Fast zwei Drittel der 2015 Geflüchteten arbeiten

Immer wieder wird behauptet, dass zu wenige Geflüchtete Jobs haben. Das stimmt nicht, wie eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeit und Berufsforschung (IAB) zeigt. Alle Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022. Ein Ergebnis: Je länger Schutzsuchende in Deutschland waren, desto mehr waren erwerbstätig. Nach sieben Jahren arbeiteten 64 Prozent (knapp zwei Drittel) der 2015 nach Deutschland Geflüchteten. Neun von zehn dieser Beschäftigten waren sozialversicherungspflichtig angestellt. Wer 2022 voll berufstätig war, verdiente im Monat durchschnittlich 2.570 Euro. Bezogen auf alle berufstätigen Geflüchteten waren es monatlich 2.250 Euro brutto.
Geflüchtete Frauen schnitten bei der Erwerbstätigkeit schlechter ab. Ihre Beschäftigungsquote lag nach sieben Jahren bei 33 Prozent im Gegensatz zu 72 Prozent der nicht geflüchteten weiblichen Bevölkerung. Einige Gründe: Geflüchtete Frauen kümmerten sich mehr um Haushalt und Kinder als Männer. Sie besuchten seltener Sprachkurse oder Bildungsangebote und nutzten weniger Beratungen. Sie waren in ihren Herkunftsländern weniger erwerbstätig – und wenn eher in Berufen, die in Deutschland stark reglementiert sind wie zum Beispiel der Bildungssektor. Das bedeutet: Sie konnten ihre Fähigkeiten und Qualifikationen auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwerer verwerten.
Positiv auf die Erwerbstätigkeit allgemein wirkten sich der Studie zufolge abgeschlossene Sprachkurse und die Berufsberatung beim Jobcenter oder der Agentur für Arbeit aus. „Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen“, so die AutorInnen der Studie.
Eine wesentliche Rolle spielte auch das Gefühl, von der Gesellschaft akzeptiert zu sein. Diejenigen, die sich willkommen gefühlt hatten, waren mit größerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig. Auflagen zum Wohnsitz dagegen behinderten den Einstieg in die Arbeitswelt.
Insgesamt kommen die IAB-Forscher zu dem Ergebnis, dass institutionelle und politische Rahmenbedingungen entscheidend für die Integration in den Arbeitsmarkt sind. „So geht die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten einher“, so die Forscher.
Eine Pressemitteilung und eine Zusammenfassung der Studie finden sich auf:
https://iab.de/arbeitsmarktintegration-von-gefluechteten/

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Die Agenur für Arbeit in Tübingen. Foto: tünews INTERNATIONAL / Mostafa Elyasian

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