Die Geschichte der Interpunktion: Wie Satzzeichen immer wichtiger wurden

Von Oula Mahfouz
Satzzeichen – Punkte, Kommas, Doppelpunkte, Fragezeichen, Semikola (Strichpunkte), Klammern, Ausrufezeichen, Gedankenstriche und Anführungszeichen –, sie alle sind in der schriftlichen Kommunikation von grundlegender Bedeutung. Sie dienen dazu, Texte zu organisieren und ermöglichen es, Gedanken und Gefühle präzise auszudrücken. Umgekehrt helfen Satzzeichen ganz erheblich, Texte überhaupt zu verstehen und sie laut vorlesen zu können. Ohne Satzzeichen sind viele Sätze doppeldeutig, das Internet ist voll von Beispielsätzen, die nur zu verstehen sind, wenn ein Komma gesetzt ist.
Die Geschichte der Interpunktion erstreckt sich über viele Jahrhunderte und hängt eng mit der jeweiligen Sprache und Kultur zusammen. Bereits in den frühen Schriftsystemen des Alten Ägypten, Babylons und Griechenlands finden sich Hinweise auf die Verwendung von Zeichen zur Hervorhebung und Strukturierung von Texten. Die Griechen verwendeten beispielsweise das schräge Strichzeichen (/), um Absätze zu kennzeichnen.
Die antiken vorwiegend mündlichen Kulturen, in denen es nur relativ wenige Texte gab, wurden im Mittelalter von der Kultur der Handschriften abgelöst, in der in großer Zahl Bücher von Hand abgeschrieben und Satzzeichen individuell eingesetzt wurden. Zu dieser Zeit gab es nur wenige Satzzeichen, die ohne feste Regeln verwendet wurden. Doch mit der bahnbrechenden Erfindung des Buchdrucks um das Jahr 1450 durch Johannes Gutenberg änderte sich alles. Der Buchdruck mit beweglichen Metalllettern ermöglichte die Massenverbreitung von Büchern und Zeitschriften und zwang zur Vereinheitlichung der Satzzeichen, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten.
Die geistige Revolution von Martin Luther, seine Bibelübersetzungen und die von ihm geforderte Liturgie in deutscher Sprache trugen zur Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache bei und beeinflussten die Verwendung von Satzzeichen in deutschsprachigen Texten. Luther verwendete beispielsweise die Virgel (Schrägstrich) anstelle des Kommas, die später durch den Beistrich (Komma) ersetzt wurde.
Mit der Verbreitung der deutschen Schriftsprache begannen Grammatiker Regelwerke zur deutschen Grammatik und Rechtschreibung zu veröffentlichen, in denen die Verwendung von Satzzeichen beschrieben wurde. Die tatsächliche Kodifizierung dieser Regeln erfolgte parallel zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht im deutschen Sprachraum im 17. Jahrhundert.
Die Verbreitung von Schulgrammatiken, insbesondere von Konrad Duden im 19. Jahrhundert, beschleunigte die Entwicklung der einheitlichen Verwendung von Satzzeichen. Dies führte zur Entstehung der heute bekannten Satz- und Wortzeichen, einschließlich Klammern, Ausrufezeichen, Gedankenstriche und Anführungszeichen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trugen Konrad Duden und die Gründung des Deutschen Reiches 1871 zur Schaffung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibnorm bei. Die endgültigen Regeln wurden 1902 auf der ersten Rechtschreibkonferenz festgelegt, und Zeichensetzungsregeln wurden erst 1903 eingeführt.
Die Zeichensetzungsregeln wurden erst mit der deutschen Rechtschreibreform von 1996, die seit August 2006 in Schulen und Behörden gilt, als gleichberechtigter Teil aufgenommen. Dies veränderte die Art und Weise, wie Satzzeichen wie der Punkt und das Komma verwendet werden, insbesondere in Bezug auf die Kommasetzung. Das moderne System der Interpunktion ist nun in Kapitel E der deutschen Rechtschreibung festgelegt.
In der arabischen Sprache waren Satzzeichen zu Beginn der Ausbreitung des Islam noch nicht bekannt. Mit der Zunahme von Fehlern in der arabischen Sprache aufgrund des Übertritts von Nicht-Arabern in den Islam und der Änderung der Bedeutung einiger Wörter wurden Punkte auf die Buchstaben gesetzt, und es begann die Beachtung der Satzzeichen. Der erste, der die Buchstaben punktierte, war Abu Al-Aswad Al-Duali.
Punkte und Linien wurden zu einem Kreis mit einem Punkt oder einer Linie darin, um Sätze zu trennen. Abu Al-Aswad Al-Duali war ein Gelehrter und Grammatiker, der im 7. Jahrhundert lebte. Er wird oft für seine Arbeit an der Entwicklung der arabischen Grammatik und Orthographie sowie für seine Beiträge zur Festlegung der Ausspracheregeln des Arabischen anerkannt.
Ahmed Zaki Pascha führte 1912 die heute verwendeten Satzzeichen in die arabische Sprache ein. Er war ein ägyptischer Politiker und Diplomat, der eine bedeutende Rolle in der ägyptischen Geschichte spielte. Er diente als Premierminister und hatte großen Einfluss auf die Modernisierung Ägyptens.
Satzzeichen sind heute ein unverzichtbares Werkzeug in unserer täglichen Kommunikation in der geschriebenen Sprache.

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Die Geschichte der Satzzeichen geht über Jahrhunderte zurück. Foto: tünews INTERNATIONAL / Sara Al Sagheer

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