Muslimische Seelsorger an der Tübinger Uniklinik

An der Tübinger Uniklinik begleiten muslimische Seelsorger Menschen islamischen Glaubens während ihres Krankenhausaufenthalts. Die Beratungen werden von Hazem Elgafari koordiniert, der seit 2017 als Seelsorger arbeitet. Das Team besteht aus drei Männern und zwei Frauen.
Nicht nur wenn es um Leben und Tod geht, suchen Menschen Unterstützung durch Geistliche. Wie Hazem Elgfari während der Interkulturellen Woche berichtete, erhält er beispielsweise auch Anfragen während des Ramadan. Darf ein gläubiger Muslim lebenswichtige Medikamente während der täglichen Fastenzeit einnehmen oder muss er bis zum Sonnenuntergang warten? Wie Elgafari schildert, versichert er den Patienten, dass sie die Medikamente auf jeden Fall zum ärztlich verordneten Zeitpunkt einnehmen müssen. Das Fasten könne nachgeholt werden. Schließlich schreibe der Koran auch vor, den Körper gesund zu halten.
Elgafari und seine Kollegen helfen, wenn es kulturelle Differenzen gibt – etwa den Umgang mit Besuchen am Krankenbett. Sie erklären auch, warum es sich nicht immer vermeiden lässt, dass Patientinnen von einem männlichen Pfleger gewaschen werden. Die Seelsorger können auch vermitteln, wenn es darum geht, wer wichtige medizinische Entscheidungen treffen darf. „In arabischen Ländern entscheidet der Arzt“, sagt Elgafari. In Deutschland gilt das Selbstbestimmungsrecht des Patienten. Das kann zu Konflikten mit Familien führen, in denen der Mann beispielsweise für seine Frau entscheiden will, wenn eine wichtige Operation ansteht. Auch am Ende des Lebens stehen Muslime oft vor Konflikten: So ist etwa die Feuerbestattung im Koran verboten, berichtet Elgafari.
Muslimische Seelsorgerinnen sind auch Ansprechpartnerinnen, wenn beispielsweise die Frage einer Abtreibung im Raum steht, weil das ungeborene Kind schwere Behinderungen hat.
Die Beraterinnen und Berater sprechen Deutsch, Arabisch, Türkisch und Englisch. Sie arbeiten – anders als ihre christlichen Kolleginnen und Kollegen – ehrenamtlich und sind unabhängig von den jeweiligen Moscheevereinen. Elgafari stammt aus Ägypten und gehört zu den ersten Absolventen des Studiengangs islamische Theologie in Tübingen. Er hat zwischenzeitlich auch als Gefängnisseelsorger gearbeitet und sitzt im Tübinger Integrationsrat. An der Uniklinik koordiniert er die Dolmetscherteams.
Die ehrenamtlichen muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorger sind telefonisch unter 07071-29 87679 zu erreichen. Die Mail-Adresse lautet: Hazem.Elgafari@med.uni-tuebingen.de
An der Uniklinik liegt ein mehrsprachiger Flyer aus.
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/files/view/VOqdrp5bGlyVkbK490AexN8R/2020_10_27_UKT_Seelsorgekonzept.pdf

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Kliniken in Tübingen. Foto: tünews INTERNATIONAL / Mostafa Elyasian.

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