Schwarzarbeit: Geschäft mit vielen Risiken

Wer in Deutschland angestellt arbeitet, stellt Ende des Monats fest, dass sich der Lohn nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben deutlich verringert hat. Manche Arbeitgeber und Arbeitnehmer geraten dadurch in Versuchung, das durch „Schwarzarbeit“ zu umgehen. Dann fallen Sozialabgaben und Steuern weg und den Lohn gibt es bar auf die Hand. Doch das ist kein gutes Geschäft, sondern illegal. Allen Beteiligten drohen Strafen, die Beschäftigten haben außerdem eine ganze Reihe von Nachteilen. Insbesondere für Migranten sind die Risiken hoch.
Was gilt als Schwarzarbeit?
In Deutschland ist Schwarzarbeit definiert als Arbeit ohne Anmeldung beim Finanzamt und bei den Sozialversicherungsbehörden. Das heißt, wenn ein Arbeitgeber keine Beiträge zur Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung für seine Arbeitnehmer abführt und auch keine Steuern überweist. Nach dem Gesetz muss ein Arbeitgeber die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und einem Arbeitnehmer außerdem mindestens den Mindestlohn zahlen. Er beträgt in den meisten Branchen 12 Euro. Das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung (SchwarzArbG) definiert, welche Art von Arbeit illegal ist:
https://www.gesetze-im-internet.de/schwarzarbg_2004/__8.html)
Illegal verhält sich auch, wer Sozialleistungen bezieht und Arbeitseinkommen nicht bei den Behörden meldet.
Welche Ausnahmen gibt es?
Nicht jeder, der seinem Nachbarn mal im Garten hilft und dafür etwas Geld bekommt, arbeitet schwarz. Gelegentliche Tätigkeiten bei Verwandten oder Nachbarn sind kein Problem – wenn es wirklich bei Einzelfällen bleibt. Wer aber dem Nachbarn regelmäßig bei der Reparatur seines Autos hilft und dafür regelmäßig bezahlt wird, gilt als Schwarzarbeiter.
Wann sollte man als Arbeitnehmer misstrauisch werden?

Seriöse Arbeitgeber verlangen bei der Bewerbung um eine Stelle folgende Dokumente: Steuernummer, Krankenversicherungsnachweis und aktuelle Wohnanschrift. Außerdem wird ein vertrauenswürdiger Arbeitgeber niemals Gehalt in bar auszahlen. Wer unsicher ist: Die Beratungsstellen der Fachstelle Faire Integration bieten anonyme und kostenlose Hilfe in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an:
https://www.faire-integration.de/de/topic/11.beratungsstellen.html)
Welche Nachteile hat Schwarzarbeit für Arbeitnehmer?

Zunächst einmal riskieren sie Strafen, wenn sie erwischt werden. Beträge von bis zu 5000 Euro werden vor allem dann festgesetzt, wenn Schwarzarbeiter auch noch selbst weitere Personen als Schwarzarbeiter beschäftigen. Dann kann es sogar zu einer Verhaftung kommen. Migranten droht schlimmstenfalls die Abschiebung und eine Wiedereinreisesperre. Doch es gibt noch andere Risiken: Schwarzarbeiter haben keinen Schutz bei Arbeitsunfällen und bei Krankheit – manchmal sind sie noch nicht einmal krankenversichert. Auch bei Arbeitslosigkeit erhalten sie keine Leistungen. Und für die Rente im Alter zahlt auch niemand Beiträge.
Eines der größten Probleme im Zusammenhang mit illegaler Beschäftigung ist Ausbeutung. Illegal Beschäftigte sind häufig schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt, wie unregelmäßigen Arbeitszeiten ohne angemessene Bezahlung oder unsichere Arbeitsbedingungen. Da vor allem Migranten oft noch wenig über ihre Rechte auf dem Arbeitsmarkt wissen, sind sie besonders gefährdet, Opfer von Ausbeutung zu werden. Das gilt vor allem, wenn sie noch nicht gut Deutsch sprechen. In solchen Fällen kann die Beratungsstelle „mira – Mit Recht bei der Arbeit“ helfen. Das Projekt richtet sich gegen die Ausbeutung von Flüchtlingen und Migranten aus Drittstaaten auf dem Arbeitsmarkt. Die Beratungsstelle informiert Migrantinnen und Migranten über ihre Arbeitsrechte und begleitet und unterstützt sie dabei, ihre Rechte wahrzunehmen. Jeder kann sich an das Zentrum wenden und sich kostenlos und vertraulich beraten lassen. Weitere Infos:
https://mira-beratung.de/
Was droht Arbeitgebern?
Auch sie machen sich strafbar, die Geldstrafen können bis zu 50 000 Euro betragen. In besonders schwerwiegenden Fällen droht auch ihnen die Verhaftung.
Welche Nachteile hat Schwarzarbeit für die Gesellschaft?
Illegale Beschäftigung vernichtet legale Arbeitsplätze, erhöht die Arbeitslosigkeit und entzieht dem Staat Einnahmen wie Steuern und Sozialbeiträge, warnt beispielsweise der deutsche Zoll. Für 2022 schätzt die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FSK) der deutschen Zollverwaltung die Höhe des durch Schwarzarbeit verursachten Schadens auf rund 686,4 Millionen Euro. In Wirklichkeit dürfte die Summe noch deutlich höher liegen, denn dieser Betrag enthält lediglich die von der Behörde im Rahmen von Straf- und Verwaltungsverfahren ermittelten Verluste.
Weitere Infos zur Schwarzarbeit gibt es auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums:
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Zoll/Gerechtigkeit-faire-Arbeit/illegal-ist-unsozial.html

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Finanzamt in Tübingen im Thiepval-Areal. Foto: tünews INTERNATIONAL / Mostafa Elyasian.

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