Einwanderungsland Deutschland:

Migranten in besser bezahlten Berufen unterrepräsentiert

Von Ute Kaiser

Mehr als jeder dritte Mensch in Baden-Württemberg hat einen Migrationshintergrund. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamts im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Menschen oder 33,8 Prozent der Bevölkerung. In Baden-Württemberg lag ihr Anteil über dem deutschlandweiten Durchschnitt. Dort hatten im vergangenen Jahr 21,2 Millionen Menschen (26,0 Prozent der Bevölkerung) einen Migrationshintergrund. Das ist ein Zuwachs von 2,1 Prozent, aber nach Angaben des Statistischen Bundesamts der schwächste prozentuale Anstieg seit 2011. Migrationshintergrund hat nach Definition der Behörde, wer selbst oder von dem mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.

Im Jahr 2019 waren deutschlandweit gut 52 Prozent der Menschen mit Einwanderungsgeschichte Deutsche. Etwas mehr als die Hälfte dieser 11,1 Millionen Menschen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft seit der Geburt. Knapp zwei Drittel aller Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sind aus einem anderen europäischen Land Eingewanderte und ihre Nachkommen. Aus Asien kamen 22 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund (4,6 Millionen). 3,2 Millionen von ihnen haben einen Bezug zum Nahen und Mittleren Osten. Die Türkei (13 Prozent), Polen (11 Prozent) und die Russische Föderation (7 Prozent) sind „die wichtigsten Herkunftsländer“, so das Bundesamt. Knapp fünf Prozent der MigrantInnen haben einen Bezug zu Afrika.

Fast jede/r Zweite ist in Deutschland eingewandert, um mit der Familie leben zu können. Andere waren auf der Flucht. Zahlreiche kamen, um in Deutschland Geld zu verdienen. In einigen Branchen arbeiten besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund. Das Statistische Bundesamt nennt die Reinigungsberufe mit 55 Prozent, die Lagerwirtschaft sowie die Lebensmittel- und Genussmittelproduktion mit jeweils 38 Prozent und die Altenpflege mit 30 Prozent. Auch im Verkauf von Lebensmitteln waren Beschäftigte aus Einwandererfamilien „im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung leicht überrepräsentiert (28 Prozent)“, so das Bundesamt. In diesen Berufen wird in der Regel weniger verdient als in Bereichen, in denen Menschen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert sind: in medizinischen Berufen, als Lehrende an allgemeinbildenden Schulen oder bei Polizei und Justiz.

Es gibt in Deutschland Initiativen, die sich gegen die Fragestellung der Datensammlung wenden – woher die Vorfahren kamen. Die KritikerInnen, die für Vielfalt in der Gesellschaft eintreten, schlagen stattdessen vor zu fragen, wie viele Menschen strukturellen Rassismus erleben.

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Foto: tünews INTERNATIONAL; Mostafa Elyasian,30.07.2020

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