Halal und Haram: Was steckt hinter diesen Begriffen?

Von Oula Mahfouz
Der Begriff „Halal“ wird oft verwendet, wenn es um Lebensmittel geht, aber was genau bedeutet er in der islamischen Religion? Das Wort „Halal“ bedeutet „erlaubt“ und bezieht sich auf Dinge und Handlungen, die im Islam erlaubt sind, es betrifft aber nicht nur Lebensmittel. Das Gegenteil des Wortes „Halal“ ist das Wort „Haram“. Dazwischen steht das Wort „Makruh“ und bedeutet „unbeliebt“ oder „unerwünscht“. Damit wird bezeichnet, was man lieber lassen sollte, aber wenn man es nicht lässt, ist es keine Sünde.
Was als „Halal“ und „Haram“ gilt, darüber gibt es teilweise unterschiedliche Meinungen. Denn es gibt im Islam verschiedene Glaubensgruppen und Sekten. Nach dem Tod des Propheten Mohammad im Jahre 632 und dem Aufkommen neuer rechtswissenschaftlicher Fragen brauchten die Muslime einen Bezugspunkt, auf den sie bei Meinungsverschiedenheiten zurückgreifen konnten. Dadurch entstanden die Sekten. Die sunnitische Gemeinschaft zum Beispiel hat vier Hauptsekten, deren Bezeichnungen auf den Namen des Imams zurückgehen, der die jeweilige Sekte gegründet hat. Die Imame stimmten zwar in allen grundlegenden Prinzipien der Rechtswissenschaft überein, aber sie unterschieden sich in Einzelregelungen, weil einige Rechtsentscheidungen je nach Situation unterschiedlich bewertet worden sind und die Sekten jeweils andere Beweise dafür aus dem Koran und den Aussprüchen des Propheten abgeleitet haben.
„Halal“ sind die pflanzlichen und tierischen Lebensmittel, die gegessen werden dürfen, weil sie nichts enthalten, was von der Scharia (dem islamischen Recht und Gesetz) verboten ist. Bei der Zubereitung und Verarbeitung dürfen keine Verfahren benutzt werden, die nach der Scharia verboten sind und die Gesundheitsanforderungen nicht erfüllen.
Der Verzehr von tierischem Fleisch ist nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Zum Beispiel muss das Tier vor der Schlachtung lebend sein und darf nicht betäubt oder elektrischem Strom ausgesetzt werden, was zu seiner Tötung vor der Schlachtung führen würde. Das Tier wird vom Hals aus geschlachtet, und die Kehle wird in einer Bewegung durchgeschnitten, damit der Schlachtprozess schnell und ohne anhaltende Schmerzen abgeschlossen werden und das Blut aus dem Körper fließen kann.
Das Ziel beim Schlachten eines Tieres auf islamische Weise besteht darin, dass das gesamte Blut aus dem Körper des Tieres entfernt wird. Wenn das Tier stirbt, bevor es geschlachtet wird, gerinnt das Blut in seinen Adern und bleibt damit im Körper. Das Schlachten muss unter Bedingungen durchgeführt werden, die vom Propheten genau benannt werden: Das Tier darf unter keinen Umständen gequält oder Stress und Leiden ausgesetzt werden. Das Messer muss scharf und frei von Mängeln oder Beschädigungen sein, damit das Tier schnell und in einer Bewegung ohne Schmerzen geschlachtet werden kann. Die Luft- und Speiseröhre, sowie beide Schlagadern müssen ebenfalls abgeschnitten werden. Die gesamten Kopf- und Halswirbel sollten nicht abgeschnitten werden, bis das gesamte Blut abgeflossen ist. Auf diese Weise dauert der Schmerz des geschlachteten Tieres nicht länger als ein paar Sekunden an, da alle Systeme des Körpers damit beschäftigt sind, das Gehirn mit Blut zu versorgen.
Es ist auch erlaubt, Fische und andere Wassertiere zu essen, aber nur solche, die immer im Wasser leben und keine Amphibien sind.
Diese Lebensmittel werden im Koran und in den Aussprüchen des Propheten verboten:
– Tote Tiere, die nicht auf islamische Weise geschlachtet wurden mit Ausnahme der Tiere, die im Wasser leben.– Lebensmittel, die Blut enthalten.
– Schweinefleisch: Das islamische Verbot des Verzehrs von Schweinen ist eine Erweiterung des Verbots in früheren monotheistischen Religionen. Die detaillierten Gründe für das Verbot kommen nur in diesem Koran-Vers vor: „denn das ist eine Unreinheit oder ein Greuel“. Generell erlaubt die islamische Religion, gute Dinge zu essen, aber Unrat zu essen ist verboten. Das Schwein frisst Dreck und Kot, allerdings nicht überall: Hier in Europa beispielsweise werden Schweine heute oft in sauberen, geschlossenen, klimatisierten Ställen aufgezogen und mit gutem Futter ernährt. Außerdem gibt es Medikamente und Impfstoffe, um infektiöse Krankheiten auszuschließen, die durch den Verzehr von Schweinefleisch verursacht werden können. Aber das macht Schweine für Muslime nicht zu Halal-Lebensmitteln. Denn auch wenn es keinen expliziten Grund für ein Verbot gibt, entkräftet dies das Verbot nicht. Denn aus der Sicht des Islam gilt der Koran zu jeder Zeit und an jedem Ort, und seine Regeln ändern sich nicht.
– Fleisch von Tieren, die Fleisch fressen wie Raubvögel, ist auch verboten. Und es gibt auch Tiere, die laut dem Propheten Mohammad nicht getötet dürfen wie Ameisen, Bienen, Frösche und Wiedehopfe.
– Es ist verboten Tiere zu essen, die als Opfergaben bei nicht-islamischen Religionen geschlachtet wurden.
– Außerdem gibt es Tiere, deren Verzehr von manchen Sekten und Gelehrten verboten wird, während manche nur davon abraten, sie zu essen. Beispiele dafür sind: Insekten, mit Ausnahme von Heuschrecken, Esel, Pferde und giftige Meerestiere.
– Auch bei Lebensmitteln, Medikamenten und Artikeln, die Gelatine aus Tieren wie Schweinen oder nicht-islamisch geschlachteten enthalten, gehen die Meinungen auseinander. Einige wenige Gelehrte sagen: „Wenn Gelatine hergestellt wird, verwandeln sich diese tierischen Materialien in verschiedene Chemikalien und können daher gegessen und verwendet werden.“ Die Mehrheit der muslimischen Gelehrten aber lehnt dies als verboten ab.
– Alkohol, auch wenn er nur in kleinen Mengen vorhanden ist, wie beispielsweise in einigen Süßigkeiten und Backwaren. Einige Gelehrte machen eine Ausnahme, wenn Alkohol in äußerlichen medizinischen Anwendungen enthalten ist. Ebenso verboten sind Rauschmittel und Drogen.
– Verboten ist nach den Hadithen (Aussprüchen) des Propheten auch alles, was dem Körper schadet. Früher waren sich muslimische Gelehrte in Bezug auf das Thema Rauchen uneinig, der Großteil von ihnen hat es verboten, einige hielten es für „Makruh“ (unbeliebt). Aber aufgrund der zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Schädlichkeit des Rauchens verbieten es nun die wichtigsten Gelehrten.
Das Recht und Gesetz des Islam, die Scharia, kennt auch die Regel: „In der Not können Verbote übertreten werden.“ Für eine Person, die in Gefahr ist, an Hunger oder Durst zu sterben, wird daher die Ausnahme gemacht, auch Verbotenes zu essen oder zu trinken.
Die Verbote im Koran und den Aussprüchen des Propheten umfassen nicht das gesamte Verhalten der Muslime. Aber prinzipiell ist alles, was nicht explizit verboten ist, auch tatsächlich erlaubt. Der Prophet sagt darüber: „Gott hat Verpflichtungen auferlegt, vergesse sie nicht, er hat Grenzen gesetzt, übertrete sie nicht, und er hat Dinge verboten, tue sie nicht. Er schwieg über Dinge aus Barmherzigkeit und nicht aus Vergesslichkeit, so untersuche sie nicht“, nämlich ob sie Halal oder Haram sind.

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“Halal” bedeutet “erlaubt”. Foto: tünews INTERNATIONAL / Oula Mahfouz.

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