Warum die Ferien in Deutschland nicht zur gleichen Zeit stattfinden

Von Oula Mahfouz
„Wir haben keine Chance, uns zu sehen, außer in den Weihnachtsferien.“ Das sagte meine Schwester zu mir, nachdem sie geplant hatte, mich zu besuchen und den Rest ihrer Sachen hier zu holen. Sie ist mit ihren Kindern im vergangenen August in die Nähe von Hamburg gezogen. Ihre Kinder haben das Schuljahr hier beendet und mussten nach dem Umzug dort gleich das nächste Schuljahr starten, ohne Ferien zu haben. Als sie dann Herbstferien hatten, mussten meine Kinder hier zur Schule gehen. Als einzige Chance bleiben uns die Weihnachtsferien, wenn Züge und Autobahnen überfüllt sind. Dann habe ich mich gefragt: Warum gibt es diese unterschiedlichen Ferienzeiten in einem Land?
Deutschland hat sechzehn Bundesländer und jedes hat seine eigenen Ferienzeiten. Was die Sommerferien angeht, so variieren sie zeitlich zwischen den Bundesländern im Zeitraum Juni bis September, sie dauern jeweils ungefähr sechs Wochen. Die Sommerferien werden im Wechsel zwischen den Bundesländern festgelegt. Man will ein Verkehrschaos zu Beginn und zum Ende der Ferien vermeiden und Staus in touristischen Gebieten, Hotels, Bahnhöfen und Flughäfen reduzieren. Hinzu kommen auch wirtschaftliche Gründe: Die Tourismusbranche möchte die Sommerferienzeit möglichst verlängern und so eine größere Auslastung der Unterkünfte erreichen. Die sechzehn Bundesländer sind in fünf Gruppen eingeteilt. Alle Bundesländer der Gruppe haben gleichzeitig Sommerferien. Sie liegen oft geografisch nah beieinander wie Niedersachsen und Bremen und sind wirtschaftlich eng miteinander verbunden.
Die Bundesländer legen abwechselnd die Sommerferienzeit fest, sodass alle mal frühere und mal spätere Sommerferien haben. Aber zwei Bundesländer nehmen nicht an dieser Regelung teil: Bayern und Baden-Württemberg. Die Sommerferien beginnen dort jedes Jahr später als im Rest Deutschlands, meist Ende Juli oder Anfang August. Die Schulen haben dort nämlich traditionell lange Pfingstferien von zwei Wochen. Die Regelung stammt schon aus dem Jahr 1964, als viele Kinder in den Agrarländern Bayern und Baden-Württemberg im Spätsommer bei der Ernte helfen mussten und nicht zur Schule gehen konnten.
Allerdings sind in Bayern und Baden-Württemberg nicht alle glücklich mit den Spätsommerferien, zum Beispiel Skandinavien-Fans, die im Juni in Schweden Mittsommer feiern wollen. Dies ist jedoch aufgrund der späten Ferien nicht möglich. Außerdem wird die Ausnahmeregelung für Bayern und Baden-Württemberg im Rest der Republik oft kritisch gesehen. Manche ärgern sich darüber, dass Familien aus dem Süden teilweise in der Nebensaison in den Urlaub fahren und von günstigeren Preisen profitieren können.
Jetzt freuen wir uns sehr auf die Weihnachtsferien. Das wird die Zeit sein, in der wir uns wieder mit der Familie treffen können.
Weitere Informationen: https://www.galileo.tv/life/was-deine-oma-generation-mit-dem-sommerferien-streit-zu-tun-hat/

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www.tuenews.de

Urlaub in den Sommerferien. Foto: tünews INTERNATIONAL / Oula Mahfouz.

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