Mohammad und der Kassenbon

Mohammad arbeitet im Einzelhandel. Wenn er kassiert, fragt er immer: „Wollen Sie den Kassenzettel?“ Neulich rief er einem Mann nach, der für etwa 50 Euro Lebensmittel, Obst, Servietten, Getränke eingekauft hatte und schon mit dem Einkaufswagen davonfuhr. Der kam mit rotem Kopf zurück, Mohammad nahm ihn als angespannt wahr. Der Mann sagte: „Ja, ich werde zuhause kontrolliert.“ Wenn er heimkomme, prüfe seine Frau, was er eingekauft habe. Das fand Mohammad interessant. In Afghanistan, von woher er vor sieben Jahren kam, würden die Männer für das Familieneinkommen arbeiten und müssten sich nicht rechtfertigen. Mohammad vermutet, dass bei dem Mann bestimmt auch die Frau arbeiten geht. Und beide würden sich wohl wechselseitig informieren, damit das Geld bis zum Monatsende reiche. Er schätzt, dass sich bei ihm im Einzelhandel mehr als 80 Prozent der Erwachsenen den Kassenzettel geben lassen. Angesichts der gegenwärtigen Teuerung haben auch andere davon berichtet, dass sich die Leute öfter den Kassenbeleg geben lassen (z.B. Artikel tun22102603). Mohammad erzählt, dass moderne Kassen den Beleg nur unmittelbar nach der Buchung ausdrucken können, danach nicht mehr. Wer immer ihn braucht, muss ihn sich also gleich geben lassen: Wer damit überprüfen will, ob Mohammad die Preise richtig eingetippt hat; wer den Beleg wegen einer Garantie später braucht oder wer seine Einkäufe vor seiner Frau oder seinem Mann rechtfertigen muss.

tun23040501

www.tuenews.de

Kassenbon, behalten oder wegwerfen? Foto: tünews INTERNATIONAL / Batool Hadous

001947

 

 

 

TÜNEWS INTERNATIONAL

Related posts

Contact Us

Magazine Html