Von der Zuckertüte zur Schultüte

Bräuche

Von der Zuckertüte zur Schultüte

Von Filiz Sahin

 

Vor wenigen Wochen war es wieder soweit und viele Kinder feierten ihren ersten Schultag. Dazu gehört unbedingt eine Schultüte oder Zuckertüte, die das Schulkind stolz in den Armen hält. Egal, ob selbst gebastelt oder fertig gekauft, ob groß oder klein, ob rund oder eckig – ein Foto mit Schultüte und Ranzen, das den wichtigen Einstieg in den neuen Lebensabschnitt festhält, hat wohl jeder von uns in seinem Album.

Man mag es kaum glauben, aber die Geschichte der Schultüte ist schon fast 200 Jahre alt. Ein exaktes Datum lässt sich nicht feststellen, aber bereits 1817 wurde in einem Bericht erwähnt, dass ein Schüler in Jena „eine mächtige Tüte Konfekt“ zur Einschulung erhalten habe. Früher wurde den Schulkindern auch erzählt, dass im Schulkeller ein Zuckertütenbaum wachse. Wenn die Früchte herangereift wären (also die Zuckertüten groß genug seien), dann wäre es auch an der Zeit, zur Schule zu gehen. Dem Kind wurde also mit der gepflückten Zuckertüte im Arm bestätigt, dass es „reif“ für die Schule sei – und auch heute spricht man ja noch von „Schulreife“.

Die Geschichte zeigt, dass schon zur Einführung der Schultüte dem Schulkind der Übergang in den Schulalltag im wahrsten Sinne des Wortes versüßt werden sollte, indem sie mit Obst, Nüssen und Keksen gefüllt wurde. Daher stammt auch der Name „Zuckertüte“, der eigentlich die ursprüngliche Bezeichnung ist.

Mit dem Eintritt in die Schule müssen sich Kinder an viele neue Regeln halten und in ein neues Umfeld eingewöhnen. Das kann Unbehagen oder ein mulmiges Gefühl erzeugen. Gleichzeitig sind ABC-Schützen aber auch stolz darauf, wieder ein Stück groß, erwachsen und unabhängig zu werden. Mit der Schultüte wird ganz klar und für alle sichtbar signalisiert: „Ich bin jetzt ein Schulkind!“. Damit fällt der Abschied vom Kindergarten leichter und die neue Gemeinschaft mit den anderen Erstklässlern wird geschlossen. Die Schultüte war und ist also Trost und Motivation zugleich.

Bei uns in Deutschland ist die Schultüte und ihre damit verbundene Symbolkraft nicht wegzudenken. Manchmal wird sie deswegen auch vom angehenden Schulkind im Kindergarten oder in der Vorschule selbst gebastelt. Dann ist es wichtig, dass es zum großen Tag seine eigene Schultüte in die Schule tragen darf. Oft wird diese Aufgabe aber auch den Eltern überlassen. Dann haben diese die Möglichkeit, entweder eine fertige Tüte zu kaufen oder selbst zur Bastelschere zu greifen. Dabei muss man kein schlechtes Gewissen haben: Auch fertige Tüten, die von Motiv oder Farbe her passend zu den Interessen und Vorlieben des Schulkindes sind, verlieren ihre Symbolik nicht.

Wer lieber bastelt, der kann das mit dem künftigen Schulkind zusammen oder alleine als Überraschung tun. Das kann jede Familie selbst entscheiden und es ist auch vom Wunsch und Können des Schulkindes selbst abhängig. Wer nicht ganz so bastelbegabt ist, aber auch keine fertige Schultüte kaufen möchte, für den gibt es noch eine weitere Variante: fertige Bastelsets für Schultüten, in denen die Schmuckteile bereits vorgefertigt sind. Durch verschiedene Anordnung der Teile entstehen Schultüten in einer individuellen Ausführung. Bei www.schulstart.de gibt es verschiedene Motive zur Auswahl.

Seit vielen Jahren gibt es auch die Tradition der Geschwistertüte. Hier bekommen jüngere oder manchmal sogar ältere Geschwister der Schulkinder ebenfalls eine gefüllte Mini-Schultüte. Damit soll Neid unter den Geschwistern vermieden werden. Ob das sinnvoll ist oder ob jedes Kind seine Feste für sich alleine feiern können sollte, kann und soll jede Familie für sich entscheiden. Aber eines ist sicher: Der nächste „erste Schultag“ kommt bestimmt!

 

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