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Spiro, Salomo

Salomo Spiro wurde am 13. Juli 1859 in Wankheim, heute einem Ortsteil der Gemeinde Kusterdingen im Landkreis Tübingen, geboren. Seine Eltern waren der Bürger und Metzger Abraham Spiro und dessen Ehefrau Jette geborene Landauer. [4601] Beide Eltern waren israelitischer Religion. [4602] Salomo war das sechste von neun im Familienregister genannten Kindern des Ehepaares. [4603] Er wird in den Quellen auch mehrfach als Salomon bezeichnet. [4604]

Salomo Spiro heiratete am 24. Juni 1890 in Cannstatt, dem heutigen Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt, Auguste Kramer. Auguste Kramer war am 6. August 1866 in Walldorf, heute Rhein-Neckar-Kreis, geboren worden und wohnte dort zum Zeitpunkt der Eheschließung. Sie war israelitischer Religion. Ihr Vater war der verstorbene Handelsmann Jakob Kramer, ihre Mutter Dina geborene Löwenthal. Salomo Spiro und seine Eltern wohnten 1890 in Reutlingen. [4604] In Adressbüchern der Stadt Reutlingen ist 1890 und 1895 die Adresse Unter den Linden 31 festgehalten. [4605]

Salomo Spiros Mutter Jette starb 1892. [4606] Der Vater Abraham Spiro starb 1896. [4607] Beider Gräber befinden sich auf dem Jüdischen Friedhof in Wankheim. [4606] [4607]

Salomo und Auguste Spiro hatten vier Kinder. Alfred wurde am 27. Juli 1891 geboren, Hedwig am 9. März 1893, Martha am 14. Januar 1897 und Alice am 8. März 1899. Alle sind im Reutlinger Familienregister [4608] und auf dem Meldebogen des Vaters [4609] verzeichnet. Der Familie gehörte das Haus Unter den Linden 31 in Reutlingen. [4610] Laut Gewerbesteuerverzeichnis der Stadt Reutlingen war Salomo Spiro Viehhändler, unter seiner Wohnadresse hatte er einen Viehhandel als Gewerbe angemeldet. [4611] In manchen Quellen wird er als Handelsmann bezeichnet. [4609] Salomo Spiro gehörte der jüdischen Gemeinde in Tübingen an [4612] und übte „an Hohen Feiertagen das Ehrenamt des Hilfsvorbeters“ aus. [4613]

Salomo Spiros erste Frau Auguste geborene Kramer starb am 29. Januar 1902. [4608] Ihr Grabstein ist auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim erhalten. [4614] In zweiter Ehe heiratete Salomo Spiro am 14. Januar 1903 in Bruchsal, heute Landkreis Karlsruhe, Karoline Kramer. Karoline Kramer war am 9. Juli 1872 in Walldorf als Tochter des verstorbenen Handelsmanns Jakob Kramer und dessen Ehefrau Dina geborene Löwenthal geboren worden. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte sie in Reutlingen. [4615] Durch die Namen der Eltern und des Geburtsortes sowie durch die Aussage von Salomo Spiros Tochter Alice aus der Nachkriegszeit kann Karoline als Schwester der ersten Ehefrau Salomo Spiros Auguste identifiziert werden. Diese zweite Ehe blieb kinderlos. [4610]

1933 und 1937 wurde Salomo Spiro als Privatmann bezeichnet. [4605] Salomo und Karoline Spiro wurden am 26. Juni 1942 in das jüdische Altersheim in Tigerfeld, heute ein Ortsteil der Gemeinde Pfronstetten im Landkreis Reutlingen, zwangsumgesiedelt. [4610] [4616] Im Gemeindearchiv Tigerfeld ist die Kennkarte Karoline Spiros aus dem „Jüdischen Wohnheim“ erhalten. [4617] Dieses Altersheim gilt als der letzte Wohnort des Ehepaares im Deutschen Reich. [4618] [4619] Die Bewohner und Bewohnerinnen des Zwangs­altenheims Tigerfeld wurden am 19. August 1942 aus der Gemeinde abgemeldet. [4620] Laut Sonderfahrplan der Deutschen Reichsbahn ging am Mittwoch, den 19. August 1942 um 16:44 Uhr vom Bahnhof Kleinengstingen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Engstingen im Landkreis Reutlingen, ein Bahntransport für circa 40 Personen aus Tigerfeld ab, der um 19:51 Uhr in Stuttgart ankommen sollte. [4621]

Die Namen von Salomo und Karoline Spiro stehen auf der Deportationsliste des Transports XIII/1, der am 22. August 1942 vom Stuttgarter Nordbahnhof in das Ghetto Theresienstadt im Gebiet der heutigen Stadt Terezín im tschechischen Bezirk Litoměřice abging. Auf dieser ist der Name Salomo (Salomon) Spiro unter der laufenden Nummer 908, der Name Karoline Spiro unter der laufenden Nummer 909 aufgelistet. Zu Salomo Spiro ist der abweichende Geburtstag 14. Juli 1859 eingetragen. [4622] Der Transport kam am 23. August 1942 im Bahnhof Bauschowitz, heute Bohušovice nad Ohří im tschechischen Kreis Litoměřice, an. [4623]

Salomo Spiro ist am 7. Januar 1943 im Gebäude mit der Bezeichnung H V im Ghetto Theresienstadt, Zimmer 6, gestorben. [4619] Das Gebäude H V ist die sogenannte Dresdner Kaserne. [4624] Die Todesfallanzeige aus dem Ghetto Theresienstadt nennt als Todesursache „Marasmus – Altersschwäche“. [4619] Salomo Spiros Witwe Karoline starb am 18. Juni 1943 in demselben Gebäude H V, in Zimmer 201, das als „Sichenkrankenstube“ bezeichnet wurde. [4625]

Das Amtsgericht Reutlingen erklärte Salomo und seine Ehefrau Karoline Spiro am 4. August 1948 für tot, Salomo mit dem Todestag 30. April 1943 und Karoline mit dem Todestag 31. Oktober 1943. [4608] Im Heiratsregister Bruchsal ist als Todestag von Salomo Spiro der 7. Januar 1943 aufgrund einer Mitteilung des Sonderstandesamts Arolsen von 1957 eingetragen. [4615]

KrATÜ P1-46

Der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen haben sich 2022 dazu entschlossen, gemeinsam ein Gedenkbuch zu erarbeiten und vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim aufzustellen.

1774 gestattete der ritterschaftliche Ortsherr Freiherr Friedrich Daniel St. André den Zuzug jüdischer Familien in sein Dorf Wankheim bei Tübingen. Die bürgerliche Gemeinde Wankheim verpachtete der jüdischen Gemeinschaft ab November 1774 einen Begräbnisplatz.

An dieser Stelle informieren wir darüber, welche weiteren Erkenntnisse es zum Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof Wankheim gegeben hat und welche Textstellen in der online-Version des Gedenkbuches korrigiert wurden.

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