Naturkatastrophen führen manchmal zu archäologischen Entdeckungen

Von Youssef Kanjou
Archäologische Denkmäler sind von Naturkatastrophen bedroht, durch Überschwemmungen, Brände, Erdbeben – oft als Folge der Klimaveränderung. Andererseits haben Naturkatastrophen historische Orte besonders konserviert, so dass sie für Archäologen ideale Zeugnisse der Vergangenheit sind, so etwa haben Vulkanausbrüche auf Santorin und des Vesuvs die bedeutenden Siedlungen Alt-Thera und Pompeji für die Nachwelt bewahrt. Weniger bekannt ist, dass Naturkatastrophen gerade auch zur Entdeckung besonders interessanter archäologischen Stätten geführt haben. Gegenwärtig haben Katastrophen, zum Beispiel in der Türkei und in Libyen, dazu beigetragen, bislang unbekannte archäologische Überreste freizulegen.
Im Februar 2023 ereignete sich ein verheerendes Erdbeben in der Region an der syrisch-türkischen Grenze, die weltweit für einen besonderen Reichtum an archäologischen Stätten bekannt ist. Das Erdbeben verursachte massive Schäden in den Städten und auch an antiken Ruinen. Jedoch kam es dadurch zu einer wichtigen Entdeckung in der antiken Stadt Alalakh im Süden der Türkei, nahe der syrischen Grenze. (Sie war im 17. und 18. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt des Mukesh-Königreichs und gehörte zum Königreich von Yamhad, dem heutigen Aleppo). Das Erdbeben zerstörte in dieser Stadt einige alte Mauern und ließ Häuser einstürzen. Während der Dokumentation der Schäden wurde unter den Trümmern eine Tontafel mit keilschriftlichen Texten gefunden, die wichtige historische Details aus der Zeit vor etwa 3800 v. Chr. enthält. Diese Tafel enthält einen Kaufvertrag für eine gesamte Stadt sowie Informationen über den Käufer, den Verkäufer und die Zeugen des Kaufs. Der Käufer war Yarim-Lim, der König von Alalakh, und es wurden die Namen wichtiger Persönlichkeiten in der Stadt erwähnt, die diesen Vertrag bezeugten. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Könige in jener Zeit über eine so große wirtschaftliche Macht verfügten, die es ihnen ermöglichte, eine andere Stadt zu erwerben.
Die Überschwemmungen von 2023 in der Stadt Derna in Libyen, einer wichtigen Stadt zur Zeit des Römischen Reiches, führten zur Entdeckung zahlreicher archäologischer Überreste, die zuvor unbekannt waren. Zum Beispiel wurde die östliche Seite der historischen römischen Mauer freigelegt, die die antike Stadt Derna umgab und die eine quadratische Form hatte. Aufgrund des Baus einer islamischen Stadt über diesen Ruinen war sie nicht sichtbar, bis die Überschwemmungen einen großen Teil davon freilegten. An vielen archäologischen Stätten in der Nähe von Derna wurden zahlreiche Gräber und eine Ölpresse aus hellenistischer Zeit entdeckt.
All das deutet darauf hin, dass immer noch viele antike Überreste verborgen sind und darauf warten, entdeckt zu werden, sei es durch archäologische Ausgrabungen oder als Ergebnis von Naturkatastrophen. Solche Entdeckungen können unser Wissen über die antiken Zivilisationen verändern.

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Überreste der Mauer der libyschen Stadt Derna, die aus der Römerzeit stammt und durch die Überschwemmungen 2023 sichtbar wurde. Foto: tünews INTERNATIONAL / Mnzmt Asatyr Alawlyn

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