Auch Frauen können Extremistinnen werden

Von Natalie Hekmat

 

Wenn wir uns extremistische Menschen vorstellen, dann denken wir oftmals an aggressive und gewalttätige Männer – darin waren sich die ReferentInnen der Fachtagung „Extrem.ist.in. Frauen in salafistischen und rechtsextremistischen Milieus“ in Stuttgart-Hohenheim einig. Allerdings sind auch häufig Frauen in solchen Gruppierungen zu finden und übernehmen dort wesentliche Aufgaben. Sie übermitteln beispielsweise extremistische Ideologien oder werden gewalttätig gegenüber Personen, die ihrem Feindbild entsprechen. Sie werden aber auch dann nicht als Täterinnen ernstgenommen, sondern als Opfer von oder „als die Frauen von“ männlichen Tätern betrachtet.

Nach Ansicht der ReferentInnen Derya Şahan und Judith Rahner sollte eine Zugehörigkeit in extremistische Milieus sehr ernst genommen werden. Diese Gruppen sind in der Regel gewaltverherrlichend. Beispielsweise rufen SalafistInnen zur terroristischen Bekämpfung der westlichen Welt auf und verbreiten Hassbotschaften. AnhängerInnen von rechtsradikalen Ideologien wenden Gewalt gegen Geflüchtete an oder setzen Erstaufnahmestellen in Brand. Aber auch linksextreme Männer und Frauen sehen oft Sachbeschädigungen und Gewalt gegen PolizistInnen als legitime Mittel an.

Doch warum entscheiden sich Frauen zu solchen Taten? Extremistische Gruppierungen bieten leichte Antworten für offene Fragen, haben ihre eigenen „Wahrheiten“ und vermitteln eigene Werte. Sie versprechen einen Kampf für die vermeintliche „Gerechtigkeit“. Außerdem ermöglichen sie die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, was besonders für Menschen anziehend ist, die in instabilen Familienverhältnissen leben. Besonders Jugendliche sind anfällig für solche „Versprechen“, da sie noch in der Findungsphase ihres Charakters sind, viele offene Fragen haben und gegen Regeln der Schule oder ihrer Eltern rebellieren.

 

Extremismus – Nein, danke!

Die aktive Mitgliedschaft in extremistischen Gruppierungen kann unter anderem Familien zerstören, die Persönlichkeit verändern und zu Straftaten verleiten. Mitglieder befinden sich meist in einem Abhängigkeitsverhältnis zu der jeweiligen Gruppierung und finden alleine keinen Ausweg. Auch betroffene Opfer von extremistischen (Gewalt-) Taten fühlen sich hilflos. Deshalb gibt es in Deutschland und auch im Landkreis Tübingen mehrere Beratungsstellen. Wer AngehörigeR von TäterInnen oder Menschen ist, die aus extremistischen Gruppen aussteigen wollen, oder wer selbst Opfer extremistischer Gewalt geworden ist, findet hier Beratungsangebote:

Das Tübinger Kompetenzzentrum gegen Extremismus in Baden-Württemberg (konex) bietet Ausstiegsberatung bei Rechts-, Links- und Ausländerextremismus (z.B. Mitgliedern der NPD, VOLKSFRONT, PKK) sowie bei Islamismus (z.B. AnhängerInnen des IS). Genaue Informationen und die jeweiligen Rufnummern gibt es unter: https://www.konex-bw.de

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat ein weiteres spezielles Ausstiegsprogramm für Mitglieder von rechtsextremen Gruppen. Mehr Informationen unter:
https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/aussteigerprogramm-rechtsextremismus

Die Antidiskriminierungsberatung (Adis) bietet eine kostenfreie Beratung für Menschen, die aufgrund eines Merkmals oder einer Zuschreibung wie Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Alter, Behinderung, Aussehen oder sozialer Status von Abwertung oder Benachteiligung betroffen sind. Mehr Informationen unter:
https://adis-ev.de/beratung/antidiskriminierungsberatung

Für die Beratung und Auskunft für Betroffene von rechter Gewalt steht LEUCHTLINIE in Baden-Württemberg. Das ist eine direkte Hilfs- und Anlaufstelle für Menschen, die von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt betroffen sind: https://www.leuchtlinie.de

RESPECT! ist eine Meldestelle für Hetze im Netz. Hierbei prüft die Meldestelle beispielsweise, ob Gesetze verletzt wurden und leitet daraufhin weitere Schritte ein. Außerdem unterstützt sie Betroffene dabei, in Fällen von Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung Anzeige zu erstatten. Weiteres unter:
https://demokratiezentrum-bw.de/angebote/respect-die-meldestelle-fuer-hetze-im-netz/

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Impressionen zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie: Foto: tünews INTERNATIONAL; Mostafa Elyasian.

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