spiro im Transport mit der Bezeichnung Cr am 23. Januar 1943 (laufende Nummer 1934) vom Ghetto Theresienstadt aus weiterdeportiert wurde. [4421]

Der Transport mit 2000 Menschen ging vom Bahnhof Bauschowitz, heute Bohušovice nad Ohří im tschechischen Kreis Litoměřice, ab und traf am 24. Januar 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau, das überwiegend auf dem Gebiet des heutigen polnischen Landkreises Oświęcim in der Woiwodschaft Kleinpolen lag, ein. [4422] Laut Auskunft des Tschechischen Roten Kreuzes aus dem Jahr 1950 wurde der Transport Cr als Todestransport bezeichnet, von dem weniger als zehn Prozent der Deportierten nach dem Krieg zurückgekehrt seien. [4423]

Im November 1945 erschien im Amtsblatt für den Kreis Tübingen eine Todesanzeige für die Geschwister Hans, Edwin und Elfriede Spiro. Unterzeichnet haben diese Cläre Spiro und deren Tochter Liselotte Elliott geborene Spiro, Rolf Elliott, Leicester, England sowie Familie Teckemeier und „einige treue Freunde“. Der Trauergottesdienst war für Sonntag, den 25. November 1945 in der Tübinger Eberhardskirche angekündigt. [4424] Am 18. Januar 1951 erklärte das Amtsgericht Tübingen Elfriede Spiro für tot. Als Todestag stellte es den 23. Januar 1943 fest. [4418]

KraTÜ P1-44

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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