Die Khans: Treffpunkte des Ostens und Westens

Von Youssef Kanjou
Die Kommunikation zwischen dem Osten und dem Westen begann vor sehr langer Zeit aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich wegen des Handels. Dies wurde durch verschiedene Phänomene belegt, insbesondere historische Gebäude, die trotz der Kriege bis heute erhalten sind. Zu den wichtigsten dieser Gebäude zählen die Khans (Karawansereien). Das Wort Khans stammt aus dem Persischen oder Türkischen und bedeutet: Herbergen für Reisende, die heute meist durch Hotels ersetzt wurden. Die Khans waren weit verbreitet in den großen Städten des Ostens, die durch ihren blühenden Handel und ihre internationalen Beziehungen gekennzeichnet sind wie Aleppo, Damaskus, Kairo und Istanbul.
In der Altstadt von Aleppo gibt es immer noch etwa 24 Khans. Früher existierten wahrscheinlich bis zu 150 Khans in der Stadt und ihrer Umgebung. Der älteste und immer noch bestehende Khan ist der Khan al-Qadi aus der Mamlukenzeit (1450), aber ihre Blütezeit war in der osmanischen Ära ab etwa 1520.
Der Bau des Khans zeichnet sich durch seine große Fläche und seine traditionelle Form aus, typisch für die arabische ostislamische Architektur. Normalerweise sind der Eingang und die Fassade mit geometrischen Mustern und arabischen Schriften verziert. Das Khan-Gebäude besteht in der Regel aus zwei Stockwerken. Das erste Stockwerk ist für ausländische Händler und Reisende vorgesehen, während das Erdgeschoss für die Lagerung ihrer Waren und den Verkauf derselben sowie für Ställe für Pferde und Kamele genutzt wird. Die äußere Form des Khans ist in der Regel rechteckig oder quadratisch. Der Eingang führt zu einem offenen Innenhof, in dessen Mitte sich ein Wasserbecken befindet, das von den Räumen im Erdgeschoss und im Obergeschoss zu sehen ist.
Die meisten Khans in Aleppo waren für europäische Händler aus Ländern wie Italien, Belgien, Frankreich und England bestimmt. Jeder Khan war für Händler aus einem bestimmten Land reserviert. Zum Beispiel gibt es den sogenannten „Khan al-Bunduqia“ für Händler aus Venedig, da die Handelsbeziehungen zwischen Aleppo und Venedig seit langer Zeit bestanden. Dies geht auf ein Handelsabkommen zwischen dem Königreich Aleppo und der Republik Venedig im Jahr 1207 zurück, als Aleppo unter der Herrschaft von Al-Adil Ghazi ibn Salah ad-Din stand.
Später, mit zunehmenden Handelsbeziehungen und aufgrund der Bedeutung dieser Gebäude, änderte sich die Funktion der Khans. Einige Khans in Aleppo wurden zu den Konsulaten europäischer Länder wie der Khan al-Nahhasin, der 1539 erbaut wurde. Er war zunächst Sitz des venezianischen Konsulats (1548–1675) und wurde später zum Sitz des belgischen Konsulats. Den Khan al-Habal oder französischen Khan in Aleppo bezog das französische Konsulat, den Khan al-Jumruk das britische Konsulat. Der Khan Marquboli (Khan al-Albiyah) wurde zum Sitz des italienischen Konsulats. Sogar einige wohlhabende europäische Familien ließen sich in diesen Khans nieder und wandelten sie in private Wohnsitze um wie die österreichische Buche-Familie und die italienische Marquboli-Familie. Die Nachkommen dieser Familien leben immer noch in Aleppo.
Zurzeit dienen die Khans nicht mehr als Unterkunft für Händler oder als Konsulatszentren wie in der Vergangenheit, aber sie bleiben dennoch lebendig. Sie sind traditionelle architektonische Denkmäler und Orte für vielfältige Erinnerungen, kulturelle und handelsbezogene Erfahrungen sowie Treffpunkte des Ostens und des Westens. Sie sind immer noch ein auffälliges architektonisches Erbe in den historischen Städten des Ostens und ein integraler Bestandteil ihrer Identität und Geschichte. Um weiterhin relevant zu bleiben, haben die meisten von ihnen sich in traditionelle Handelsmärkte, kulturelle Zentren und Museen verwandelt. Einige von ihnen sind aber auch zu luxuriösen Fünf-Sterne-Hotels geworden.

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Ein alter Khan in Nordzypern dient längst als Touristenmagnet. In den ehemaligen Quartieren im ersten Stock der früheren Herberge an einer Karawanenstraße sind heute Souvenir-Shops. Foto: tünews INTERNATIONAL / Ute Kaiser

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